Tatort Verschwörung
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Tatort: Verschwörung

Inhalt / Kritik

Tatort Verschwörung
„Tatort: Verschwörung“ // Deutschland-Start: 9. Mai 2021 (Das Erste)

Als Bibi Fellner (Adele Neuhauser) beim Joggen einem hohen Beamten des Innenministeriums begegnet, ahnt sie nicht, dass dieser kurze Zeit später schon tot sein würde. Womöglich war es ein Infarkt, ausgelöst durch die gnadenlose Hitze, welche die Menschen derzeit heimsucht. Oder hat vielleicht doch jemand nachgeholfen? Gemeinsam mit Moritz Eisner (Harald Krassnitzer), der demnächst eine Stelle bei Europol und der EU-Antikorruptionsbehörde OLAF in Den Haag antreten soll, stochert sie ein wenig in der Geschichte herum. Dabei stellt sich bald heraus, dass es durchaus Motive gab, den Beamten kaltzustellen, und dieser Verbindungen zu einem dubiosen Verein hatte …

Ab in den Abgrund

Mit menschlichen Abgründen kennen sich die Tatort Urgesteine Bibi Fellner und Moritz Eisner natürlich bestens aus. Immer wieder geraten die beiden in finstere Geschichten, welche einen starken Kontrast zu dem idyllisch-netten Ambiente Wiens bilden. Zuletzt untersuchten sie in Unten den Tod eines Obdachlosen und kamen dabei skrupellosen Machenschaften auf die Spur. Danach ging es in Die Amme um jemanden, der gezielt Prostituierte tötet und Kinder entführt. In beiden Fällen wurde auch optisch gleich klargemacht, dass es tief in die Dunkelheit hinabgeht. Da trafen Hoffnungslosigkeit und Tragik aufeinander, wenn auch mit nicht immer ganz überzeugendem Ergebnis.

Verschwörung, der mittlerweile 1167. Fall der ARD-Krimireihe, schließt sich daran mehr oder weniger nahtlos an. Eine Atmosphäre der Hoffnungslosigkeit gibt es auch hier, wenngleich sie mehr mit dem Ermittlerteam zu tun hat, das hier an seine Grenzen stößt. Denn wie der Titel bereits verrät, geht es um mächtige Leute, die im Hintergrund die Strippen ziehen und die unantastbar erscheinen. Wer dennoch versucht, ihnen das Handwerk zu legen oder auch nur wagt, in ihre Nähe zu kommen, der muss dafür einen Preis bezahlen. Das trifft in Zeiten einer Politikverdrossenheit und des Gefühls, dass die da eh machen können, was sie wollen, natürlich auf einen Nerv. Verschwörungstheorien erfreuen sich bekanntlich einer großen Beliebtheit, sowohl beim Publikum wie auch den Leuten auf der Straße.

Verspielter Fatalismus

Die persönliche Note der letzten Wien-Krimis ist damit verschwunden, stattdessen hat sich ein Fatalismus breitgemacht. Dabei fängt Tatort: Verschwörung sehr kraftvoll an. Wo Fellner beim letzten Mal noch unter Schlaflosigkeit litt und immer mehr die Kontrolle über sich verlor, da demonstriert sie hier beim Joggen viel Tatendrang. Und auch die Farben sind heller. Logisch: Die Geschichte spielt mitten im Sommer, da wäre ein Dauergrau irgendwie unpassend. Dafür wird aber mehrfach die Optik verzerrt, das Ergebnis gewisser bewusstseinserweiternder Mittelchen, die zum Einsatz kommen. Das wirkt im Kontext des sehr bodenständigen Ermittlerteams zwar etwas befremdlich, kann sich aber sehen lassen.

Während es an diesen und anderen Stellen einiges zu bestaunen gibt, ist der Film inhaltlich weniger hervorstechend. Wenn die Suche nach dem Täter in Gefilde führt, die ebenso gesundheitsbewusst wie moralisch korrupt sind, dann ist das zwar eine nette Abwechslung zu dem, was sonst so in Hinterzimmern geschieht. Dem Fall an sich nützt das jedoch weniger. Damit ist Tatort: Verschwörung ein zumindest solider Krimi, der nichts nennenswert falsch macht, jedoch auch nicht unbedingt durch die größten Ambitionen ausfällt. Ein Krimi, mit dem man es sich vor dem Fernseher gemütlich machen kann, sofern einen der Anblick der vielen Jogger nicht das schlechte Gewissen befällt, hier einfach nur ein bisschen abschalten zu wollen.

Credits

OT: „Tatort: Verschwörung“
Land: Österreich
Jahr: 2021
Regie: Claudia Jüptner-Jonstorff
Drehbuch: Ivo Schneider
Musik: Iva Zabkar
Kamera: Andy Löv
Besetzung: Harald Krassnitzer, Adele Neuhauser, Hubert Kramar, Christina Scherrer, Günter Franzmeier, Matthias Franz Stein, Lili Epply, Michael Dangl

Bilder



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In „Tatort: Verschwörung“ stirbt ein Mann nach dem Joggen, die Suche nach dem Täter führt in mächtige und völlig korrupte Kreise. Der Film fällt in erster Linie durch einige optische Spielereien sowie das Gefühl der Hoffnungslosigkeit auf, ist ansonsten aber ein weitestgehend unauffälliger TV-Krimi.
6
von 10