Adagio – Erbarmungslose Stadt
© Emanuela Scarpa

Adagio – Erbarmungslose Stadt

„Adagio – Erbarmungslose Stadt“ // Deutschland-Start: 18. April 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Der 16-jährige Manuel (Gianmarco Franchini) steckt ganz schön in der Klemme. Nachdem er von der Polizei verhaftet wurde, zwingt ihn der korrupte Vasco (Adriano Giannini), auf einer Party einen hochrangigen Minister beim Drogenkonsum und beim Sex zu fotografieren. Manuel bekommt aber kalte Füße und versteckt sich lieber bei den Freunden seines Vaters (Pierfrancesco Favino), der früher einmal einmal ein gerissener und brutaler Gangster gewesen ist. Auf seiner Flucht macht Manuel Bekanntschaft mit Daytona (Toni Servillo), der wegen seines Vaters eine lange Gefängnisstrafe verbüßt hat und dem jungen Mann nun helfen soll. Er wirft den Sohn seines einstigen Freundes hinaus, doch es ist zu spät, denn Vasco und seine Männer haben bereits die Spur zu ihm aufgenommen. Während Rom von dem nahenden Waldbränden, Stromausfällen sowie einer schlimmen Hitzewelle heimgesucht wird, muss Manuel um sein Leben fürchten, als die Polizisten die Jagd nach ihm eröffnen.

Ein Wiedersehen in Rom

Die italienische Hauptstadt ist nicht nur die Heimat von Regisseur und Produzent Stefano Sollima, sondern auch die Kulisse vieler seiner Filme und Serien. Zuletzt hatte er in Suburra ein packendes Thrillerdrama über die Verbindungen des organisierten Verbrechen zur Politik vorgelegt. Korruption, Verbrechen und Verrat sind dabei Konstanten in seiner Trilogie über Rom, die mit der Serie Romanzo criminale begann und von der Suburra der zweite Teil ist. Mit Adagio – Erbarmungslose Stadt bringt Sollima die Filmreihe nun an ihr Ende, wobei er nicht nur die etablierten Themen aufgreift, sondern zugleich einen vorsichtigen Blick wagt auf die nächste Generation, wie diese mit den Verbrechen umgehen wird und ob sie eine Chance hat, sich aus dem Teufelskreis zu befreien.

In Suburra war Rom noch ein düsteres Pflaster, dessen Dunkelheit die moralische Verkommenheit der Figuren widerspiegelte, doch in Adagio scheint es nun vollends dem Untergang geweiht zu sein. Bedeutungsschwanger bemerkt man den orangenen Schimmer des Feuers, der immer näher kommt, während die Stromausfälle den Eindruck einer verdammten Stadt noch verschärfen. Man scheint schon in der Hölle oder zumindest in einer Zwischenstation davor angekommen zu sein, wenn man noch die schlimme Hitze miteinbezieht, die den Menschen zu schaffen macht. Die Figuren jedoch leben in einer ganz anderen Hölle oder werden durch ihre Taten zu Agenten jenes Untergangs, der wie eine gerechte Strafe wirkt für die vielen Verbrechen, die sie begangen haben. Von der ersten Minuten an erschafft Sollima eine bedrückende, düstere Atmosphäre, sodass Rom abermals wie ein Sündenpfuhl anmutet, in dem die Verbrecher von damals ein ruhiges Leben führen und die Polizei mindestens genauso abscheuliche Taten begeht. Die starken Bilder von Kameramann Paolo Camera betonen den Eindruck einer dem Untergang geweihten Stadt, in der es schon lange keinerlei Moral mehr gibt.

Väter und deren Erben

Allerdings geht Sollimas Film noch einen Schritt weiter oder nimmt vielmehr einen weiteren Aspekt unter die Lupe. Der von Gianmarco Franchini gespielte Manuel mag zwar kein Engel sein, doch er ist bei weitem noch nicht so verdorben wie die anderen, älteren Charaktere. Er wollte „nur sein Leben verbessern“, sich auch einmal „etwas Schönes und Cooles“ zulegen und seine Freundin ausführen, was den Grundstein legte für seine Verhaftung sowie die Erpressung durch Vasco. Franchini spielt einen jungen Mann, für den der sprichwörtliche Zug noch nicht abgefahren ist, der aber kurz davor steht, ebenso in die Dunkelheit zu gelangen wie sein Vater. Pierfrancesco Favino und Toni Servillo brillieren als diese Vaterfiguren, die sich dem Untergang ergeben haben und für ihre Fehler nicht geradestehen wollen. Ihre Schuld liegt ihnen wie ein Mühlstein um den Hals, das Erbe an die nächste Generation. Der Teufelskreis, so scheint Sollima zu erklären, muss durchbrochen werden, wobei sich die Frage stellt, ob ein Neuanfang gelingen kann oder die reinigende Kraft des Feuers alles verbrennen muss.

Credits

OT: „Adagio“
Land: Italien
Jahr: 2023
Regie: Stefano Sollima
Drehbuch: Stefano Sollima, Stefano Bises
Musik: Subsonica
Kamera: Paolo Camera
Besetzung: Pierfrancesco Favino, Toni Servillo, Valerio Mastandrea, Adriano Giannini, Gianmarco Franchini, Lorenzo Adorni, Silivia Salvatori

Bilder

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Adagio – Erbarmungslose Stadt
fazit
„Adagio – Erbarmungslose Stadt“ ist ein Thrillerdrama über einen Teufelskreis aus Korruption, Verbrechen und Gewalt sowie der Möglichkeit, mit diesem zu brechen. Stefano Sollima gelingt ein schauspielerisch sowie erzählerisch packender Film, der nahtlos an die vorherigen Teile seiner Trilogie über seine Heimatstadt anschließt.
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