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Tatort: Der wüste Gobi

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„Tatort: Der wüste Gobi“ // Deutschland-Start: 26. Dezember 2017 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als der dreifache Frauenmörder Gotthilf Bigamiluschvatokovtschvili (Jürgen Vogel), genannt Gobi, aus der forensischen Psychiatrie ausbricht, ist höchste Alarmbereitschaft angesagt. Umso mehr, da er auf dem Weg nach draußen eine Krankenschwester erwürgt. Und es bleibt nicht bei dieser einen Leiche: Kurze Zeit drauf wird die Frau von Professor Eisler (Ernst Stötzner), dem Chefarzt der Psychiatrie, tot im eigenen Bett aufgefunden. Hat der Serienkiller einen Rachefeldzug gestartet? Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) nehmen daraufhin die Ermittlungen auf und sind dabei gerade auch an Mimi Kalkbrenner (Jeanette Hain) dran, der Verlobten des Gesuchten. Dabei stellt sich jedoch heraus, dass auch andere Frauen an ihm Interesse haben …

Ein unterschätzter Quasi-Flop

Der Tatort gehört eigentlich zu den großen Aushängeschilden des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Selbst fünf Jahrzehnte nach der Einführung der ARD-Krimireihe ist diese immer wieder für Traumquoten im zweistelligen Millionenbereich gut. Ein Selbstläufer sind die Filme deswegen aber nicht, trotz der großen treuen Zuschauerschaft. So schaffte Der wüste Gobi an Weihnachten 2017 nicht einmal die Marke von sechs Millionen, obwohl die Feiertage durchaus gern mal zum Fernsehen genutzt werden. Das Ergebnis war sogar so schlecht, dass der Film nach One Way Ticket der erfolgloseste Teil der 2010er Jahre war. Die Quote steht dabei aber nur bedingt in einem Verhältnis zur Qualität des Films, der deutlich besser war, als es die gering Zuschauerzahl vermuten lässt.

Wobei es natürlich davon abhängt, was genau man hiervon erwartet und einfordert. Als reiner Krimi ist der 1040. Teil der Reihe tatsächlich eher mäßig. Das erfahrene Drehbuchduo Murmel Clausen (Der feine Geist) und Andreas Pflüger (Blinder Glaube) hatte hier nicht die Ambitionen, einen besonders ausgefeilten Plot zu entwerfen. Stattdessen ist Tatort: Der wüste Gobi ein recht geradliniger Teil, der zudem erstaunlich früh bereits verrät, worum es bei der Geschichte wirklich geht. Wer sich die Filme anschaut, in der Hoffnung, möglichst viel selbst grübeln zu können und eigene Theorien aufzustellen, der sieht hier seine Zeit verschwendet. Das Gehirn bekommt bei dem dünnen Inhalt nur recht wenig zu tun und darf ein wenig auf Durchzug schalten.

Verrückt im Auge des Betrachters

Die Lachmuskeln sind da schon eher gefordert. Kein Wunder: Das Team aus Weimar setzte immer gern auf Humor. Der Humor ist im Vergleich zu den Münster-Ausgaben, quasi der Platzhirsch unter den humoristischen Krimis, ein wenig schräger. Er kommt auch ohne ein übergroßes Ego aus, das alle andere überschattet. Skurril sind die Figuren in Tatort: Der wüste Gobi dabei durchaus. Eigentlich haben hier alle irgendwo einen an der Klatsche. Klar, wenn jemand in der psychiatrischen Anstalt sitzt, ist das zu erwarten. Irgendwie sind die Leute drumherum aber auch nicht besser. Nur redet darüber niemand so wirklich. Stattdessen wird so getan, als wäre das alles ganz total normal. Wer nicht offiziell verrückt ist, der ist es auch nicht.

Anspruchsvoll ist das nicht. Schon die Namensgebung des vermeintlichen Mörders zeigt auf, in welche Richtung das alles geht. Dass dieser Unsinn überhaupt funktioniert, ist dem Ensemble zu verdanken. Nora Tschirner und Christian Ulmen hatten sich bei dem fünften gemeinsamen Auftritt längst zusammengefunden und spielten sich gegenseitig die Bälle zu. Szenendieb ist aber Jürgen Vogel, der mit seiner Spielfreude ein willkommener Neuzugang in der Menagerie ist. Zwar gab es bei dem Team auch bessere Teile, die noch mehr die Absurdität der Ereignisse aufgriffen. Aber es macht schon Spaß, bei Tatort: Der wüste Gobi dabei zu sein, wie sie alle herumspinnen und dazwischen vielleicht den einen oder anderen Menschen umbringen.

Credits

OT: „Tatort: Der wüste Gobi“
Land: Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Ed Herzog
Drehbuch: Murmel Clausen, Andreas Pflüger
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Kristian Leschner
Besetzung: Nora Tschirner, Christian Ulmen, Thorsten Merten, Arndt Schwering-Sohnrey, Ralf Dittrich, Ute Wieckhorst, Jürgen Vogel, Jeanette Hain, Ernst Stötzner, Mirjam Heimann

Bilder

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Tatort: Der wüste Gobi
Fazit
Als Krimi ist „Tatort: Der wüste Gobi“ nur mäßig interessant, wenn das Publikum kaum etwas zu grübeln bekommt. Spaß macht der Film über einen entlaufenen Serienmörder aber schon, was an den skurrilen Figuren und dem spielfreudigen Ensemble liegt, das sich dankbar dieses Unsinns annimmt.
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