The Twin
© Leonine

The Twin

The Twin
„The Twin“ // Deutschland-Start: 28. Oktober 2022 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Einige Zeit ist vergangen seit dem schrecklichen Unfall. Doch noch immer sind Rachel (Teresa Palmer) und Anthony (Steven Cree) über den Tod ihres Sohnes Nathan (Tristan Ruggeri) hinweggekommen. In der Hoffnung, die traurigen Erfahrungen hinter sich lassen und neu anfangen zu können, ziehen die beiden zusammen mit Nathans Zwillingsbruder Elliot (ebenfalls Tristan Ruggeri) in ein kleines finnisches Dorf. Dort, in der naturbelassenen Gegend im hohen Norden, soll alles endlich besser werden. Statt der erhofften Ruhe wartet dort aber neuer Ärger auf sie. So beginnt Elliot, sich zunehmend eigenartig zu verhalten. Er entwickelt auch ungekannte Aggressionen. Dabei lernt Rachel die eigenartige Außenseiterin Helen (Barbara Marten) kennen, die ihr unheimliche Geschichten zu erzählen hat …

Ein verpatzter Neuanfang

Es gehört in Horrorfilmen zu den beliebtesten Szenarien überhaupt: Die Protagonisten und Protagonistinnen ziehen irgendwo in eine sehr abgelegene Gegend, wo sie sich Ruhe erhoffen, teilweise einen Neuanfang. Stattdessen finden sie dabei das absolute Grauen. Dieses Grauen kann die unterschiedlichsten Formen annehmen. Bei The Retreat – No Way Out waren es kürzlich brutale Einheimische. Bei Ogre und Moloch begegnen Familien, die jeweils traumatische Erfahrungen hinter sich haben, monströsen Gestalten. The Twin geht nun in eine ganz ähnliche Richtung. Auch hier beginnt die Geschichte mit einer tragischen Vorgeschichte, der Tod des Sohns hat das Ehepaar und den Zwillingsbruder völlig aus der Bahn geworfen. Aber nichts ist so schlimm, dass es nicht noch schlimmer kommen kann.

Der finnische Regisseur und Co-Autor Taneli Mustonen (Lake Bodom) konzentriert sich dabei auf die Ereignisse innerhalb der Familie. Während andere Genrebeiträge üblicherweise eine Bedrohung von außen etablieren, welche sich den Hauptfiguren annähert, da beginnt bei The Twin das Übel aus dem Inneren heraus. Das ist gewissermaßen noch fieser, da auf diese Weise die Rückzugsmöglichkeiten fehlen. Die Familie, sonst der zu beschützende Schatz und zugleich selbst eine Form der Sicherheit, wird in dem finnischen Film deutlich ambivalenter. Rachel will um jeden Preis Elliot schützen. Und doch wird früh klar, dass da etwas Finsteres bei ihm vor sich geht. Er selbst könnte Gefahr bedeuten. Doch weshalb? Was ist da vorgefallen, das diesen Wandel verursacht hat?

Zwischen langweiligen Klischees und plötzlichen Wendungen

Bis die Auflösung mit dem Publikum geteilt wird, dauert es eine ganze Weile. In der Zwischenzeit darf – und soll – kräftig spekuliert werden. Der Filmemacher zeigt sich dabei als Kenner des Genres, wenn er zahlreiche Elemente aufgreift, die im Horrorbereich zum Standard gehören. Da ist die verrückte Alte, die ominöse Warnungen verbreitet, die aber niemand glauben will. Wir haben die einheimische Bevölkerung, bei der man immer das Gefühl hat, dass sie nicht alles verrät. Auf dem Weg bis zum Finale streift The Twin die verschiedensten Subgenres, vom Böse-Kind-Alptraum zum Folk Horror inklusive eines okkulten Einschlags. Nur damit am Ende alles doch ganz anders ist als gedacht.

Diese späte Wendung ist dabei jedoch etwas zwiespältig. So dürfte sie zwar für viele überraschend kommen, da es vorher kaum Hinweise darauf gibt. Richtig überzeugend ist sie aber nicht, da auf diese Weise manches eine Erklärung bekommt, anderes dafür umso unsinniger wird. Das größere Problem ist aber, dass sich der Film zu sehr auf den Twist verlässt und vor diesem daher eher wenig bietet. Die Kameraarbeit ist zwar gelungen, Daniel Lindholm wusste schon, wie er die Gegend sowie das Haus der Familie atmosphärisch einfängt. Hauptdarstellerin Teresa Palmer (Lights Out) darf zudem als panische Mutter aus den Vollen schöpfen. Beides reicht aber nicht, um in The Twin Spannung zu erzeugen. Auch wenn Mustonen irgendwann mit den Erwartungen spielt, über lange Zeit bedient er sie so sehr, dass sein Film recht langweilig wird. Da hätte im Mittelteil doch deutlich mehr geschehen müssen, mehr als Durchschnitt ist das Horrordrama nicht geworden.

Credits

OT: „The Twin“
Land: Finnland
Jahr: 2022
Regie: Taneli Mustonen
Drehbuch: Taneli Mustonen, Aleksi Hyvärinen
Musik: Panu Aaltio
Kamera: Daniel Lindholm
Besetzung: Teresa Palmer, Steven Cree, Barbara Marten, Tristan Ruggeri

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The Twin
Fazit
„The Twin“ beginnt mit einem typischen Horrorszenario, wenn eine Familie nach einem tragischen Vorfall in eine abgelegene Gegend zieht, wo sie eigenartige Beobachtungen macht. Die Bilder sind schön, das Ensemble engagiert, zum Ende hin gibt es auch eine überraschende Wendung. Spannend ist der Film dennoch nicht, da die Erwartungen zu lange bedient werden, bevor mit diesen gespielt wird.
Leserwertung49 Bewertungen
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5
von 10