Tatort Der treue Roy
© MDR/Anke Neugebauer

Tatort: Der treue Roy

Inhalt / Kritik

Tatort Der treue Roy
„Tatort: Der treue Roy“ // Deutschland-Start: 24. April 2016 (Das Erste)

Als in der Schlacke eines Hochofens eine Leiche gefunden wird, steht schnell fest, dass es sich um Roy Weischlitz (Florian Lukas) handeln muss. Doch wer könnte es auf den einfachen Arbeiter des Stahlwerks abgesehen haben? Bei ihren Ermittlungen stoßen Kira Dorn (Nora Tschirner) und ihr Partner Lessing (Christian Ulmen) auf Karsten Schmöller (Thomas Wodianka), der früher einmal der beste Freund des Toten war, inzwischen aber gar nicht mehr gut auf ihn zu sprechen ist. Im Gegensatz dazu hat Roys Schwester Siegfried (Fritzi Haberlandt), mit der er bis zuletzt zusammenlebte, ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. Zumindest behauptet sie das. Tatsächlich stellt sich aber bald heraus, dass vieles bei dem Fall nicht so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint …

Ein bisschen Spaß muss sein

Auch wenn der Tatort prinzipiell eine ernste Angelegenheit ist, für das Publikum wie auch die Betroffenen – so ein Mord ist selten schön –, gibt es doch immer wieder Teams, bei denen stärker auf Humor gesetzt wird. Das berühmteste Beispiel ist sicherlich der Tatort in Münster, der auch nach einigen Dutzend Teilen Traumquoten einfährt. Aber auch in Weimar nahm man das mit der Verbrechensbekämpfung nicht immer so ganz ernst. Stärker als bei dem inhouse-Kollegen sorgte das aber zu Kontroversen. Gerade an Der feine Geist, mit dem sich das Team aus der Sonntagabend-Familie verabschiedete, schieden sich mal wieder die Geister. Aber auch Der treue Roy, der dritte Auftritt des Duos Dorn und Lessing, stieß auf ein sehr gemischtes Echo. Von Verrissen bis Jubelarien war alles dabei.

Das liegt auch daran, dass der Humor im 984. Teil der ARD-Krimireihe ein wenig gewöhnungsbedürftig ist. Wo bei Thiel und Boehrne der Witz oft in den Schlagabtauschen liegt, die sich die Figuren so liefern, da hat man in Weimar eher das Gefühl, dass alle unterschiedliche Sprachen sprechen. In Tatort: Der treue Roy ist das zum Teil wörtlich zu verstehen, wenn im einem Denglisch-Kauderwelsch gesprochen wird. Unterhaltsamer sind aber die Beispiele, wenn alle zwar auf ihre deutsche Muttersprache zurückgreifen, aber dennoch der Eindruck entsteht, dass hier jede und jeder in einer eigenen Welt lebt. Da werden Redewendungen falsch verwendet, ein Satz ergibt sich aus dem vorangegangenen und landet irgendwie trotzdem ganz woanders.

Skurrile Figuren zum Schmunzeln

Hinzu kommt, dass die Figuren oft recht skurril angelegt sind. So pflegte der Tote ein Nischen-Hobby, bei dem erst einmal kräftig gefachsimpelt werden muss. Die Schwester scheint nie so recht in der Realität angekommen zu sein. Und auch die Einführung von Frank Voigt (Sebastian Hülk) lässt einen erst einmal grübeln: Geschieht das hier gerade wirklich? Nicht jeder Einfall ist dabei ein Treffer. An manchen Stellen ist Tatort: Der treue Roy dann doch dem Klamauk näher, als es nötig oder auch passend gewesen wäre. Gerade die besagten Denglisch-Szenen sind schon recht anstrengend. Außerdem ist der Film eher zum Schmunzeln geeignet, weniger zum lauthalsen Lachen. Wer sich aber darauf einlassen kann, dass hier alles irgendwie etwas schräg ist, der findet eine interessante Alternative zum Krimieinerlei.

Wobei der Fall an sich ebenfalls durchaus in Ordnung geht. So nimmt die Geschichte einen etwas anderen Verlauf, als es zunächst den Anschein hat. Man weiß hier irgendwann schon gar nicht mehr, wer eigentlich wem wohlgesonnen ist und wer feindlich eingestellt. Die ganz große Überraschung ist die Auflösung dabei nicht, das kündigt sich vorher schon an. Aber es reicht doch aus, um zumindest ein gelegentlich einschaltendes Krimi-Publikum zu beschäftigen. Tatort: Der treue Roy mag das Genre nicht revolutionieren, hat zudem nicht die größten erzählerischen Ambitionen. Aber es macht doch Spaß hier zuzusehen, trotz späterer bitterer Elemente. Und das ist etwas, das man bei TV-Krimis nun wirklich nicht immer behaupten kann.

Credits

OT: „Tatort: Der treue Roy“
Land: Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Gregor Schnitzler
Drehbuch: Murmel Clausen, Andreas Pflüger
Musik: Christopher Bremus
Kamera: Ralf Noack
Besetzung: Nora Tschirner, Christian Ulmen, Thorsten Merten, Florian Lukas, Sebastian Hülk, Thomas Wodianka, Nadine Boske, Fritzi Haberlandt

Bilder

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Ein Arbeiter eines Stahlwerks wird ermordet aufgefunden, was sich niemand wirklich erklären kann. „Tatort: Der treue Roy“ ist ein wendungsreicher und insgesamt unterhaltsamer Krimi, der aber vor allem durch den schrägen Humor und die skurrilen Figuren in Erinnerung bleibt.
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