Tatort Der doppelte Lott
© MDR/WDR/Michael Böhme

Tatort: Der doppelte Lott

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„Tatort: Der doppelte Lott“ // Deutschland-Start: 20. November 2005 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als der Kabarettist Joachim Montell (Arthur C. Pluta) in einer Seitenstraße ermordet wird, ist die Verwirrung groß. Sollte wirklich er getötet werden oder war der rechte Politiker Frieder Lott (Alexander Held) das eigentliche Ziel? Schließlich war das Opfer in der Verkleidung Lotts unterwegs, weil er diesen immer wieder auf der Bühne verspottete. Während Frank Thiel (Axel Prahl) der Sache nachgeht und in beide Richtungen ermittelt, hat Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) ein ganz anderes Problem: Ihm wird vorgeworfen, unter Alkoholeinfluss einen Mann überfahren zu haben. Währenddessen macht Lott mit seinen rechten Parolen kräftig weiter und schreckt auch nicht davor zurück, die Geschichte um den Mord zum eigenen Vorteil zu nutzen …

Viele kleine Geschenke

Auch wenn es beim Tatort inzwischen außer Mode gekommen ist: Früher war es gang und gäbe, dass die Ermittlerteams immer mal wieder in fremden Zuständigkeitsbereichen unterwegs waren. Für die Fans waren solche Gastauftritte immer kleine nette Geschenke, selbst wenn sich der inhaltliche Mehrwert doch in Grenzen hielt. So auch bei Der doppelte Lott, der 615. Teil der ARD-Krimireihe. Grundsätzlich handelt es sich hier um einen Fall der Münsteraner, was aber die beiden Kölner Kollegen Max Ballauf und Freddy Schenk nicht davon abhält, kurz mal vorbeizuschauen. Etwas bedeutender ist der Auftritt des Rechtsmediziners Joseph Roth, der ebenfalls nach Köln gehört und hier als ehemaliger Kommilitone von Boerne dessen Fall untersucht.

Der Titel wiederum ist eine klare Anspielung auf Erich Kästners nahezu gleichlautendes Kinderbuch Das doppelte Lottchen aus dem Jahr 1949. Die Themen in Tatort: Der doppelte Lott sind aber natürlich deutlich erwachsener. So beginnt der Film wie nahezu alle aus der Reihe mit einem Mord. Das Thema Politik steht auf dem Programm, genauer ein rechter Populist, der zum eigenen Machtzuwachs vor nichts zurückschreckt und gern mit rassistischen Aussagen für sich wirbt. Auch Punkte wie Vergewaltigung, Amtsmissbrauch oder Fahrerflucht tragen dazu bei, dass man hier schnell den Glauben an die Menschheit verliert. Inhaltlich ist das schon alles recht düster, was das Drehbuchteam Jan Hinter und Stefan Cantz zu erzählen hat.

Humorvoll und verwickelt

Gleichzeitig müssen Fans nicht auf die üblichen humorvollen Elemente verzichten, für die der Münster Tatort bekannt ist. Vor allem der wie immer völlig überhebliche Boerne trägt dazu bei, dass Der doppelte Lott trotz aller Tragik immer etwas Komödiantisches hat. Nicht einmal der Vorwurf, er habe angetrunken jemand überfahren, kann seinem Hochmut etwas anhaben. Zurückhaltung gibt es hier lediglich über Umwege: Da der Rechtsmediziner seine eigene Unschuld beweisen muss, hat er nicht so viel Gelegenheit, sich in den Hauptfall einzubringen. Wo die anderen Teile oft von der zwischenmenschlichen Dynamik der beiden Hauptfiguren leben, da fehlt hier im Vergleich ein bisschen was.

Das wird durch den umso verwickelteren Fall aber wieder wettgemacht. Gerade dass lange nicht klar ist, ob der Mord dem tatsächlichen Opfer galt oder das Ergebnis einer Verwechslung war, lässt das Publikum in die unterschiedlichsten Richtungen grübeln. Tatort: Der doppelte Lott ist für Zuschauer und Zuschauerinnen gedacht, bei denen der Rätselfaktor hoch im Kurs steht. Die Auflösung ist jedoch nicht übermäßig raffiniert. Gerade weil die Geschichte so viele Haken schlägt, ist es ein wenig enttäuschend, was am Ende dabei rauskommt. Insgesamt reicht das aber für einen soliden Fernsehabend mit einigen alten Bekannten.

Credits

OT: „Tatort: Der doppelte Lott“
Land: Deutschland
Jahr: 2005
Regie: Manfred Stelzer
Drehbuch: Jan Hinter, Stefan Cantz
Musik: Lutz Kerschowski, Danny Dziuk
Kamera: Egon Werdin
Besetzung: Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Friederike Kempter, ChrisTine Urspruch, Mechthild Großmann, Claus D. Clausnitzer, Joe Bausch, Alexander Held

Bilder

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Tatort: Der doppelte Lott
Fazit
Wollte man den Kabarettisten ermorden oder den Politiker, als der er sich verkleidet hat? Die Ausgangssituation von „Tatort: Der doppelte Lott“ ermöglicht viel Rätselraten. Nach einer Reihe von Wendungen ist die Auflösung jedoch wenig einfallsreich. Trotz der Gastauftritte ist das hier nur solide.
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