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Tatort: Kinder der Gewalt

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„Tatort: Kinder der Gewalt“ // Deutschland-Start: 2. Mai 1999 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) sieht, dass der Junge Jürgen (Christian Mickeleit), Sohn seiner Hotelwirtin Gabi Schuster (Saskia Vester) offensichtlich verprügelt und ausgeraubt wurde, fackelt der nicht lange. Ohne zu zögern nimmt er ihn mit zur Polizei, wo er eine Aussage machen soll. Dieser weigert sich aber, behauptet, es sei ein Unfall gewesen. Am Tag drauf wird er tot in der Toilette seiner Schule gefunden, aus nächster Nähe erschossen. Alles deutet auf einen Selbstmord hin. Nur was ist mit der Tatwaffe geschehen, von der jede Spur fehlt? Ballauf und Freddy Schenk (Dietmar Bär) nehmen daraufhin die Schule ins Visier, wo Jürgens Mitschüler Tucky (Tom Schilling) und Kalle (Martin Heisterkamp) die anderen terrorisieren. Und sie haben auch schon ein neues Opfer ausgemacht: Danni (Max Riedel).

Gewalt an der Schule

Der Tatort nimmt sich bekanntlich gern mal gesellschaftlicher Themen an. Meistens handelt es sich dabei um große Problemfelder wie etwa rechte Gewalt. Dann und wann wird der Blick aber auch ins Kleine gerückt und Punkte angesprochen, die es nicht so oft in die Medien schaffen. So lief vor einigen Wochen Marlon, das davon handelte, dass ein gewaltbereiter Junge Außenseiter an seiner Schule war und niemand mit ihm fertig wurde. Kinder der Gewalt ging einige Jahre zuvor in eine ähnliche Richtung. Während es beim ersten Beispiel aber um einen einzelnen Störenfried ging, für den es in der Gesellschaft keinen Platz gibt, da ist das zweite ein Beispiel für eine auseinanderbrechende Gesellschaft, also noch einmal ein ganzes Stück größer. Dass es sich dabei „nur“ um die Verhältnisse an einer Schule handelte, machte die Sache nicht eben besser.

Tatsächlich wollte Regisseur und Co-Autor Ben Verbong ganz offensichtlich das sonntägliche Publikum mit Tatort: Kinder der Gewalt aufrütteln und schockieren. So beginnt der 411. Teil der ARD-Krimireihe damit, dass Jürgen brutal zusammengeschlagen wird. Auch später wird es immer wieder Situationen geben, in denen der Film den Zuschauern und Zuschauerinnen einiges zumutet. Besonders darf dabei natürlich nahegehen, dass sich viele dieser Szenen in der Schule abspielen. Der Ort also, an dem man seine Kinder abgibt, in der festen Überzeugung, dass diese dort geschützt sind, wird zu einem Ort, an dem sie von anderen angegriffen und schikaniert werden. Zum Teil ist man das natürlich gewohnt: Mobbing gehört zum Aufwachsen oft dazu. Hier geht das aber noch ein ganzes Stück weiter.

Intensiv und nachdenklich

Bei den Erklärungen tut man sich hingegen ein bisschen schwer. An einer Stelle ist von zu großen Klassen die Rede. Auch dass ausländische Schüler für Probleme sorgen wird als Erklärungsversuch herangezogen, wobei das in dem Fall dann doch mehr nach Rassismus eines älteren weißen Herrn riecht. Und natürlich darf der Klassiker nicht fehlen, dass die brutalen Schüler auch daheim vom Vater verprügelt werden. Tatort: Kinder der Gewalt bleibt an der Stelle aber doch eher schematisch und begnügt sich mit ein paar Standardsätzen. Das muss den Zuschauern und Zuschauerinnen reichen. Wer sich also von dem Film erhofft, dass er spannende Einblicke gewährt, sieht sich getäuscht. Das gesellschaftliche Thema wird angeschnitten, aber nicht wirklich untersucht.

Sehenswert ist der Film dennoch. Zum einen gibt es einige intensive Darstellungen. Vor allem der Auftritt eines jungen Tom Schilling (Oh Boy, Fabian oder Der Gang vor die Hunde) überrascht, der hier gegen seinen späteren Typ als brutaler Schläger besetzt wurde. Und auch über den Fall darf man länger nachgrübeln, wenn vieles nicht so ist, wie man es dachte. Letzten Endes haben die Zuschauer und Zuschauerinnen bei Tatort: Kinder der Gewalt nicht so wirklich große Chancen, selbst auf die Lösung zu kommen. Da wären andere naheliegender gewesen. Aber das muss ja nichts Verkehrtes sein, der Film bietet eine gute Mischung aus Spannung und Nachdenklichkeit, nach der man zwar nicht wirklich viel schlauer ist, die einem aber doch zumindest in Erinnerung bleibt.

Credits

OT: „Tatort: Kinder der Gewalt“
Land: Deutschland
Jahr: 1999
Regie: Ben Verbong
Drehbuch: Edgar von Cossart, Ben Verbong
Musik: Hannes Vester
Kamera: Kay Gauditz
Besetzung: Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Saskia Vester, Wolfgang Packhäuser, Tom Schilling, Max Riedel, Dennis Lorke, Baki Davrak, Nikolaus Benda, Christian Mickeleit

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Tatort: Kinder der Gewalt
Fazit
„Tatort: Kinder der Gewalt“ nimmt uns mit an eine Schule, in der Terror und Mobbing an der Tagesordnung stehen. Der Film geht zwar nicht so wirklich in die Tiefe, hinterlässt dafür aber Eindruck und funktioniert auch als Krimi, da bis zum Schluss offen bleibt, was tatsächlich geschehen ist.
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