Tatort HAL Das Erste ARD TV Fernsehen Mediathek
© SWR/Johannes Krieg

Tatort: HAL

Tatort HAL Das Erste ARD TV Fernsehen Mediathek
„Tatort: HAL“ // Deutschland-Start: 28. August 2016 (Das Erste)

Inhalt / kritik

Als die Leiche von Elena Stemmle gefunden wird, stellt sich heraus, dass diese vor ihrem Tod zahlreichen Beschäftigungen nachging. Während die Schauspielschülerin noch von der großen Karriere träumte, arbeitete sie für einen Escortservice sowie als Probandin für das IT-Unternehmen BlueSky. Auf Letzteres haben die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) ein besonderes Auge geworfen. Schließlich arbeitet dort der Programmierer David Bogmann (Ken Duken), von dessen IP-Adresse aus ein Video hochgeladen wurde, welches den Mord an Stemmle zeigt. Dieser streitet die Tat ab, will auch die Tote nicht gekannt haben. Dabei ist es nicht nur der Programmierer, der den Polizisten verdächtig vorkommt. Auch dessen Entwicklung, eine auf einer künstlichen Intelligenz basierende Überwachungssoftware, ist ihnen unheimlich …

Krimiklassiker trifft künstliche Intelligenz

Auch wenn der Tatort von vielen als rückständig und altbacken beschimpft wird, so versucht die ARD-Krimireihe doch immer mal wieder aktuelle Themen aufzugreifen. Die finden sich – zum Ärger eines Teils des Publikums – gerade auch im gesellschaftlichen Bereich, wenn es etwa um rechte Gewalt und toxische Männlichkeit geht. Dann und wann ist man aber auch bemüht, technologische Entwicklungen aufzugreifen. Siehe das Thema künstliche Intelligenz. Bei KI musste sich 2018 das Münchner Team mit diesem auseinanderzusetzen und kam dabei mächtig ins Schlingern. Ähnlich ging es den Stuttgarter Kollegen Lannert und Bootz, die sich schon zwei Jahre zuvor in HAL im Rahmen einer Mordermittlung mit einer sich verselbständigenden Technologie herumplagen mussten.

Der Titel ist dabei natürlich an eine Referenz an den gleichnamigen, legendären Bordcomputer aus 2001: Odyssee im Weltraum, der es nicht ganz einsah, warum er sich weiterhin den Menschen unterwerfen soll. Ähnlich geht es in Tatort: HAL zu, dem 991. Teil der kriminologischen Endlosreihe. Der Film ist dann auch deutlich stärker an dem Miteinander von Mensch und Maschine interessiert. Er entwirft das Bild einer Zukunft, in der wir uns so sehr von der Technologie abhängig gemacht, dass die Grenzen verschwimmen, wer noch über wen bestimmt. Wobei es um eine sehr spezielle Form der Technologie geht. Der Alltag und wie wir jetzt schon die Kontrolle verlieren rückt in den Hintergrund. Die düstere Zukunftsvision, die sich noch ganz harmlos gibt, ist es, über die alle reden – ohne sie letztendlich zu verstehen.

Relevant, aber mäßig spannend

Der erfahrene Regisseur und Drehbuchautor Niki Stein (Oskar, Macht der Familie) betont dann auch in seinem Film dieses Gefühl des Ausgeliefertseins. Nicht nur dass Technologien allgegenwärtig sind, ohne dass wir sie noch wirklich fassen können. Sie bestimmen sogar über ihre virtuelle Welt hinaus unser Leben. So ist ein wichtiges Thema in Tatort: HAL, wie Bilder keine Abbilder mehr sind, sondern Kreationen. Wo die Grenzen zwischen Imitation und Realität liegen, wird zunehmend unklar. Schlimmer noch: Es scheint auch zunehmend unwichtiger zu werden, was das eine ist und was das andere. Wer das Narrativ kontrolliert, der kontrolliert auch die Wahrnehmung. Was als Wirklichkeit verkauft wird, das ist die Wirklichkeit.

Insofern mangelt es in Tatort: HAL nicht an Themen, über die man diskutieren kann und wohl auch sollte. Als Krimi ist der Film hingegen kaum zu gebrauchen. Stein verliert sich irgendwann so sehr in seinen Bilderwelten und ominösen Anspielungen, dass zu wenig noch konkret ist. Auch das kann spannend sein. Im Vergleich etwa zu Exit und The Fear Index, die ebenfalls mit künstlichen Welten und Intelligenzen hantierten und dabei eine wachsende Paranoia erzeugten, bleibt das hier aber zu sehr Theorie, zu wenig spürbar. Ermittelt wird kaum, packende Szenen sind ebenfalls nicht vorhanden. Trotz einer Reihe von visueller Spielereien hinterlässt das Gesamtpaket relativ wenig Eindruck.

Credits

OT: „Tatort: HAL“
Land: Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Niki Stein
Drehbuch: Niki Stein
Musik: Jacki Engelken
Kamera: Stefan Sommer
Besetzung: Richy Müller, Felix Klare, Carolina Vera, Mimi Fiedler, Jürgen Hartmann, Ken Duken, Karoline Eichhorn, Sophie Pfennigstorf

Bilder

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Tatort: HAL
Fazit
„Tatort: HAL“ versucht sich an dem im Science-Fiction-Bereich immer wieder beliebten Thema der künstlichen Intelligenz, wenn der Mord an einer Frau zu einem IT-Unternehmen führt. Das bringt interessante Fragen mit sich. Der Film selbst ist aber nicht sonderlich spannend, da waren andere zum selben Thema deutlich packender.
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