Tatort: Was ist das für eine Welt TV Fernsehen Das Erste ARD Streaming Mediathek
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Tatort: Was ist das für eine Welt

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„Tatort: Was ist das für eine Welt“ // Deutschland-Start: 24. Februar 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Marlon Unger (Felix Oitzinger), Mitarbeiter bei einer IT-Firma ermordet wird, mangelt es nicht unbedingt an Verdächtigen. Schließlich ist sein Unternehmen darauf spezialisiert, mittels Softwarelösung Arbeitsprozesse zu optimieren – und Menschen überflüssig zu machen. Entsprechend groß ist die Zahl der Leute, die eher weniger gut auf Unger zu sprechen sind. Aber reicht das aus für einen Mord? Und warum sollte man ausgerechnet ihn angreifen, der nur ein Angestellter unter vielen ist? Moritz Eisner (Harald Krassnitzer), Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Meret Schande (Christina Scherrer) versuchen dies herauszufinden und tauchen tief ein in das Leben des Workaholics. Dabei ahnen sie noch nicht, welch tragische Wendung der Fall noch haben wird …

Die Wirtschaft als Feindbild

Dass man beim Tatort ganz gern mal mehr sein möchte als nur ein Krimi, ist bekannt. Immer wieder finden sich Teile, bei denen gesellschaftliche Schieflagen auf der Tagesordnung stehen. In Lenas Tante ging es kürzlich mal wieder um die unbearbeiteten Nazi-Verbrechen. Die Reaktionen darauf fallen recht unterschiedlich aus. Während die einen es begrüßen, dass man bei dem ARD-Dauerbrenner des deutschen Fernsehens auch mal größere inhaltliche Ambitionen demonstriert und die eigene Geschichte im luftleeren Raum zu sehen, fühlen sich andere durch tendenziell moralisieren Filme bevormundet. Im Fall des 1226. Teils Was ist das für eine Welt dürften aber auch die strammen Anti-Woke-Kämpfer nichts gegen die gesellschaftliche Komponente einzuwenden haben. Hier ist der Feind schließlich eine menschenfeindliche Wirtschaft, die zugunsten des Profits Arbeitsplätze auffrisst. Das funktioniert bei fast allen als Feindbild.

Wobei der Film nur zum Teil die Gelegenheit nutzt, gegen solche Profiteure zu hetzen. Klar gibt es die Szenen, in denen sich das Drehbuchduo Stefan Hafner und Thomas Weingartner darüber lustig macht, was in diesem Segment so vor sich geht. Wenn beispielsweise bei einem Einsatz in einem Milchbetrieb irgendwelche gut klingenden Fremdwort-Worthülsen durch die Luft schwirren, während im Hintergrund unbeeindruckt Kühe mampfen, dann ist das schon irgendwie lustig. Schöner kann man aufgeblasen-lächerliche Schaumschläger kaum vorführen. Doch Tatort: Was ist das für eine Welt blickt auch ein bisschen hinter die Kulissen, um mehr über die Menschen in diesem Beruf zu erzählen. Immer wieder wird dabei deutlich, wie traurig deren Existenz ist. Wie sehr sie selbst in dieser Welt verloren sind, die sie sich erschaffen haben.

Langweilig und selbstverliebt

Als Thema hatte das durchaus Potenzial. Daraus hätte man ein spannendes Gesellschaftsporträt machen können. Nur ist Tatort: Was ist das für eine Welt eben auch ein Krimi. Und als solcher ist der Film ein Totalausfall. Über weite Strecken ist das Geschehen entsetzlich zäh, man ist hier mit so vielem beschäftigt. Nur nicht dem wichtigsten Punkt: Das Erzeugen von Spannung. Der Fall selbst gibt auch nicht so wahnsinnig viel her. Wenn zum Schluss dann enthüllt wird, was sich wirklich zugetragen hat, darf man schon mit den Schultern zucken. Und das auch nur, falls man es wirklich geschafft hat, bis zum Ende wachzubleiben und sich nicht durch selbstverliebte Pseudo-Aussagen zum Ausschalten hat verleiten lassen.

In Erinnerung bleibt von der Geschichte allenfalls die Rahmenhandlung. So steht dieses Mal Meret Schand erstaunlich stark im Mittelpunkt, wenn sie vieles von der Handlung erzählt. Genauer sitzt sie beim Therapeuten und darf erläutern, was sich bei der Ermittlung zugetragen hat. Das ist als Erzählform etwas ungewöhnlich und führt auch dazu, dass der Film zuweilen quasi die vierte Wand durchbricht: Wenn Schand den Therapeuten anspricht, dann tut sie das gleichzeitig auch beim Publikum. Warum Tatort: Was ist das für eine Welt auf diese Weise umgesetzt wurde, erschließt sich aber nicht so ganz. Auch da hat man das Gefühl, dass der Film mit vielem beschäftigt war, nur nicht dem, worauf es bei einem Krimi ankommt. Es ist nicht einmal so, dass diese Meta-Ebene nennenswert genützt würde.

Credits

OT: „Tatort: Was ist das für eine Welt“
Land: Österreich
Jahr: 2023
Regie: Evi Romen
Drehbuch: Stefan Hafner, Thomas Weingartner
Musik: Kreisky
Kamera: Ioan Gavriel
Besetzung: Harald Krassnitzer, Adele Neuhauser, Christina Scherrer, Valentin Postlmayr, Marlene Hauser, Rainer Egger, Elena Wolff, Dirk Stermann, Katja Lechthaler, Felix Oitzinger

Bilder

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fazit
„Tatort: Was ist das für eine Welt“ befasst sich mit Zwangsoptimierungen in der Arbeitswelt, wenn der Mitarbeiter eines IT-Unternehmens ermordet wird. Das Thema selbst ist spannend, der Film ist es nicht. Die nicht ganz nachzuvollziehende Rahmenhandlung bleibt in Erinnerung, dazu einige pointierte Szenen. Als Krimi kann man das hingegen vergessen.
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