Tatort Das Phantom
© rbb/WDR/Uwe Stratmann

Tatort: Das Phantom

Tatort Logo
„Tatort: Das Phantom“ // Deutschland-Start: 9. Juni 2003 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als bei einem Tankstellenüberfall ein Kunde angeschossen wird, ist die Sachlage eigentlich klar: Ronald „Ronny“ Lochte (Roman Knižka) war der Täter. Schließlich hat die Überwachungskamera ihn dabei aufgenommen. Dabei kann er es gar nicht gewesen sein, sitzt er doch seit Jahren schon im Gefängnis für einen anderen Überfall. Die Kriminalhauptkommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) erkennen daraufhin, dass der Verdächtige einen Doppelgänger haben muss, der ihm täuschend ähnlich sieht. Dass bedeutet aber auch, dass Lochte vielleicht wirklich seinerzeit unschuldig war, so wie er immer behauptet hat. Als ein Bewährungsantrag von diesem abgelehnt wird, verzweifelt er und nutzt die Gelegenheit zur Flucht – was bald ein erstes Todesopfer fordert. Beim Versuch, den Flüchtigen einzufangen, setzen die zwei auf Verena Radek (Katharina Müller-Elmau), die Freundin Lochtes …

Unschuldig verfolgt

Auch wenn der Tatort natürlich eine recht große Bandbreite vorzuweisen, sowohl im Hinblick auf die ermittelnden Personen wie auch die Stimmung – da ist von Drama über Komödie bis zum Thriller alles Mögliche dabei –, eines haben die Filme fast immer gemeinsam: Am Anfang wird eine Leiche gefunden, das zuständige Team muss herausfinden, wer es gewesen ist. Bei Das Phantom ist das ein wenig anders. Zwar steht auch hier zu Beginn ein Verbrechen, welches aufgeklärt werden muss. So richtig interessiert sich aber niemand dafür. Es gibt nahezu keine Ermittlungen in die Hinsicht, der Täter fällt Schenk und Ballauf einfach irgendwann vor die Füße, wo sie ihn nur noch aufsammeln müssen. Man erfährt noch nicht einmal wirklich, wer diese Person eigentlich ist.

Stattdessen ist der 535. Fall der ARD-Krimireihe Lochte gewidmet, der an Stelle des Täters im Gefängnis sitzt. Als dieser ausbricht und auf der Flucht ist, erinnert das an die vielen anderen Thriller, bei denen ein unschuldig Verfolgter durch das Land fährt, während ihm die Polizei auf den Fersen ist – Auf der Flucht oder The Cold Light of Day zum Beispiel. Der große Unterschied ist, dass der Unschuldige bei seinem Ausbruch einen Menschen tötet und damit gleichzeitig schuldig und unschuldig ist. Und je länger Tatort: Das Phantom andauert, umso schuldiger wird er. Um die Aufklärung einer Geschichte geht es also gar nicht. Stattdessen steht eine tragische Eskalation im Mittelpunkt, wenn sich die Ereignisse irgendwann verselbständigen.

Dümmliche Figuren, keine Spannung

Das hätte theoretisch ganz interessant sein können. Die konkrete Ausgestaltung überzeugt aber kaum. Schon das Konzept des bösen Doppelgängers ist eines, das oft sehr billig wirkt. Zumindest wenn es wie hier wörtlich genommen wird. Aber selbst wenn man sich darauf einlässt, dass die Geschichte nicht unbedingt die glaubwürdigste ist, hat Tatort: Das Phantom erhebliche Mängel. Irgendwie scheint Drehbuchautor Norbert Ehry (Hautnah) eine Vorliebe dafür zu haben, dass sich Figuren möglichst unsinnig verhalten. So etwas kann mal geschehen, gerade in einer Ausnahmesituation wie dieser hier. So ein bisschen nachvollziehbar sollte das aber schon sein. Stattdessen wird nur ein Zufallsgenerator angeworfen, bei dem praktisch alles möglich ist – nur nicht das Naheliegendste.

Wenn der Film wenigstens so spannend wäre, dass man auf diese Weise die inhaltlichen Schwächen ignorieren könnte. Aber auch in der Hinsicht enttäuscht Tatort: Das Phantom. Auch wenn die besagte Eskalation immer mehr Opfer fordert, echter Nervenkitzel entsteht daraus nicht. Im Gegenteil: Das ist so langweilig, dass man die Polizei nur aus dem Grund anfeuert, den Flüchtigen zu schnappen, damit die Misere mal ein Ende hat. Dabei hätte der Stoff durchaus Potenzial gehabt. Gerade die Frage nach der persönlichen Schuld, wenn die fehlerhafte Arbeit der Polizisten verheerende Folgen hat, ist interessant und hätte sich für eine tiefere Auseinandersetzung empfohlen. Gemacht wurde daraus nicht, der Film unterscheidet sich zwar von vielen Teilen der Reihe. Das allein reicht aber nicht aus, wenn das Ergebnis deutlich schwächer ist als der Durchschnitt.

Credits

OT: „Tatort: Das Phantom“
Land: Deutschland
Jahr: 2003
Regie: Kaspar Heidelbach
Drehbuch: Norbert Ehry
Musik: Arno Steffen
Kamera: Arthur W. Ahrweiler
Besetzung: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Tessa Mittelstaedt, Roman Knižka, Katharina Müller-Elmau, Christian Tasche

Noch mehr Tatort

Wer noch weitere Tatort-Teile sehen möchte oder sich für die Geschichte der beliebten Krimireihe interessiert: In unserem Themenspecial erzählen wir euch mehr über den Dauerbrenner von den holprigen Anfängen bis heute, inklusive einer Liste zu sämtlichen bis heute ausgestrahlten Filmen! Dazu findet ihr unten noch eine Liste mit all unseren Tatort-Rezensionen.

T

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Tatort: Das Phantom
Fazit
Ein verurteilter Verbrecher stellt sich als unschuldig heraus, weil ein böser Doppelgänger alles getan hat. Und wird dann selbst zum Verbrecher. „Tatort: Das Phantom“ hätte ein interessanter Film zum Thema Schuld werden können. Stattdessen gibt es hier einen langweiligen Möchtegernthriller mit Figuren, die sich idiotisch verhalten.
Leserwertung1 Bewertung
0
3
von 10