Tatort Seenot
© SWR/Hollenbach

Tatort: Seenot

Tatort Seenot
„Tatort: Seenot“ // Deutschland-Start: 24. März 2008 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Hauptkommissarin Klara Blum (Eva Mattes) eines Nachts von zu Hause aus eine Seenotrakete sieht und die Wasserschutzpolizei informiert, war für sie der Fall eigentlich erledigt. Doch dann entdeckt sie am nächsten Tag eine Yacht, die scheinbar verlassen auf dem Bodensee treibt. Von den Besitzern fehlt jede Spur. Dafür entdeckt sie einige Blutflecken, welche sie das Schlimmste vermuten lassen. Da es sich um ein grenzüberschreitendes Verbrechen handelt, beschließen die deutschen und schweizerischen Behörden, in dem Fall zusammen zu ermitteln. Reto Flückiger (Stefan Gubser) von der Thurgauer Seepolizei und sein junger Kollege Marcel Steiner (Ralph Gassmann) sollen auf diese Weise Blum und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) bei der Arbeit unterstützen. Einen ersten Verdacht haben sie auch schon: Eine erste Spur führt zu Urs Stähli (Daniel Rohr), in dessen Werft das Boot zur Reparatur war. Doch ausgerechnet der ist spurlos verschwunden …

Kooperation zweier Teams

In den frühen Jahren vom Tatort gehörte es irgendwie dazu, dass die Ermittler eines Teams bei anderen auftauchten. Diese Crossover erfreuten sich großer Beliebtheit. Inzwischen sind solche temporären Zusammenschlüsse sehr selten geworden. Teile wie In der Familie, wo München und Dortmund gemeinsame Sache machen, sind eine absolute Ausnahme. Eine solche ist auch Seenot aus dem Jahr 2008. Wobei damals noch gar nicht klar war, dass es eine solche Ausnahme sein würde. So greift die Kooperation der Schweizer und der Konstanzer einige Jahre vorweg. Flückiger, der sich hier das erste Mal dem Publikum präsentierte, war anschließend noch zwei weitere Filme Anhängsel von Blum und Perlmann. Bis sein Team eigene Fälle bekam, dauerte es hingegen dreieinhalb Jahre.

Dass die Schweizer damals kein offizielles Team waren, konnte bei der Geschichte gut genutzt werden. Da die Zuschauer und Zuschauerinnen keinen Bezug zu den „Neuen“ haben, rücken irgendwann auch sie in den Fokus der Ermittlungen. Wissen sie mehr über den Fall, als sie verraten? Sind sie vielleicht sogar selbst irgendwie in diesen verstrickt? Tatort: Seenot lässt das längere Zeit offen, während genretypisch die verschiedensten Spuren verfolgt werden. Da gibt es wie immer private und berufliche Erklärungsmöglichkeiten für das Verbrechen. Auch die Möglichkeit, dass der verschwundene Werftbesitzer selbst ein Verbrecher sein könnte, wird irgendwann aufgeworfen. Wirklich ausschließen kann man sowas schließlich nicht. Praktisch jede Figur, denen Blum und Perlmann begegnen, verhält sich irgendwie verdächtig.

Immer mit der Ruhe

Das klingt eigentlich ganz gut. Tatsächlich spannend ist der 692. Teil der ARD-Krimireihe aber nicht. So schätzt man offensichtlich am Bodensee ein eher gemächliches Tempo. Nur nichts überstürzen heiß die Devise, zumal zwischendurch auch immer mal wieder das Private angesprochen wird. Wenn sich Perlmann früh im Film volllaufen lässt und danach einen Filmriss hat, dann hat das keinen wirklichen Bezug zur Geschichte. Dafür dürfen wir uns in Tatort: Seenot immer wieder irgendwelches Gejammer anhören oder Auseinandersetzungen, die keinen wirklichen Zweck haben. Wenn das Ganze wenigstens irgendwie bewegend wäre. So aber darf man hier entweder genervt sein oder eben gelangweilt. Es fehlt ein überzeugender Grund, warum man sich hierfür überhaupt interessieren sollte.

Zum Ende hin erlaubt das Drehbuch von Dorothee Schön (Herz aus Eis) eine etwas höhere Gangart, was den einen oder anderen aus seinem Nickerchen wecken dürfte. So richtig viel ist das aber nicht, zumal die Auflösung des Falls auch nicht übermäßig clever ist. Wenn überhaupt, ist Tatort: Seenot der audiovisuellen Umsetzung wegen einen Blick wert. Da sind ein paar ganz schöne Bilder vom Bodensee dabei, der hier Idylle und Ort der Gefahr in einem sein darf. Dazu gibt es melancholische Jazzklänge, die zwar ebenfalls wenig geeignet sind, um den Puls zu erhöhen, aber doch zu einer ganz netten Atmosphäre beitragen. Ein Event wie andere Tatort-Crossovers ist das nicht, es reicht wie bei so vielen anderen TV-Krimis nur zum Mittelfeld.

Credits

OT: „Tatort: Seenot“
Land: Deutschland
Jahr: 2008
Regie: René Heisig
Drehbuch: Dorothee Schön
Musik: Rainer Michel
Kamera: Jürgen Carle
Besetzung: Eva Mattes, Sebastian Bezzel, Justine Hauer, Mike Maas, Stefan Gubser, Ralph Gassmann, Johanna Klante, Daniel Rohr, Hinnerk Schönemann

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Tatort: Seenot
Fazit
„Tatort: Seenot“ markiert zwar die erste Zusammenarbeit der Konstanzer und Schweizer Teams, hat ansonsten aber nichts von einem Eventfilm. Das gemächliche Tempo und die maue Geschichte lassen nicht mehr als Durchschnitt zu, selbst wenn die Bilder rund um den Bodensee ganz stimmungsvoll sind.
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