Tatort: Des Teufels langer Atem Das Erste ARD TV Fernsehen
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Tatort: Des Teufels langer Atem

Inhalt / Kritik

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„Tatort: Des Teufels langer Atem“ // Deutschland-Start: 16. Januar 2022 (Das Erste)

Für Frank Thiel (Axel Prahl) kommt es gerade knüppeldick. Erst hat er von der Ärztin Dr. Kühn (Kim Riedle) erfahren, dass sein Vater (Claus D. Clausnitzer) einen riesigen Tumor im Kopf hat, der nicht operabel ist. Und als er sich aus Kummer betrinkt, erwacht er am nächsten Morgen mit einem kompletten Filmriss. Dabei bräuchte er gerade jetzt einen klaren Kopf. Schließlich wurde die Leiche eines ehemaligen Polizisten unweit in einem Wald gefunden und alle Spuren führen zu Thiel. Hat er wirklich im betrunkenen Zustand einen Mord begangen? Warum sollte er das tun wollen? Für Gerichtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) steht fest, dass er seinem alten Freund helfen muss, und vertraut dabei auf die Unterstützung von Silke Haller (ChrisTine Urspruch) …

Bin ich ein Mörder?

Bislang war 2022 der Tatort von sehr düsteren und dramatischen Fällen geprägt. Videobeweis verband eine Mördersuche mit Überlegungen zu #MeToo und subjektiver Wahrnehmung. Gier und Angst war in erster Linie eine tragische Familiengeschichte, die mit ein bisschen Kapitalismuskritik verknüpft war. Wem das alles schon wieder zu viel wurde, für den gibt es mit Des Teufels langer Atem wieder etwas leichtere Kost, die nur auf Unterhaltung aus ist. Schließlich geht es beim 1186. Film der ARD-Krimireihe wieder nach Münster. Und wer die bisherigen Auftritte von Thiel und Boerne kennt, der weiß schon, dass das hier alles nicht ganz so ernst genommen werden muss. Nur weil jemand ermordet wurde, heißt das schließlich nicht, dass man keinen Spaß haben darf!

Dabei sieht es anfangs noch so aus, als würde auch Tatort: Des Teufels langer Atem in die dramatische Richtung gehen, wie die zuletzt ausgestrahlten Teile. Den eigenen Vater zu verlieren, das ist schon eine sehr traurige Angelegenheit. Für einen Mörder gehalten zu werden, ist auch nicht unbedingt Anlass für gute Laune. Umso mehr, wenn man sich selbst nicht ganz sicher ist, ob der Vorwurf nicht vielleicht doch zutreffen könnte. Klar, als Zuschauer und Zuschauerin weiß man, dass das nicht stimmen kann. Wenn eine der Hauptfiguren eines langjährigen Teams – Thiel und Boerne ermitteln hier schon zum 40. Mal – sich als Mörder herausstellt, wäre das vorbei mit der Reihe. Und das hätte man dann doch mitbekommen, wenn die Urgesteine plötzlich nicht mehr an Bord sein sollten.

Umständlich unterhaltsam

Spannend ist der Fall in der Hinsicht daher nicht. Genauso wenig gibt es einen Zweifel daran, dass diese Unschuld auch bewiesen wird. So lautet nun einmal das Gesetz des TV-Krimis. Spannung entsteht hier eher durch die Frage, was genau da vorgefallen ist. Denn eigentlich ergibt das alles recht wenig Sinn. Nach nicht einmal anderthalb Stunden wird das anders sein, Tatort: Des Teufels langer Atem bietet tatsächlich eine Auflösung für die rätselhaften Ereignisse. So richtig überzeugend ist diese aber nicht. Die Geschichte ist so umständlich erzählt, dass nicht einmal die Figuren im Film das so wirklich zu glauben scheinen. Außerdem dürfte ein Publikum enttäuscht sein, das auf einen Whodunnit hofft. Das Problem ist, dass es so wenige Figuren in dem Krimi gibt, dass man allein schon durch das Ausschlussverfahren vorzeitig weiß, wer es gewesen sein muss. Da sind einfach keine Alternativen in Sicht.

Ein weiteres Manko sind die ständigen Flashbacks, wenn sich Thiel nach und nach doch noch erinnert. Die sind nicht nur langweilig von Regisseur Francis Meletzky inszeniert. Sie führen durch ihre Penetranz auch dazu, dass der Film nicht so recht in die Gänge kommt. Unterhaltsam ist die Wahrheitssuche jedoch schon immer mal wieder, was in erster Linie auf den Humor zurückzuführen ist. Dabei sind es dieses Mal die weiblichen Figuren, die für die größten Lacher sorgen. Neben der schlagfertigen Rechtsmedizinerin Silke Haller darf auch Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Großmann) den einen oder anderen Spruch raushauen, welcher dem Film ganz gut tut. Mehr als Durchschnitt ist das Ergebnis in der Summe dann aber doch nicht. Fans der Münster Ausgabe oder allgemein humorvoller Krimis schalten rein. Ansonsten kann man es auch unbesorgt bleiben lassen.

Credits

OT: „Tatort: Des Teufels langer Atem“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Francis Meletzky
Drehbuch: Thorsten Wettcke
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Bella Halben
Besetzung: Axel Prahl, Jan Josef Liefers, ChrisTine Urspruch, Björn Meyer, Mechthild Großmann, Claus D. Clausnitzer, Kim Riedle, Banafshe Hourmazdi, Judith Goldberg

Bilder

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In „Tatort: Des Teufels langer Atem“ muss sich Thiel mit einer unangenehmen Frage auseinandersetzen: Hat er im Vollrausch jemanden erschossen? Tatsächlich spannend ist das nicht, zumal die Auflösung schon sehr umständlich ist. Dafür gibt es wie immer beim Münster Tatort ein paar unterhaltsame Szenen.
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