© HR/Claus SetzerTatort: Oskar Oliver Armknecht Freitag, 26. Februar 2021 Deutschland, Krimi Inhalt / Kritik Credits Weitere Tatort-Folgen Inhalt / Kritik „Tatort: Oskar“ // Deutschland-Start: 21. April 2002 (Das Erste) Ihren ersten Tag hatte sich Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) anders vorgestellt. Eigentlich war sie vom Wirtschaftsdezernat zur Mordkommission in Frankfurt gewechselt, weil sie nicht länger das Mobbing bei der Arbeit ertragen wollte. Doch bei ihrer neuen Stelle sind sie alle zu beschäftigt, um sie wirklich willkommen zu heißen. Und so muss sie dann erst einmal allein zur Gerichtsmedizin, nachdem der ältere Kassierer in einem Pornokino ermordet wurde. Kurze Zeit später werden sie und ihr Kollege Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) zu einem zweiten Fall gerufen: Ein Säugling wurde tot in einer Müllaufbereitungsanlage gefunden. Vermutlich hatte die Mutter ihn kurz nach der Geburt in einem Container abgelegt, in der Annahme, dass er gefunden würde – ein tödlicher Irrtum … Ein dramatischer Einstieg So dankbar die weitreichende Plattform der ARD-Krimireihe Tatort natürlich auch ist, ein reiner Selbstläufer ist das dann doch nicht, zu groß ist die Konkurrenz der vielen anderen Teams, die unter demselben Branding Verbrechen aufklären – von den unzähligen anderen TV-Krimis ganz zu schweigen. Insofern ist es schon immer interessant, wenn ein neues Team an den Start geht und sich dem kritischen Publikum erst einmal beweisen muss. Wie sind die Figuren? In welche Richtung geht der Krimi? Schließlich hat sich die Reihe immer weiter weg entfernt von der klassischen Mördersuche, je nach Team kann es da schon recht humorvoll zugehen. Andere geben sich vielmehr gesellschaftskritisch, wollen mit ihren Filmen etwas Wichtiges aussagen. Das Duo Sänger und Dellwo startete bei seinem Debüt Oskar im Frühjahr 2002 hingegen sehr persönlich und tragisch. Allgemeingültiges lässt sich aus der 498. Folge der Reihe kaum ablesen. Es ist auch weniger unterhaltsam, was hier geboten wird. Stattdessen arbeitete der Film vor allem auf der emotionalen Ebene. Am stärksten zeigt sich das natürlich bei dem zweiten der beiden Fälle, mit denen das neue Team sich zum Auftakt beschäftigte. Gewalt gegenüber Kindern und Tieren ist so ziemlich die einfachste Methode, um das Publikum zu packen. Dabei ruht sich Regisseur und Drehbuchautor Niki Stein (Louis van Beethoven), der auch die nächsten Folgen des Frankfurter Tatorts zu verantworten hatte, dankenswerterweise nicht auf billiger Manipulation aus. Stattdessen erzählt er die Geschichte einer überforderten jungen Frau, die sich nicht anders zu helfen wusste. Fokus auf das Persönliche Drumherum hat Tatort: Oskar dabei noch einige andere traurige Geschichten zu erzählen. So werden wir gleich zum Auftakt Zeuge, wie die Ehe von Dellwo immer weiter zerbröselt und er vergeblich dagegen ankämpft. Sänger wiederum trägt ganz offensichtlich noch die unschönen Erinnerungen an ihre vorherige Stelle mit sich herum, findet aber auch bei der neuen nicht wirklich ihren Platz. Stein zeigt hier ein Team, das keines ist. Anders aber, als man es sonst bei solchen Filmen oft sieht, gibt es hier keine wirklichen Reibungen zwischen zwei Personen, die nicht zusammenpassen. Vielmehr sind sie sich so fremd, dass es nicht einmal zu einem Streit reicht. Man weiß einfach nichts miteinander anzufangen, jenseits der Höflichkeit. Das ist als Einstieg interessant und zudem auch sehr gut gespielt. Andrea Sawatzki (Familie Bundschuh im Weihnachtschaos) und Jörg Schüttauf (Vorwärts immer!) gehörten zu den menschlich interessantesten Teams, die der Tatort im Laufe von fünf Jahrzehnten so auf die Gesellschaft losgelassen hat. Der Kriminalfall an sich rückte dabei aber hier noch ziemlich in den Hintergrund. Während die Geschichte um das ausgesetzte Baby immerhin noch der Charakterisierung dient, hätte man den Mord im Pornokino auch komplett weglassen können, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Und das ist schon recht schade bei einem derart originellen Schauplatz, der dadurch verschenkt wurde. Dennoch, sehenswert ist Tatort: Oskar noch immer, mit vielen schönen bis unfassbar traurigen Momenten, und ein gelungener Auftakt für die Frankfurter. Credits OT: „Tatort: Oskar“ Land: Deutschland Jahr: 2002 Regie: Niki Stein Drehbuch: Niki Stein Musik: Jacki Engelken, Ulrik Spies Kamera: Arthur W. Ahrweiler Besetzung: Andrea Sawatzki, Jörg Schüttauf, Chrissy Schulz, Thomas Balou Martin, Iris Böhm, Peter Lerchbaumer Weitere Tatort-Folgen Unsere Tatort-Kritiken « letzte Folge Folge 1: Taxi nach LeipzigFolge 2: Saarbrücken an einem Montag...Folge 74: FinderlohnFolge 126: Duisburg-RuhrortFolge 498: OskarFolge 526: FrauenmordeFolge 723: Herz aus EisFolge 887: Mord auf LangeoogFolge 897: Adams AlptraumFolge 971: RebeccaFolge 1069: KIFolge 1128: Das fleißige LieschenFolge 1145: Die Ferien des Monsieur MurotFolge 1146: In der Familie – Teil 1Folge 1147: In der Familie – Teil 2Folge 1148: Es lebe der König!Folge 1149: UntenFolge 1150: Unter WölfenFolge 1151: Der feine GeistFolge 1152: Der Tod der AnderenFolge 1153: Das ist unser HausFolge 1154: Tödliche FlutFolge 1155: Rettung so nahFolge 1156: HetzjagdFolge 1157: Heile WeltFolge 1158: SchoggiläbeFolge 1159: Borowski und die Angst der weißen MännerFolge 1160: Wie alle anderen auchFolge 1161: Die AmmeFolge 1162: Der Herr des WaldesFolge 1163: Der böse König nächste Folge » (Anzeige) 4.1 / 5 ( 16 votes ) Tatort: OskarBei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt wurde es bei dem Frankfurter Team gleich sehr emotional, wenn die Mutter eines toten Säuglings gesucht wird. „Tatort: Oskar“ überzeugt dabei vor allem bei den persönlichen Momenten, die noch immer zu Herzen gehen. Als reiner Krimi ist der Film weniger interessant, vor allem der zweite Fall um einen Mord im Pornokino bekommt zu wenig Aufmerksamkeit.7von 10 Ähnliche Beiträge 5 Tatort: Tödliche Flut Oliver Armknecht Samstag, 23. Januar 2021 6 Tatort: Das ist unser Haus Oliver Armknecht Samstag, 16. Januar 2021 Hinterlasse eine Antwort Antwort abbrechenKommentarName* Email* Webseite