Tatort Zabou
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Tatort: Zabou

Tatort Zabou
„Tatort: Zabou“ // Deutschland-Start: 5. März 1987 (Kino) // 22. Juli 1990 (Das Erste) // 4. Dezember 2008 (DVD)

Inhalt / Kritik

Eigentlich waren Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik) auf der Spur von Drogengangstern, denen sie endlich das Handwerk legen wollten. Doch als sie die Ermittlungen in den Edelclub Sunflash führen, der ein mutmaßlicher Umschlagplatz sein soll, trifft Schimanski auf Zabou (Claudia Messner). Er kennt die junge Frau, die dort als Tänzerin arbeitet. Damals war sie noch ein Kind und hörte auf den Namen Conny, die Tochter seiner damaligen Partnerin. Für den Polizisten steht schnell fest, dass er sie nicht ihrem Schicksal überlassen kann, und er beschließt deshalb, sie aus diesem zwielichtigen Milieu herauszuholen. Aber das ist einfacher gesagt denn getan, da Zabou gar nicht daran denkt, dieses Leben hinter sich zu lassen …

Ein TV-Hit auf großer Leinwand

Auch wenn der Tatort natürlich in erster Linie eine Institution des deutschen Fernsehens ist, dann und wann wurde während der mehr als 50 Jahre währenden Geschichte versucht, noch ein bisschen mehr zu sein als das. Die große Leinwand war das Ziel, die man dank der Popularität der Reihe und einzelner Schauspieler zu erkämpfen hoffte. Zuletzt war dies bei Tschiller: Off Duty der Fall, bei dem sich Til Schweiger durch halb Europa ballern durfte. Aber auch Schimanski, einer der beliebtesten Ermittler überhaupt, versuchte sich zweimal an einer Kinokarriere. Der erste war Zahn um Zahn im Jahr 1985. Zwei Jahre später folgte Zabou, das lange exklusiv in Kinosälen zu Hause war. Erst 1990 wurde der Film in die ARD-Krimireihe eingefügt, als offiziell 232. Teil.

Dass Tatort: Zabou ursprünglich ein Kinofilm war, macht ihn innerhalb der Reihe natürlich schon zu etwas Besonderem. Das bedeutet aber nicht, dass der Film selbst etwas Besonderes ist. Tatsächlich waren die Kritiken eher bescheiden, bis heute haben die Schimanski-Kinoausflüge keinen sonderlich guten Ruf. Das mag auch an den Unterschieden zu den „richtigen“ Schimanski-Krimis liegen. So spielt Thanner keine große Rollen bei dem Duo. Man vergisst zuweilen, dass das Duisburg-Team eigentlich aus zwei Leuten besteht. Auch das extrem große Ego des Protagonisten irritiert. Natürlich war dieser von Anfang an eigensinnig gewesen, Duisburg-Ruhrort war ein Bruch mit der Tradition braver Polizisten. Hier wurde das aber alles noch einmal deutlich verstärkt.

Mehr Action, weniger Spannung

Auch anderweitig versuchte man, dem Publikum mehr zu bieten, als man es von den Sonntagabend-Ausgaben kannte. So wurde der Actionteil deutlich erhöht, wenn Schimanski durch die Gegend rennt, mal Leute verfolgt, dann wieder selbst verfolgt wird. Tatsächlich hat man bei Tatort: Zabou immer mal wieder den Eindruck, hier überhaupt keinen deutschen Krimi mehr zu sehen, sondern den Versuch, einen Krimi US-amerikanischer Machart für das hiesige Publikum aufzubereiten. Das darf man natürlich: Ob man gemütliche Spurensuche oder temporeiche Action vorzieht, ist letztendlich Geschmackssache. Es sollte nur auch überzeugen. Und das tut diese Kopie nicht. Trotz großen persönlichen Einsatzes von Götz George, der sich durch mehr als anderthalb Stunden hechtet und rüpelt, richtig spannend ist das nicht.

Wobei die Schuld dabei weniger beim Schauspieler liegt, sondern mehr beim Drehbuch. Dieses konzentriert sich so sehr darauf, einen Egotrip durch die Unterwelt zu schildern, dass es dabei völlig vergessen hat, eine interessante Geschichte zu erzählen. Teile davon sind fragwürdig, andere ziemlicher Unsinn. Zu rätseln gibt es ohnehin nichts, da der Film nicht als Whodunnit-Krimi angelegt ist. Das ist allenfalls als Milieu-Beschreibung zu gebrauchen. Aber selbst dann gibt es innerhalb der Reihe Besseres. Tatort: Zabou mag als Höhepunkt der Schimanski-Ermittlungen angelegt sein, ist aber vielmehr einer der schwächeren Filme, der die rau-alltägliche Atmosphäre vermissen lässt, die den Duisburger sonst auszeichnete.

Credits

OT: „Tatort: Zabou“
Land: Deutschland
Jahr: 1987
Regie: Hajo Gies
Drehbuch: Martin Gies
Musik: Klaus Lage
Kamera: Axel Block
Besetzung: Götz George, Eberhard Feik, Claudia Messner, Wolfram Berger, Hannes Jaenicke, Dieter Pfaff

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Tatort: Zabou
Fazit
„Tatort: Zabou“ war als großer Kinoauftritt von Schimanski konzipiert. Stattdessen ist der Krimi einer der schwächeren des Kult-Kommissars. Die Actionszenen wirken billig von US-amerikanischen Vorbildern kopiert, die Geschichte ist langweilig bis unsinnig. Nicht einmal der Protagonist selbst macht wirklich Spaß.
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