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Tatort: Taxi nach Leipzig (1970)

Inhalt / Kritik

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„Tatort: Taxi nach Leipzig“ // Deutschland-Start: 29. November 1970 (Das Erste)

Als in der Nähe von Leipzig ein Kind tot aufgefunden wird, sucht der Generalstaatsanwalt der DDR Unterstützung durch die Behörden der Bundesrepublik. Schließlich trug das Kind westdeutsche Schuhe, was die Ermittler stutzig macht. Kurze Zeit später wird das Hilfeersuchen bereits zurückgezogen. Doch dem Hamburger Hauptkommissar Paul Trimmel (Walter Richter) lässt die Geschichte keine Ruhe. Seine Ermittlungen führen ihn zunächst zu dem vermögenden Chemiker Erich Landsberger (Paul Albert Krumm), dem Vater des unehelichen Sohnes. Aber auch dessen Mutter Eva Billsing (Renate Schroeter), die das Kind identifiziert hat, und ihr neuer Partner Peter Klaus (Hans-Peter Hallwachs) rücken in den Fokus des unnachgiebigen Polizisten …

Komplizierter Start eines Dauerbrenners

Auch die größte Erfolgsgeschichte fängt einmal klein an. Und etwas verworren. So zumindest beim Tatort, der zu den absoluten Dauerbrennern des deutschen Fernsehens gehört. Denn der offiziell erste Teil Taxi nach Leipzig war offiziell keiner. Erst nachträglich wurde der 1970 ausgestrahlte Film zum Auftakt der langlebigen ARD-Krimireihe erklärt. Das war auch deshalb verwirrend, weil der ermittelnde Hauptkommissar Paul Trimmel schon ein Jahr zuvor in Exklusiv! auf Spurensuche ging. Der erste Teil war also eigentlich keiner. Der tatsächliche Vorgänger wurde nachträglich dann ebenfalls in die Reihe integriert, als offiziell 9. Folge vom Tatort, der Vorgänger somit zum Nachfolger umgedeutet.

Auf den Film selbst hat dieses Hin- und-Her-Geschiebe natürlich wenig Einfluss. Der Fall ist, wie praktisch immer beim Tatort, inhaltlich komplett unabhängig von Vorgängern und Nachfolgern. Auch bei der Figur Trimmel braucht es keine Vorkenntnisse. Dafür erfahren wir ohnehin zu wenig über ihn. Wo später der Trend dazu hinging, auch das Privatleben der Kommissare und Kommissarinnen zu beleuchten, um ihnen mehr Kontur und Gewicht zu verleihen, da bleibt dieser hier ein unbeschriebenes Blatt. An Persönlichkeit mangelt es ihm deswegen jedoch nicht. Taxi nach Leipzig zeigt ihn als jemanden, der ausgesprochen stur ist, sich über alles und jeden hinwegsetzt. Ein Sympathieträger ist er hingegen nicht. Er gleicht mehr einer Bulldogge, die sich festgebissen hat und sich von anderen nicht wieder lösen lässt.

Tragisches Kammerspiel

Allgemein stehen hier stärker die Figuren und ihre Geschichten im Vordergrund als der eigentliche Fall. Natürlich gibt es in Tatort: Taxi nach Leipzig ein Rätsel um den verstorbenen Jungen, das gelöst werden muss. Das geschieht aber vergleichsweise früh. Wo die meisten Teile der Reihe dem Whodunnit-Prinzip entsprechen, es also darum geht, unter einer Reihe von Verdächtigen die richtige Person zu finden, da ist das hier sehr überschaubar. Mit Landsberger, Billsing und Klaus gibt es gerade mal drei Figuren. Da muss nicht sonderlich viel überlegt werden. Wenn in dem Film Fragen gestellt werden, dann sind das weniger solche von einer kriminologischen Art, eher von einer moralischen, verbunden mit den Schwierigkeiten einer deutsch-deutschen Beziehung.

Wer sich Tatort: Taxi nach Leipzig heute als Krimi anschaut, wird deshalb unweigerlich enttäuscht werden. Er ist zudem, damals liefen die Uhren noch etwas langsamer, von einem recht gemächlichen Tempo. Trimmel fährt zwar den kompletten Film über durch die Gegend, um sich mal mit den einen, mal den anderen Figuren zu treffen. Brenzlige Situationen, Verfolgungsjagden oder ähnliches war damals aber nicht angesagt. Stattdessen ist der von Peter Schulze-Rohr (Finderlohn) inszenierte Film recht ruhig, eine Mischung aus Drama und Kammerspiel. Wer sich darauf einlassen kann, findet hier eine sehr tragische Geschichte, bei der die Einteilung in Gut und Böse nicht so einfach ist und der noch immer mit einer sehr nüchternen, tristen Atmosphäre punktet, welche die Emotionalität nicht ausschlachtet.

Credits

OT: „Tatort: Taxi nach Leipzig“
Land: Deutschland
Jahr: 1970
Regie: Peter Schulze-Rohr
Drehbuch: Friedhelm Werremeier
Musik: Friedrich Scholz
Kamera: Nils-Peter Mahlau
Besetzung: Walter Richter, Renate Schroeter, Hans-Peter Hallwachs, Paul Albert Krumm

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„Tatort: Taxi nach Leipzig“ ist zwar offiziell der Auftakt der langlebigen Krimireihe, ist dabei aber nur bedingt mit dem zu vergleichen, was später kam. Im Mittelpunkt des Film steht weniger die Suche nach einem Täter, sondern eine tragische Geschichte, die trotz der nüchternen und ruhigen Erzählweise ihre Wirkung nicht verfehlt.
7
von 10