Tatort: Habgier
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Tatort: Habgier

Tatort: Habgier
„Tatort: Habgier“ // Deutschland-Start: 10. Januar 1999 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als der Junge Axel Ropers (Woody Mues) das Gas in der Küche aufdreht, reicht es seiner Mutter Sonja (Ulrike Grote) und deren Freund Michael (Jürgen Tonkel). Seit dem Unfalltod seines Vaters ist das Kind nicht mehr wiederzuerkennen, ist immer wieder aggressiv. Die Therapie bei der Kinderpsychologin Gabriele Eilbrook (Ulrike Mai) scheint keine größeren Erfolge zu bringen. Kurze Zeit später ist Eilbrook tot, zum Schock von Kommissar Peter Brockmöller (Charles Brauer), der die Verstorbene kurz zuvor bei einem Seminar kennengelernt hatte. Da diese sich an ihn wandte und davon sprach, dass sie seine Hilfe als Polizist brauche, steht für ihn fest, dass er den Fall lösen muss. Zu groß ist sein schlechtes Gewissen, ihr nicht gleich geholfen zu haben. Doch die Suche nach dem Täter gestaltet sich schwierig, da er und Paul Stoever (Manfred Krug) auf ein Netz von Lügen stoßen …

Wo ist die Leiche?

Eigentlich folgt der Tatort bei all den Unterschieden, die es zwischen den Teams so gibt, meistens demselben Schema: Am Anfang wird eine Leiche gefunden, danach wird nach der Person gesucht, die diesen Mord begangen hat. Bei Habgier ist das ein wenig anders. Zwar geht es auch hier brenzlig zu, wenn zu Beginn der Junge versucht, die ganze Familie auszulöschen. Bis auf das Kaninchen natürlich, das er vorher freilässt. Aber da wird nichts draus. Und auch im Anschluss dauert es eine Weile, bis da tatsächlich mal etwas geschieht. Tatsächlich ist der Film schon zu einem Viertel vorbei, bis die herbeigesehnte Leiche mal auftaucht. Das kann man dann interessant finden. Oder irritierend: Hier wird eine Weile nicht klar, worum es in dem 403. Film der ARD-Krimireihe denn überhaupt gehen soll.

Danach wird Tatort: Habgier grundsätzlich schon klassischer, erfüllt stärker die Anforderungen, die man an einen solchen Krimi hat. Ist erst einmal die Leiche aufgetaucht, macht sich das Team auf die Suche nach dem Täter oder die Täterin. Da werden Leute befragt, Alibis überprüft, nach möglichen Motiven gesucht. Dabei führen die Spuren in verschiedene Richtung, weshalb man ein wenig grübeln darf. So richtig befriedigend ist das aber nicht. Unglücklich ist beispielsweise, dass durch den Titel schon viel vorweggenommen wird und man sich damit den Weg verbaut. Auch der Einstieg mit dem Gasanschlag, so spannend dieser sein mag, ist kein guter Einfall. Dadurch wird das Augenmerk quasi zwangsläufig auf diesen Strang gelegt, woraus das Publikum Schlüsse ziehen kann.

Nicht wirklich durchdacht

Aber selbst wer kein Problem damit hat, dass der Krimipart nicht so recht funktioniert, kann sich Tatort: Habgier tendenziell sparen. Die Probleme sind dabei vielfältiger Natur. Mal sind die Dialoge etwas eigenartig. An anderen Stellen sind die schauspielerischen Leistungen unbefriedigend, das wirkt oft etwas unnatürlich. Da geschieht einfach zu viel, das einen aus dem Geschehen rausreißt. Und dann sind da noch die Passagen, an denen wiederum mehr hätte gemacht werden dürfen. So richtig spannend wird das einfach nicht. Nicht einmal die Auflösung überzeugt wirklich. Zugegeben, sie ist überraschend. Auch wenn aufgrund der besagten Vorwegnahmen die grobe Richtung klar ist, dieses Ende kommt aus dem Nichts. Aber das ist nicht unbedingt eine Stärke. Wer Krimis schaut, um selbst rätseln zu dürfen, der hat bei dieser Wundertüte kaum eine Chance.

Was den Film dafür aufwertet, ist das Hauptduo. Mehr als 30 Mal hatte es zu dem Zeitpunkt bereits Fälle gelöst, daraus hatte sich ein recht spezielles Verhältnis entwickelt. So gibt es hier mal wieder eine Gesangseinlage, die inhaltlich überhaupt nicht in die Folge passt, ein Erkennungsmerkmal des norddeutschen Teams. Stoever und Brockmöller leben in einer eigenen Welt, die höchstens zufällig mal mit der Realität übereinstimmt und wo man alles sagen darf. Das führt zu dem einen oder anderen komischen Moment, ohne dass daraus gleich eine Blödelei wie beim Münster Team würde. Als Grund zum Einschalten reicht das aber nicht aus. Tatort: Habgier hat zu viel Konkurrenz, interne wie externe, als dass man hier unbedingt dabei sein müsste.

Credits

OT: „Tatort: Habgier“
Land: Deutschland
Jahr: 1999
Regie: Jürgen Bretzinger
Drehbuch: Raimund Weber
Musik: Klaus Doldinger
Kamera: Kay Gauditz
Besetzung: Manfred Krug, Charles Brauer, Ulrike Grote, Woody Mues, Ulrike Mai, Ulrich Wiggers, Jürgen Tonkel, Dietmar Mues, Volker Lechtenbrink, Gernot Endemann

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Tatort: Habgier
Fazit
„Tatort: Habgier“ ein irgendwie seltsamer Krimi, bei dem vieles nicht so wirklich passt. Der Mord geschieht spät, die Auflösung wird gleichzeitig zu früh vorweggenommen und kommt doch aus dem Nichts. Dazu gibt es Probleme beim Drehbuch, dem Schauspiel und der Spannung. Trotz des eigensinnigen Duos, das reicht nicht aus.
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