Tatort Kartenhaus TV Fernsehen ARD Das Erste Mediathek
© WDR/Thomas Kost

Tatort: Kartenhaus

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„Tatort: Kartenhaus“ // Deutschland-Start: 28. Februar 2016 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als in einer Millionärsvilla am helllichten Tag ein Mann ermordet wird, ist der Fall für Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) relativ schnell klar. Schließlich finden sich auf der Tatwaffe die Fingerabrücke von Adrian Tarrach (Rick Okon), dem neuen Freund von Stieftochter Laura Hartmann (Ruby O. Fee). Aber welchen Grund könnte er gehabt haben, diesen Mord zu begehen? Und wohin sind er und Laura verschwunden? Während Ballauf und Schenk Halt bei Adrians Mutter Pia (Bettina Stucky) machen, die fest an die Unschuld des Jungen glaubt, ist das Paar längst über alle Berge. Dabei drängt die Zeit, denn es wird nicht bei diesem einen Opfer bleiben …

Ich weiß, wer es war!

Auch wenn es beim Tatort die unterschiedlichsten Variationen und Richtungen gibt, ein Grundprinzip gilt dann doch für nahezu alle Filme: Am Anfang wird eine Leiche gefunden, die restlichen anderthalb Stunden geht es darum, dass das Team herausfinden muss, wer den Mord begangen hat. Bei Kartenhaus ist das ein wenig anders. Zwar steht auch hier zu Beginn ein Mord. Das Publikum darf aber live dabei sein, weswegen es von Anfang an im Bilde ist. Die Kommissare brauchen da ein bisschen länger. Aber auch sie wissen vergleichsweise schnell, wer da das Messer in den vermögenden Mann gerammt hat. Anders als bei Columbo, wo der Detektiv jedes Mal das rekonstruieren muss, was Zuschauer und Zuschauerinnen bereits gesehen haben, muss da nicht viel ermittelt oder gerätselt werden.

Stattdessen dreht sich beim 977. Film der ARD-Krimireihe alles darum, dass ein Paar auf der Flucht ist und die Vertreter des Gesetzes dieses jagen. Vorbilder hierfür gibt es in der Filmgeschichte natürlich nicht zu knapp. Mit Bonnie und Clyde und Natural Born Killers werden gleich zwei der bekanntesten Beispiele namentlich genannt, man wusste bei Tatort: Kartenhaus also schon, in welcher Tradition man sich bewegt. Das ist in Ordnung. Weniger in Ordnung ist, dass dem versierten TV-Autor Jürgen Werner nicht wirklich etwas eingefallen ist, um sich von diesen offensichtlichen Vorlagen zu emanzipieren. Diese einfach nur aufzuzählen, ist ein bisschen wenig. Irgendwas Eigenes sollte man schon noch dazu betragen, damit das Publikum mitgehen kann.

Ein bisschen Sozialdrama

Die Idee war offensichtlich, dem Ganzen durch die Kombination mit einem Sozialdrama noch ein bisschen mehr Tiefe zu geben. So richtig überzeugend ist der Versuch aber nicht, da Tatort: Kartenhaus an der Stelle zu sehr an der Oberfläche bleibt. Die Hintergrundgeschichte von Adrian folgt den üblichen Klischees eines in schwierigen Verhältnissen aufgewachsenen Menschen. Dass diese eigentlich etwas Gutes tun will, macht die Geschichte schon irgendwie tragisch. Aber nicht wirklich interessant. Den stärksten Eindruck hinterlässt noch Bettina Stucky (Die Welt steht still, Goldjungs) in der Rolle der Mutter, die bereits Mann und einen Sohn verloren hat und nun auch noch den zweiten verlieren soll. Sie stemmt sich dagegen, will nichts davon wissen, wird ausfällig – und muss doch hilflos mitansehen, wie das Leben ihr ein weiteres Mal übel mitspielt, ohne dass sie etwas ändern kann.

Als reines Drama hätte das sogar funktionieren können, wenn denn manche Punkte tatsächlich vertieft würden. Gerade bei Laura stellen sich einige Fragen, an die Werner offensichtlich nicht gedacht hat oder die im egal waren. Doch es ist vor allem der Genreteil, der enttäuscht. Tatsächlich ist Tatort: Kartenhaus zwischendurch sogar recht langweilig, wenn die Polizei ein bisschen sehr träge darauf wartet, dass sich vielleicht zufällig etwas ergibt. Hinzu kommt, dass das Paar irgendwie nicht weit weg kommt. Wo sich bei dem Thema der Flucht eigentlich Roadmovie-Elemente angeboten hätten, wird es stattdessen ziemlich statisch. Aufgrund der ansprechenden schauspielerischen Leistungen ist das dann zwar immer noch solide, aber sicher nicht der aufregende Thriller, der hier wohl angedacht war.

Credits

OT: „Tatort: Kartenhaus“
Land: Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Sebastian Ko
Drehbuch: Jürgen Werner
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Kay Gauditz
Besetzung: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Patrick Abozen, Rick Okon, Ruby O. Fee, Bettina Stucky

Bilder

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Tatort: Kartenhaus
Fazit
„Tatort: Kartenhaus“ folgt einem jungen Paar auf der Flucht, nachdem er einen Mann umgebracht hat. Die Sozialdrama-Elemente rund um dessen Herkunft sind in Ordnung, wobei das mehr dem Ensemble zu verdanken ist als dem wenig ambitionierten Drehbuch. Als Krimi oder gar Thriller ist das hier jedoch zu träge.
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