Tatort Lenas Tante TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
© SWR/Benoît Linder

Tatort: Lenas Tante

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„Tatort: Lenas Tante“ // Deutschland-Start: 22. Januar 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Die Freude ist groß bei Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), als ihre Tante Nikki (Ursula Werner) zu Besuch kommt. Viel zu lange hat die Kommissarin die alte Frau nicht mehr gesehen, die als scharfzüngige und knallharte Staatsanwältin den Verbrechern das Fürchten lehrte. Aber jetzt sollen sie endlich Zeit füreinander haben. Zumindest war das der Plan, bis es zu einem tödlichen Zwischenfall kommt. Ein bereits für tot erklärter Heimbewohner war offensichtlich noch lebendig, als er im Feuer eines Krematoriums verbrannt wurde. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) untersucht Odenthal den Vorfall. Wurde dabei schlampig gearbeitet oder steckt da mehr dahinter? Und wenn ja, wer hätte etwas von dem Tod des 96-Jährigen gehabt?

Ein Krimi voll alter Geschichten

Dass man beim Tatort gern einmal gesellschaftliche Themen aufgreift und dabei auf Missstände aufmerksam macht, ist kein Geheimnis. Immer wieder wird versucht, mehr zu sein als nur ein Krimi. Bei Du bleibst hier wurde beispielsweise das Phänomen der Gentrifizierung aufgegriffen, wenn in Städten die Einheimischen zunehmend mit Geld rausgedrängt werden. Die Woche davor gab es mit Totes Herz einen Film, der ein Kapitel aus Zeiten der DDR wiederaufleben ließ. Wer mit solchen Geschichten nichts anfangen kann, sollte lieber einen Bogen um Lenas Tante machen. Der 1223. Fall der ARD-Krimireihe begnügt sich nicht damit, eines dieser Gesellschaftsthemen aufzugreifen, sondern gleich zwei, die miteinander verbunden werden.

Anfangs sieht es dabei aus, als würde der Film in erster Linie die Verhältnisse in Altenheimen anprangern wollen. So darf das Publikum erfahren, wie wenig Geld so ein Leben dort wert ist bzw. wie knapp kalkuliert wird, damit sich das Geschäft mit den Senioren und Seniorinnen überhaupt lohnt. Und als wäre dieser wirtschaftliche Aspekt nicht schon genug, darf in Tatort: Lenas Tante das komplette Konzept eines Altenheims in Frage gestellt werden. Eine ausländische Angestellte bietet den Blick von außen, wenn sie es gar nicht fassen kann, dass überhaupt Häuser gebaut werden, um darin die Alten unterzukriegen. Sonderlich weit geht Drehbuchautor Stefan Dähnert (Das Verhör) dann aber doch nicht. Wo der Tod anfangs noch in einem Zusammenhang mit dem Altenheim an sich zu stehen scheint, verliert Letzteres später an Bedeutung.

Umwerfende Tante

Stattdessen wird sich eines anderen Dauerbrenners der deutschen Geschichte angenommen: Es dauert nicht lang, bis klar wird, dass der Tote ein alter Nazi war und dieses Gedankengut stolz an seinen Enkel weitergegeben hat. Die Antwort, so weit scheint klar, muss irgendwie damit zusammenhängen. Oder doch nicht? Tatort: Lenas Tante schlägt auf jeden Fall ein paar Haken und lässt das Publikum bis zum Schluss miträtseln. An Verdächtigen mangelt es dabei traditionell nicht, damit die Zuschauer und Zuschauerinnen genug Auswahl haben und nach Herzenslust spekulieren dürfen. Wem die vorangegangenen Filme zu wenig Krimi waren, der bekommt hier wieder mehr zu tun. Gerade wenn man meint, man hätte die Lösung vor sich, kommt dann doch noch etwas anderes dran.

Als Krimi ist das durchaus solide. Im Gegensatz zu so manchem Teil, gerade auch aus Ludwigshafen, funktioniert das alles. Was den Film letztendlich sehenswert und mehr als nur solide macht, ist der Auftritt von Schauspielveteranin Ursula Werner (Wer einmal stirbt, dem glaubt man nicht). Die Verkörperung der starrsinnigen Tante, die einen starken Gerechtigkeitssinn hat, zugleich aber auch für profanere Freuden zu haben ist, wertet Tatort: Lenas Tante enorm auf. Tatsächlich ist es schade, wenn sich am Ende die Wege wieder trennen. Im Gegensatz zu Lena Odenthal, deren Filme oft zu den schwächeren der Reihe zählen, ist die Tante so lebendig und unterhaltsam, dass man gern mehr von ihr sehen würde.

Credits

OT: „Tatort: Lenas Tante“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Tom Lass
Drehbuch: Stefan Dähnert
Musik: Manouk Roussyalian
Kamera: Michael Merkel
Besetzung: Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Ursula Werner, Dieter Schaad, Rüdiger Vogler, Maja Zeco, Cristin König, Niklas Kohrt, Johannes Dullin

Bilder

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Tatort: Lenas Tante
fazit
„Tatort: Lenas Tante“ kombiniert gleich zwei gesellschaftliche Themen mit einer Mördersuche, ist dabei als Krimi aber besser als so manche andere Teile zuvor. Dabei lebt der Film vor allem auch von einer stark auftretenden Ursula Werner als titelgebende Tante, die Gerechtigkeitssinn und Lebenslust miteinander verbindet.
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