Jumanji Willkommen im Dschungel
© Sony Pictures

Jumanji: Willkommen im Dschungel

(OT: „Jumanji: Welcome to the Jungle”, Regie: Jake Kasdan, USA, 2017)

Jumanji Willkommen im Dschungel
„Jumanji: Willkommen im Dschungel“ läuft ab 21. Dezember 2017 im Kino

Sonderlich viel gemeinsam haben die vier Jugendlichen nicht, verkehren in unterschiedlichen Kreisen, haben unterschiedliche Interessen, unterschiedliche Persönlichkeiten. Eines eint sie jedoch: Sie müssen nachsitzen. Zusammen. Schlimmer noch, dabei sollen sie auch noch müheselig alte Hefte fürs Recycling vorbereiten. Da kommt es ihnen doch ganz recht, als sie im Gerümpel ein altes Videospiel entdecken, um sich etwas von der Arbeit abzulenken. Anstatt sich die Zeit zu verschönern, werden sie jedoch in das Spiel hineingezogen und befinden sich nun mitten im Dschungel wieder. Noch schockierender ist jedoch, dass sie bei dem Prozess zu Spielefiguren wurden: Der zurückhaltende Spencer steckt nun im Körper des muskelbepackten Abenteurers Dr. Smolder Bravestone (Dwayne Johnson), Football-Spieler Anthony „Fridge“ Johnson ist jetzt der kleinwüchsige Zoologe Moose Finbar (Kevin Hart), das It-Girl Bethany mutierte zum übergewichtigen Kartografen Shelly Oberon (Jack Black) und die Außenseiterin Martha hat als Ruby Roundhouse (Karen Gillan) plötzlich große Nahkampfkräfte. Gemeinsam müssen die vier nun eine gefährliche Reise antreten und gemeinsam nach einem Ausweg suchen.

Zuletzt gab es ja mal wieder einen Run darum, wer die überflüssigste Neuauflage eines Klassikers drehen durfte. Ob Ghostbusters, Blair Witch, CHiPs, Baywatch oder Flatliners, da war schon eine Menge Stoff dabei, bei dem ganz froh gewesen wäre, die Mottenkiste wäre auch weiterhin verschlossen geblieben. Da passt doch Jumanji wunderbar ins Bild. Nicht nur, dass man als Zuschauer nach den diversen filmischen Zumutungen derlei Reanimierungsprojekten grundsätzlich misstrauisch gegenübersteht. Hier kam erschwerend hinzu, dass die Fortsetzung nicht sehr lange nach dem tragischen Selbstmord von Robin Williams angekündigt wurde, der 1995 noch die Hauptrolle gespielt hatte. Einen solchen Film muss man aus Prinzip schon hassen. Dumm nur, dass Jumanji: Willkommen im Dschungel einem genau diesen Spaß verdirbt.

Wunderbar altmodische Verneigung
Schon die kleinen Verneigungen vor dem Original sorgen dafür, dass man den späten Nachfolger seine Existenz nicht mehr so leicht übelnehmen kann. Ob es nun die bekannten Trommeln sind oder ein Verweis an Alan Parrish, die damalige Rolle von Williams, da wird schon sehr geschickt mit der Nostalgie des Publikums gespielt. Selbst der Austausch des titelgebenden Brettspiels aus dem Kinderbuch von Chris Van Allsburg gegen ein Videospiel – im Jahr 2017 sind Brettspiele nicht mehr ganz zeitgemäß – wird sympathischer vollzogen als befürchtet. Indem hier ein fiktives Spiel von anno dazumal genommen wird, genauer aus den 90ern, dürfen sich auch ältere Zuschauer in dem Kuddelmuddel wiederfinden.

Ohnehin unterwirft man sich hier nicht sklavisch dem Zeitgeist. Wenn die Handysucht von Bethany im Dschungel unbefriedigt bleibt, Verweise auf soziale Netzwerke aufploppen, dann dient das in erster Linie als Kontrast zu dem Rest. Nicht nur, dass es inmitten der Natur so gar keine fortschrittliche Technik gibt, Motorräder schon den Gipfel der Zivilisation darstellen, der Film ist insgesamt geradezu wohltuend altmodisch. Gemeinsam müssen die vier durch die Wildnis stapfen, sich diversen Gefahren widersetzen, um alte Schätze zu finden – wie in einem klassischen Abenteuerfilm. Nur dass dieser eben den Gesetzen eines Videospiels folgt. Man absolviert Level, hat mehrere Leben. Und diverse Non Player Characters, die nur die einprogrammierten Sätze sagen können.

Bitte nicht ernstnehmen!
Solche netten und selbstironischen Einfälle gibt es eine Menge in Jumanji: Willkommen im Dschungel. Und überhaupt: Der Film ist lustig. Richtig lustig sogar. Viele der Gags basieren dabei auf Kontrasten, genauer solchen zwischen den Persönlichkeiten der Jugendlichen und ihren neuen Rollen. Wenn Dwayne Johnson im Inneren ein überängstlicher Nerd ist, Jack Black eine selbstverliebte Schulschönheit und Kevin Hart eigentlich doppelt so groß sein müsste, dann schreiben sich die Gags fast schon von alleine. Nur bei Ruby Roundhouse verzichtete man auf diese krassen Gegensätze. Dafür darf sie ihre neu gewonnenen und völlig absurden Kampfkräfte demonstrieren. Denn auch das macht einen wichtigen Teil des Spaßes aus: Alle vier Figuren verfügen über Stärken und Schwächen, die so an den Haaren herbeigezogen sind, dass sie wirklich nur aus einem alten Videospiel stammen können.

Dass die Geschichte simpel ist und Gegenspieler John Hardin (Bobby Cannavale) ein böses Stereotyp, ist hier ausnahmsweise dann auch kein Mangel, sondern Teil des Witzes. Der Film ist schrecklich blöd, weil er es eben sein will und macht sich selbst darüber lustig – mit Hilfe eines bestens aufgelegten und miteinander harmonierenden Casts. Abgerundet wird das Guilty Pleasure durch größtenteils gelungene Spezialeffekte und einen erstaunlich rührenden Auftritt von Nick Jonas als mysteriösen Helfer. Zu einem neuen Kultklassiker wird das vielleicht nicht reichen, wohl aber zu einem launigen Abenteuer für die ganze Familie. Und das ist ja auch nicht ganz verkehrt.



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„Jumanji: Willkommen im Dschungel“ ist inmitten der vielen missglückten Remakes, Reboots und Fortsetzungen eine der wenigen positiven Überraschungen. Der Nachfolger des Brettspielabenteuers ist nicht nur sympathisch altmodisch, sondern vor allem auch witzig. Gerade das blendend aufgelegte Ensemble, das quasi immer das Gegenteil von sich verkörpert, sorgt für jede Menge Lacher. Hinzu kommen Gags, die mal herrlich bescheuert, dann wieder schön selbstironisch sind.
7
von 10