Tatort Der Frauenflüsterer
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Tatort: Der Frauenflüsterer

Inhalt / Kritik

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„Tatort: Der Frauenflüsterer“ // Deutschland-Start: 3. April 2005 (Das Erste)

Als der Restaurantbesitzer Dietrich Röttger aus dem Fenster stürzt, steht Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) erst einmal vor einem Rätsel. Handelt es sich um Selbstmord oder hat da jemand nachgeholfen? Für Röttgers Witwe Doris (Anna Loos) steht hingegen fest, dass der Reitlehrer Markus Hoffschulte (Kai Wiesinger) etwas mit der Sache zu tun haben musste. Schließlich hatten die beiden sich zuvor um Geld gestritten. Aber auch ein anderes Motiv ist möglich, schließlich war Hoffschulte mit so ziemlich jeder Frau im Bett, die in Reichweite war. Währenddessen hat der Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) ganz andere Sorgen. Seine 17-jährige Nichte Betty (Nora Waldstätten) ist vorübergehend bei ihm untergekommen und tanzt ihm unentwegt auf der Nase herum …

Und schon wieder eine Frau …

Bei dem Titel Der Frauenflüsterer kommt man als Filmfan gar nicht drumherum, als an das bekannte Drama Der Pferdeflüsterer mit Robert Redford zu denken, welches 1988 weltweit die Herzen der Menschen berührte. Einen ähnlichen Anspruch hat der Tatort da nicht, weder was das Genre, noch die Reichweite geht. Vielmehr wird die Anspielung augenzwinkernd für einen Mann verwendet, der einerseits tatsächlich viel von Pferden versteht und mit ihnen umgehen kann, dessen größtes Alleinstellungsmerkmal jedoch darin besteht, dass er alle möglichen Frauen verführt. Dabei ist ihm egal, ob die nun verheiratet sind oder nicht. Er interessiert sich ja nicht einmal für die eigene Ehe.

Sympathisch ist das nicht unbedingt, soll es aber auch gar nicht sein. Tatort: Der Frauenflüsterer hat kein Problem damit, den reitenden Schwerenöter zum Zwecke der Unterhaltung gnadenlos zu überzeichnen. Während die Absicht dahinter klar zu erkennen ist, hält sich der Effekt doch ziemlich in Grenzen. Klar ist es irgendwo amüsant, wenn Thiel und Boerne bei den Ermittlungen fassungslos feststellen, wie viele Frauen seinem Charme erlegen sind. Aber es nutzt sich eben auch recht schnell ab. Gleiches gilt für die diversen anderen Versuche, komisch sein zu wollen. Das Drehbuch zeigt sich da ziemlich altbacken und einfallslos, wenn immer wieder irgendwelche Uraltgags wiederverwertet werden.

Eintönig und nervig

Das führt dazu, dass Tatort: Der Frauenflüsterer über weite Strecken eher eintönig ist, zumal die Ermittlungen kaum vorankommen. Manchmal ist der Film sogar regelrecht nervig. Nora Waldstätten, die drei Jahre später in Herz aus Eis noch eine erschreckend gute Vorstellung eines jungen Biests abgab, verkauft sich hier als anstrengender Klischeeteenie weit unter Wert. Jan Josef Liefers, der als Boerne dank trockener Sprüche so manchen Tatort aus Münster aus der Belanglosigkeit rettete, motiviert ebenso wenig, bis zum Schluss dranzubleiben. Im Gegenteil: Das ist alles so bemüht auf witzig herausgeputzt, dass man geradezu den nächsten Todesfall herbeisehnt, um dem Ganzen endlich ein Ende zu setzen.

Immerhin: Der 594. Film der ARD-Krimireihe hat einen nicht ganz alltäglichen Ablauf, indem der eigentliche Mord erst sehr viel später geschieht. Anstelle der üblichen Tätersuche geht es oft um ganz andere Dinge. Aber nur weil etwas anders ist, ist es nicht automatisch besser. Es führt vielmehr dazu, dass man umso mehr darauf wartet, dass endlich mal etwas geschieht, das die Bezeichnung Krimi verdient. Etwas, das in irgendeiner Form relevant ist und über mäßige Streitereien im Kleinen hinausgeht. Die weiblichen Figuren mögen in Tatort: Der Frauenflüsterer über weite Teile bezirzt werden. Als bloßer Zuschauer ist das dominierende Gefühl jedoch das der Langeweile.

Credits

OT: „Tatort: Der Frauenflüsterer“
Land: Deutschland
Jahr: 2005
Regie: Kaspar Heidelbach
Drehbuch: Stefan Cantz, Jan Hinter
Musik: Arno Steffen
Kamera: Clemens Messow
Besetzung: Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Kai Wiesinger, Nora Waldstätten, Anna Loos, Mechthild Großmann, Christine Urspruch

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„Tatort: Der Frauenflüsterer“ beginnt mit einer Leiche, bevor es ewig lang um diverse Liebschaften und Konflikte im familiären Bereich geht. Das ist nicht nur als Krimi kaum spannend. Auch die humoristischen Versuche sind bescheiden, schwanken zwischen eintönig und nervend.
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von 10