Tatort Finsternis TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek
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Tatort: Finsternis

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„Tatort: Finsternis“ // Deutschland-Start: 18. April 2022 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als ein junges Paar die Polizei ruft, weil es im Wald eine Frauenleiche gesehen haben will, findet diese dort zwar Spuren eines Kampfes. Von einer Leiche ist jedoch weit und breit nichts zu sehen. Bei ihrer Suche nach einem möglichen Opfer erfahren Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) von Maria Gombrecht (Victoria Trauttmansdorff), deren Auto in der Nähe gewesen sein soll, jetzt aber ebenfalls verschwunden ist. Handelt es sich bei ihr möglicherweise um das Opfer? Auf keinen Fall, wenn es nach der Familie geht. Sowohl ihr Mann Ulrich Gombrecht (Uwe Preuss) wie auch die beiden Töchter Kristina (Odine Johne) und Judith (Julia Riedler) sind fest davon überzeugt, dass Maria einfach nur mit ihrem Fastenwandern beschäftigt ist und sich schon wieder melden wird, wenn sie mit allem fertig ist …

Wo ist die Leiche hin?

Eines muss man Petra Lüschow lassen: Sie lässt sich so leicht in keine Schublade pressen. Bei ihrem Spielfilmdebüt Petting statt Pershing verband die deutsche Regisseurin und Drehbuchautorin Coming of Age, Kleinstadtporträt und Satire zu einer durchaus unterhaltsamen, wenngleich etwas harmlosen Komödie. Danach wechselte sie zum Tatort und präsentierte mit Wer zögert, ist tot einen ebenfalls recht wilden Mix, wenn ein Entführungsfall im Stil US-amerikanischer Vorbilder böse eskalierte. Mit Finsternis bleibt sie jetzt zwar dem Krimiprimus treu und erzählt erneut von einer Verbrecherjagd. Und doch hat der 1198. Teil der ARD-Sonntagabendreihe nichts mit dem Vorgänger gemeinsam – auch ohne den ungewohnten Sendetermin am Ostermontag.

Zunächst einmal ist die Frage nach der Leiche. Eigentlich beginnt nahezu jeder Krimi mit dem Fund einer solchen. So auch hier. Und doch wieder nicht, wenn kurze Zeit später die Leiche wieder weg ist. Dass es sich dabei nur um eine Einbildung handelte, ist zwar relativ ausgeschlossen. Seltsam ist es trotzdem. Seltsam ist auch das Verhalten der Familie, die sich konstant weigert, den Tod der Mutter auch nur in Erwägung zu ziehen. Klassische Verdrängung? Womöglich. Realistische Alternativen gibt es keine, da es in Tatort: Finsternis praktisch keine Figuren außerhalb der Familie oder der Polizei gibt. Wenn nur eine Frau verschwunden ist und von einer Frauenleiche die Rede ist, dann ist es zumindest naheliegend, dass es sich um dieselbe Frau handelt.

Wenig Rätselstoff

Das macht Tatort: Finsternis für ein Publikum mäßig interessant, das in erster Linie grübeln und rätseln will. Die möglichen Erklärungen für das Verschwinden sind überschaubar. Das Gleiche gilt für die Wahl der Person, die für das mutmaßliche Verbrechen verantwortlich sein könnte. Allein schon aus Mangel an Alternativen wird ein einigermaßen krimiaffines Publikum sehr schnell wissen, was geschehen ist. Der Film dürfte für nicht wenige deshalb eher langweilig sein, umso mehr da das Erzähltempo sehr gering ist. Eigentlich passiert über weite Strecken wirklich gar nichts. Die Polizei steht teilnahmslos daneben, während innerhalb der Familie wieder und wieder gestritten wird. Es ist nicht einmal so, dass diese Konflikte nennenswert eskalieren würden wie in den vorangegangenen Filmen von Lüschow.

Das bedeutet aber nicht, dass der Film nichts zu bieten hätte. An Stelle einer traditionellen Mördersuche oder überhaupt einer klassischen Form der Handlung tritt das Porträt einer Familie, bei der irgendwie gar nichts zu stimmen scheint. Schön ist das nicht, vielleicht auch nicht aufregend. Aber es ist doch irgendwie faszinierend, gerade auch durch den Auftritt von Uwe Preuss (Atlas, Das Begräbnis). Das zusammen mit einer tatsächlich unerwarteten Wendung gegen Ende ist Grund genug, warum man sich Tatort: Finsternis anschauen kann. Man sollte sich nur eben darauf einstellen, dass es einem der Film alles andere als einfach macht, auf eine seltsame Weise leer ist und doch hinter der Fassade schreckliche Abgründe warten.

Credits

OT: „Tatort: Finsternis“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Petra Lüschow
Drehbuch: Petra Lüschow
Musik: Patrick Reising, Francesco Wilking, Moritz Krämer
Kamera: Jan Velten
Besetzung: Margarita Broich, Wolfram Koch, Uwe Preuss, Victoria Trauttmansdorff, Julia Riedler, Odine Johne, Caspar Kaeser

Bilder

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Tatort: Finsternis
Fazit
„Tatort: Finsternis“ beginnt mit einer Frauenleiche – und gleichzeitig wieder nicht. Der Film ist als Porträt einer kaputten Familie durchaus faszinierend, zudem gibt es später eine unerwartete Wendung. Viel zum Rätseln gibt es aber nicht, die Handlung ist insgesamt auch sehr überschaubar.
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