Tatort Goldbach
© SWR/Alexander Kluge

Tatort: Goldbach

Inhalt / Kritik

Tatort Goldbach
„Tatort: Goldbach“ // Deutschland-Start: 1. Oktober 2017 (Das Erste)

Der Schock sitzt tief in der kleinen Gemeinde im Schwarzwald: Die elfjährige Frieda wird tot im Wald aufgefunden, Nachbarsjunge Linus ist spurlos verschwunden. Nur Paul, der mit den beiden draußen war um zu spielen, ist zurückgekehrt, kann aber nicht viel zur Aufklärung beitragen. Die Ermittler Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) nehmen daraufhin die Spur des vermissten Jungen auf und versuchen zu rekonstruieren, was sich in dem Wald zugetragen haben mag. Einfach ist der Fall jedoch nicht. Nicht nur, dass Anhaltspunkte auf den Täter völlig fehlen. Die Eltern der drei Kinder machen der Polizei in ihrer Trauer und dem Schmerz das Leben schwer, fordern Ergebnisse und machen bald auch einander Vorwürfe …

Ein holpriger Anfang

Der erste Auftritt eines neuen Tatort-Teams hat es naturgemäß immer etwas schwerer. Schließlich müssen dem Publikum lauter neue Figuren verkauft werden. Vor allem muss es überzeugt werden, auch bei künftigen Einsätzen wieder brav einzuschalten. Schließlich ist gerade der TV-Krimibereich gnadenlos überlaufen. Da braucht es schon gute Gründe. Goldbach, der 1029. Fall der ARD-Krimireihe hatte es in der Hinsicht noch einmal etwas schwerer. Schließlich hätte beim Auftakt des Freiburger Teams niemand Geringeres als Harald Schmidt mitspielen sollen. Der jedoch stieg kurz vor dem Drehstart aus. Zurück blieb nach dem PR-Desaster ein Duo, das es in punkto Prominenz so gar nicht mit dem legendären Entertainer aufnehmen kann.

Aber auch die Figuren Tobler und Berg sind zunächst nicht wirklich markant. Das hat jedoch nur bedingt mit dem Ensemble zu tun. Vielmehr fällt auf, dass das Drehbuch von Tatort: Goldbach ihnen recht wenig Aufmerksamkeit widmet. Wo andere erste Fälle der Reihe – etwa Duisburg-Ruhrort oder Oskar – mindestens ebenso viel Zeit auf die neu einzuführenden Figuren aufwendete wie auf den Kriminalfall, da steht hier eindeutig Letzterer im Vordergrund. Man erfährt kaum etwas über das Duo, über deren Hintergründe, Eigenheiten oder Motivationen. Sie sind einfach nur da, sollen Licht ins Dunkel bringen und dabei das Leben der Kinder schützen. Denn wer weiß, vielleicht kommt es ja noch zu einem weiteren Mord, wenn der Täter wieder zuschlägt.

Drama der Hinterbliebenen

So etwas kann schnell in Richtung Thriller gehen, wenn in einer kleinen Gemeinde Angst herrscht. Tatort: Goldbach fokussiert sich jedoch stärker auf die Gefühle der Betroffenen. Ganz ohne Spannung ist das nicht, schließlich steht zu Beginn nicht fest, ob der vermisste Junge noch am Leben ist. Da darf man schon einmal etwas mitzittern. Am Ende geht es dann aber doch stärker darum, wie die Betroffenen mit der Situation umgehen, vor allem die Eltern, die ihre Tochter verloren haben. Statt nervenaufreibender Szenen gibt es hier daher viele ruhige, die sich mehr mit den Figuren als der Geschichte befassen. Dazu passt auch die Inszenierung durch Regisseur Robert Thalheim (Eltern), welche besonders das Setting auszukosten weiß. Da gibt es lange Einstellungen, atmosphärische Aufnahmen des Schwarzwalds und eine bleischwere, triste Atmosphäre.

Während das Drumherum gelungen ist und die Darstellung der Familien Eindruck hinterlässt, kann man dies von dem Fall kaum behaupten. Aufgeklärt wird dieser natürlich, überzeugend ist das Ergebnis jedoch weniger. Die Geschichte ist zu konstruiert, gerade auch bei einem Film, der so nahe an den Menschen sein wollte. Das passt nicht so recht. Für ein solides Krimidrama reicht das aufgrund der engagierten Leistungen, die einen manchmal emotional berühren. Mehr als das ist der Auftakt jedoch nicht geworden. Tatort: Goldbach machte deshalb auch in erster Linie durch den stimmungsvollen Schauplatz Lust auf weitere Einsätze, weniger durch den Inhalt.

Credits

OT: „Tatort: Goldbach“
Land: Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Robert Thalheim
Drehbuch: Bernd Lange
Musik: Uwe Bossenz, Anton Feist
Kamera: Andreas Schäfauer
Besetzung: Eva Löbau, Hans-Jochen Wagner, Steffi Kühnert, Godehard Giese, Victoria Mayer, Matthias Fölsch, Odine Johne, Shenja Lacher, Felix Knopp, Isabella Bartdorff, Aaron Kissiov

Bilder



(Anzeige)

„Tatort: Goldbach“ markierte den stimmungsvollen Einstieg des Freiburger Teams. Dabei bleiben jedoch vorrangig der Schauplatz und die dramatischen Aspekte des Falls um ein getötetes Mädchen in Erinnerung. Die Geschichte selbst ist weniger interessant, die beiden neuen Hauptfiguren treten ziemlich in den Hintergrund.
6
von 10