Tatort Blinder Glaube
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Tatort: Blinder Glaube

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„Tatort: Blinder Glaube“ // Deutschland-Start: 31. August 2008 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic) nach eine unglücklichen Begegnung mit einem Sektkorken in der Notaufnahme einer Augenklinik landen, machen sie die Bekanntschaft der blinden Kerstin Vonk (Anne Kanis). Der soll ein innovativer Chip ins Auge eingesetzt werden, durch den sie wieder sehen kann. So der Plan. Wenig nach Plan läuft aber der Ablauf, als kurzfristig Dr. Mareike Andresen (Judith Engel) den Eingriff ausführt, nachdem die eigentlich für die Operation vorgesehene Kollegin nicht aufzufinden ist. Aus gutem Grund: Frau Dr. Manteuffel ist tot, ermordet. Bei ihren Ermittlungen stoßen Ritter und Stark auf das streng geheime und nicht ganz durchsichtige Projekt Phydra, an dem jede Menge Geld hängt. Aber auch Prof. Dr. Lutz Manteuffel (Dietrich Mattausch), Ehemann der Verstorbenen, verhält sich verdächtig …

Blick in die Zukunft

Der Tatort wird gern immer mal wieder mit biederem, aus der Zeit gefallenen Fernsehen gleichgesetzt. Dabei zeigen sich die Filme immer mal wieder als ganz aktuell, wollen das zumindest. Neben den vielen Teilen, die irgendwelche gesellschaftlich relevanten Themen aufgreifen – sei es Fremdenfeindlichkeit oder #MeToo –, wird der Blick dann und wann sogar in Richtung Zukunft gelenkt. KI war so ein Fall, wenn im Mittelpunkt der Ereignisse eine künstliche Intelligenz werkelt. Aber auch Blinder Glaube, der 703. Fall der ARD-Krimireihe, hat leichte Science-Fiction-Anleihen, wenn ein spektakulärer Chip den Blinden wieder das Sehen beibringen soll. Das versprach doch inhaltliche wie auch visuelle Spannung.

So richtig viel bleibt von dem Thema aber nicht übrig im Laufe des Films. Die Chance, mittels dieser sensorischen Grenzüberschreitungen vielleicht auch einmal bei der Optik zu experimentieren, nutzt Regisseur Jürgen Bretzinger (Habgier) nicht. Es interessiert ihn überhaupt nicht. Das hat durchaus auch inhaltliche Gründe, wie sich später herausstellt. Ganz so revolutionär ist das Projekt dann doch nicht, das wurde als mehr verkauft, als es letztendlich ist. Dennoch ist es irgendwie enttäuschend, dass Tatort: Blinder Glaube aus dieser Materie so wenig herausholt. Männer in weißen Kitteln plus die eine oder andere Quotenfrau, mehr als das war nicht drin, um den wissenschaftlichen Aspekt der Geschichte zu veranschaulichen.

Zu wenig draus gemacht

Der Film tut aber auch zu wenig, um sich inhaltlich mit dem Wissenschaftsbetrieb auseinanderzusetzen. Dass in dem Bereich vielleicht nicht immer mit der größten Objektivität gearbeitet wird, macht schon der Titel Tatort: Blinder Glaube klar, der noch cleverste Aspekt des TV-Krimis. Außerdem baut Drehbuchautor Andreas Pflüger (Falsches Leben) Beispiele ein, dass selbst inmitten der Naturgesetze der Faktor Mensch immer mal wieder überwiegt. Schließlich muss da noch ein Mord aufgeklärt werden. Und diese haben nun einmal normalerweise sehr subjektive Gründe, seien sie nun materieller oder emotionaler Art. Natürlich kann man von der Sonntagabendunterhaltung keine wirklichen wissenschaftlichen Diskurse erwarten. Dass dieses Thema aber so wenig berücksichtigt wird, irritiert schon ein wenig.

Aber auch der Krimi an sich ist nichts Besonderes. Die Ermittlungen an sich sind schon eher langweilig, die Auflösung ist es auch. Nach dem langen Vorlauf darf man sich an der Stelle schon fragen: Wie, das war es? Auch bei den Figuren hinterlässt Tatort: Blinder Glaube keinen wirklichen Eindruck. Das Polizeiduo darf ein bisschen mehr Einsatz zeigen als Fremdkörper in dieser Welt. Das war es aber auch schon, wäre da nicht die Sache mit dem Chip, ist da nichts, an das man sich im Anschluss unbedingt erinnern müsste. Und das ist zu wenig: Man verpasst nicht unbedingt viel, wenn man diesen Teil auslässt, da gab es in den 50 Jahren Dauerschleife schon deutlich Spannenderes.

Credits

OT: „Tatort: Blinder Glaube“
Land: Deutschland
Jahr: 2008
Regie: Jürgen Bretzinger
Drehbuch: Andreas Pflüger
Musik: Curt Cress, Chris Weller
Kamera: Wolf Siegelmann
Besetzung: Dominic Raacke, Boris Aljinovic, Ernst-Georg Schwill, Veit Stübner, Justus von Dohnányi, Judith Engel, Gesine Cukrowski, Jörg Gudzuhn, Anne Kanis, Dietrich Mattausch

Bilder

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Tatort: Blinder Glaube
Fazit
„Tatort: Blinder Glaube“ hat eigentlich ein ganz spannendes Thema, wenn eine Blinde mithilfe eines Chips wieder sehen können soll. Der Film macht daraus aber ziemlich wenig, weder inhaltlich noch visuell. Stattdessen gibt es einen recht langweiligen Krimi, den man sich mehr oder weniger sparen kann.
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