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Tatort: Das Haus am Ende der Straße

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„Tatort: Das Haus am Ende der Straße“ // Deutschland-Start: 22. Februar 2015 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Für Hauptkommissar Frank Steier (Joachim Król) hätte es an dem Abend nicht schlimmer laufen können. So stirbt bei einem Einsatz durch sein Mitwirken ein kleines Mädchen. Der Täter Nico Sauer (Maik Rogge) kann zwar gestellt werden, wird aber vor Gericht nicht verurteilt. Denn Steier war betrunken, mal wieder, weswegen seine Zeugenaussage nichts wert ist. Schockiert über den Ausgang und die eigene Schuld, beschließt er, der Polizei den Rücken zu kehren und auf eigene Faust für Gerechtigkeit zu sorgen. Dabei kreuzt sich sein Weg nicht nur mit Nicos Bruder Robin (Vincent Krüger) und dessen Freundin Lisa (Janina Schauer). Auch der ehemalige Polizist Rolf Poller (Armin Rohde) mischt irgendwann mit, weil er eine eigene Rechnung offen hat …

Abschied von Steier

Wenn jemand aus dem Tatort ausscheidet, dann steht diese Folge im besonderen Fokus. Schließlich gilt es, einen würdigen Abschluss für den Kommissar oder die Kommissarin zu finden und dem Publikum etwas Bleibendes mit auf den Weg zu geben. Etwas, an das man sich erinnert. Das kann dann oft tragisch enden, wie bei den emotionalen Teilen Der feine Geist oder Liebe mich!, bei denen die Zuschauer und Zuschauerinnen gleich doppelt Abschied nehmen mussten. Und auch bei Das Haus am Ende der Straße, dem 937. Teil der ARD-Krimireihe, geht es hoch dramatisch zu, wenn wir ein letztes Mal Steier bei der Arbeit zusehen. Dabei bricht der Film mit einer Reihe von Konventionen, die man mit dem Dauerbrenner in Verbindung bringt.

Zwar fängt auch dieser Film mit einer Leiche an. Die Leiche eines kleinen Mädchens sogar, was natürlich besonders aufwühlend ist. Es handelt sich aber um keinen Mord, sondern einen Querschläger, der diese gar nicht hätte treffen sollen. Und auch die Suche nach dem Täter fällt aus dem Rahmen – indem sie ausfällt. Wir wissen ja, wer es war, waren „live“ dabei. Nur weil das Gericht ihn nicht verurteilt, ist er kein Stück weniger schuldig. Tatort: Das Haus am Ende der Straße handelt damit nicht von der Frage, wer es gewesen ist, sondern von der, was man damit anfangen soll. Wie geht jemand damit um, den Tod eines Kindes mitverursacht zu haben und an der Freilassung des Schuldigen schuld zu sein? Wenn Frank Steier daraufhin loszieht und Nico selbst abknallen will, dann ist das schon eine ziemliche Abkehr von dem, was sonst so in dieser Reihe üblich ist.

Gefangen in der Kammerspielhölle

Aber es ist eben spannend, auch wegen der Besetzung: Joachim Król und Armin Rohde spielen zwei Leute, die so viel im Leben verloren haben, dass unklar ist, wie weit sie gehen werden. In Anlehnung an bekannte Selbstjustiz-Streifen wie Ein Mann sieht rot oder Falling Down eskaliert die Lage. Aus einem anfänglich verständlichen Wunsch heraus, dass es gerecht in der Welt zugeht, wird ein Sturz in die Abgründe, welcher von den beiden Schauspielveteranen eindrucksvoll wiedergegeben wird. Wut und Verzweiflung vermischen sich mit Trauer und Abscheu zu einer gefährlichen Mischung, bei der am Ende wirklich alles rauskommen kann. Tatort: Das Haus am Ende der Straße verlässt die gemütlichen Krimipfade und wird zu einem nervenaufreibenden und zugleich tragischen Psychothriller, an dem sich die deutsche Konkurrenz ein Beispiel nehmen kann.

Der Inhalt ist dabei natürlich schon banal. An manchen Stellen auch fast schon surreal, wenn der Film fast alle Menschen aus der Geschichte tilgt. Aber es passt gut zur Atmosphäre, wenn Regisseur Sebastian Marka (Unsichtbar, Exit) hier eine Kammerspielhölle inszeniert, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Wer einen klassischen Krimi sehen wollte, der war zwar bei Tatort: Das Haus am Ende der Straße falsch. Dennoch gehört der Film zu den packendsten dieser Reihe und ist tatsächlich ein würdevoller Abschied von Steier, dessen Karriere nur sehr kurz war – gerade im Vergleich zu so manch Kollegen und Kolleginnen, die seit Jahrzehnten schon durch die Gegend trotten. Dafür endete sie mit einem Knall, der Jahre später noch nachhallt.

Credits

OT: „Tatort: Das Haus am Ende der Straße“
Land: Deutschland
Jahr: 2015
Regie: Sebastian Marka
Drehbuch: Erol Yesilkaya, Michael Proehl
Musik: Thomas Mehlhorn
Kamera: Armin Alker
Besetzung: Joachim Król, Armin Rohde, Maik Rogge, Vincent Krüger, Janina Schauer, Peter Kurth

Bilder

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Tatort: Das Haus am Ende der Straße
Fazit
„Tatort: Das Haus am Ende der Straße“ war der letzte Auftritt des Kommissars Steier, dafür aber auch ein echter Höhepunkt. Die Geschichte des Psycho- und Selbstjustizthrillers ist überschaubar. Joachim Król und Armin Rohde als schwer gezeichnete Wracks, die noch ein letztes Mal Held sein wollen, beeindrucken dafür umso mehr.
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