Tatort Schattenkinder TV Das Erste ARD Fernsehen Mediathek
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Tatort: Schattenkinder

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„Tatort: Schattenkinder“ // Deutschland-Start: 13. März 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als die Leiche eines jungen Mannes aufgefunden wird, staunt die Polizei nicht schlecht: Kahlgeschoren und im Gesicht übersät mit Tätowierungen erkennt ihn sein eigener Vater, der seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte, kaum noch wieder. Und er ist nicht der einzige, der so aussieht. Vielmehr ist die Umgestaltung des Äußeren das Erkennungszeichen der von Kyomi (Sarah Hostettler) geleiteten Künstlerkommune, die in ihren Gesichtern den Schmerz dieser Welt festhalten möchte. Während Tessa Ott (Carol Schuler) selbst von dieser charismatischen Anführerin fasziniert ist, kann Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) mit dem Ganzen wenig anfangen. Doch die wichtigere Frage, welche die beiden umtreibt: Was hat es mit dem Tod des Mannes auf sich? Und warum sollte jemand dessen Körper so zur Schau stellen?

Außen Tätowierung, innen Leere

Eines kann man dem Zürcher Team beim Tatort kaum vorwerfen: mangelnde Ambitionen. So ging es beim letzten Film nicht nur um Homophobie, sondern auch die Zweiklassengesellschaft in der Schweiz. Dazu wurde immer mal wieder die vierte Wand durchbrochen. Das gab dann alles nicht sonderlich viel Sinn. Schoggiläbe war eigentlich sogar ziemlicher Murks, der ein klares Konzept vermissen ließ. Bei Schattenkinder, dem inzwischen 1193. Film der ARD-Krimireihe sieht es da schon ein wenig besser aus. Zumindest wird auf irgendwelche erzwungenen Experimente bei der Inszenierung verzichtet, um sich selbst irgendwie cleverer erscheinen zu lassen. Ist besser so, der Inhalt ist ja auch so schon irre genug.

Vielleicht war man auch einfach der Ansicht, dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte. Und es ist ja durchaus eindrucksvoll, wenn Tatort: Schattenkinder die jungen Männer und Frauen vorführt, welche den Ideen von Kyomi erlegen sind. Mit den kurz geschorenen Haaren und den exzessiven Tätowierungen sind sie schon recht ungewöhnliche Erscheinungen. Zumindest äußerlich. Innerlich bekommt man von der Anhängerschaft relativ wenig mit, die Leute sind nicht mehr als eine Leinwand für die selbsternannte Künstlerin. Sie selbst bezeichnet diese als Objekte, womit dann auch klar ist, dass sie in ihnen nur ein Mittel zum Zweck sieht. Die Grenzen zwischen der Kunst und den Kunstschaffenden wird auf diese Weise aufgehoben, man weiß schon gar nicht mehr so genau, was da noch wohin gehört.

Letztendlich nichtssagend

Das erinnert natürlich an Der Mann, der seine Haut verkaufte, das für einen Oscar nominierte Drama. Auch dort ließ sich jemand zur Leinwand für ausufernde Tätowierungen machen, womit interessante Fragen einhergingen, sowohl zur Moral wie auch den Besitzverhältnissen von Kunst. Diese schimmern bei Tatort: Schattenkinder auch durch, werden von dem Autorinnenduo Stefanie Veith (Gleißendes Glück) und Nina Vukovic (Detour) aber nicht so wirklich beachtet. Wie der Vorgänger auch gibt sich der Film tiefsinniger, als er es letztendlich ist. Schließlich muss da noch ein Tod aufgeklärt werden. Wer also angesichts der Beschreibung eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Kunstbetrieb und den moralischen Implikationen erwartet, der sollte lieber seine Ansprüche zurückschrauben. Richtig viel zu sagen hat der Film nicht.

Und auch als Krimi ist Tatort: Schattenkinder nicht übermäßig spannend. Zum einen gibt es hier gar nicht so wahnsinnig viele Spuren, die verfolgt werden können. Die Geschichte ist von Anfang an so sehr auf den Kult fixiert, dass die spärlichen Alternativen ignoriert werden. Die Auflösung ist zudem irgendwie billig, ein bisschen lächerlich obendrein. Da machte man es sich schon recht einfach. Aufgrund des an und für sich interessanten Themas und einiger fesselnder Bilder gibt es zwar schon Gründe einzuschalten, ein Fortschritt zum letzten Mal ist das sicherlich. Aber es ist dann doch nicht mehr als Durchschnitt, zumal das Duo den Film über noch immer sehr auf Distanz bleibt und auf diese Weise keine nennenswerte Dynamik erlaubt.

Credits

OT: „Tatort: Schattenkinder“
Land: Schweiz
Jahr: 2022
Regie: Christine Repond
Drehbuch: Stefanie Veith, Nina Vukovic
Musik: Marcel Vaid
Kamera: Simon Guy Fässler
Besetzung: Anna Pieri Zuercher, Carol Schuler, Aaron Arens, Rachel Braunschweig, Peter Jecklin, Igor Kováč, Sarah Hostettler, Zoë Valks

Bilder

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Tatort: Schattenkinder
Fazit
„Tatort: Schattenkinder“ nimmt das Publikum mit in eine Künstlerkommune, in der die jungen Menschen keine Haare mehr haben, dafür aber besonders viele Tätowierungen im Gesicht. Das bringt einige interessante Fragen mit sich, sowohl künstlerischer wie auch moralischer Natur. Sie werden nur nicht sonderlich weit verfolgt. Stattdessen bleibt das hier an der Oberfläche, dazu gibt es einen langweiligen Kriminalfall.
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