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© NDR/O-Young Kwon

Tatort: Im Wahn

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„Tatort: Im Wahn“ // Deutschland-Start: 21. April 2025 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als in einer Menschenmenge in Hannover zwei Menschen erstochen werden, gestaltet sich die Suche nach dem Täter schwierig. Es gibt keine Aufnahmen, keine verwertbaren Zeugenaussagen oder andere eindeutige Hinweise. In ihrer Not greift die Polizei daher auf die künstliche Intelligenz KROISOS zurück, die ein Täterprofil erstellen soll. Tatsächlich wird diese fündig, der psychisch kranke René Kowalski (Mirco Kreibich) ist die wahrscheinlichste Antwort. Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) hält zwar wenig davon, dass eine Maschine das beurteilen soll. Dennoch macht er sich gemeinsam mit seiner Kollegin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) auf die Suche nach dem Mann, will diesen befragen. Dabei überschlagen sich aber bald die Ereignisse …

Trendthema KI

So richtig konstant ist der Tatort derzeit ja nicht. So war der Dortmunder Beitrag Abstellgleis endlich mal wieder eine richtig spannende Folge, wenn ein rätselhafter Mord zu jeder Menge Paranoia bei der Polizei führt und jeder gegen jeden kämpft. Der alberne Teil Fiderallala aus Münster hat zwar mit der Erinnerung ein interessantes Thema, verliert sich aber in anstrengendem Humor. Anschließend tauchte in Messer das Wiener Duo in die Abgründe der Spitzengastronomie ein, mit mäßigem Ergebnis. Im Wahn nimmt uns nun mit in den Norden, wo Falke mit Kollegin Schmitz kooperiert, die man eigentlich aus den Teilen mit Charlotte Lindholm kennt. Dort war für sie mit Geisterfahrt Anfang 2024 aber Schluss, weshalb man es wohl für eine gute Idee hielt, das hier als eine Art Crossover zu gestalten.

Wobei sich der Film nicht wirklich für diese menschliche Komponente interessiert. Stattdessen springt man auf das Trendthema künstliche Intelligenz auf, an dem im deutschen Fernsehen kaum ein Weg vorbeiführt. Tatsächlich ist Tatort: Im Wahn auch nicht der erste Film der ARD-Krimireihe, der damit arbeitet. Schon 2018 gab es eine Folge namens KI. Vor einigen Monaten spielte in Borowski und das ewige Meer eine solche KI ebenfalls eine große Rolle. Insofern ist das hier kein wirklich neues thematisches Umfeld. Bemerkenswert ist jedoch, dass die Polizei nicht bei externen Ermittlungen auf eine solche technologische Errungenschaft stößt. Sie ist schon da, soll eingesetzt werden, um da Antworten zu bekommen, wo die Menschheit versagt, indem sie nüchtern Zusammenhänge erkennt, die den Menschen verborgen bleibt.

Uninteressant und wenig spannend

Das hätte durchaus spannend werden können, weil es ausnahmsweise mal nicht allein um die Gefahren geht. Von diesen haben in den letzten zwei Jahren nun wirklich genügend Filme und Serien erzählt, siehe etwa AfrAId oder Cassandra. Könnten diese Neuerungen vielleicht nicht auch Chancen bedeuten? Das Potenzial für interessante Diskussionen war also da. Stattdessen begnügt man sich bei Tatort: Im Wahn damit, dass der trübsinnige Falk einer Welt gegenübergestellt wird, mit der er nichts anfangen kann. Das ist durchaus legitim, inhaltlich aber etwas dünn. Ähnlich zur Serie Artificial Justice – Tödliche Gerechtigkeit, das kürzlich einen vielversprechenden Gedanken hatte – kann eine künstliche Intelligenz die Rechtsprechung übernehmen? –, wird aus dem Material zu wenig gemacht.

Das ließe sich leichter verschmerzen, wenn denn die Figuren irgendwie interessant wären. Mit denen kann der Film aber auch nicht wirklich viel anfangen. Der spannendste Moment in Tatort: Im Wahn ist noch, wenn der psychisch kranke Verdächtige wieder einen seiner Anfälle hat und der Film versucht, dies aus seiner Perspektive zu erzählen. Und auch die Szenen mit seiner Schwester Nora (Maria Dragus) hinterlassen einen stärkeren Eindruck. Davon einmal abgesehen ist der 1301. Teil des Dauerbrenners aber ein nur mäßiger Krimi. Nicht nur, dass dieser sein Thema verschenkt und letztendlich zu nichts führt. Er ist auch als Genrebeitrag Zeitverschwendung, da kommt einfach keine Spannung auf. Obwohl da durchaus Gefahr besteht, dass es zu weiteren Morden kommt, ist das nicht mit Nervenkitzel verbunden. Nächstes Mal geht es in Zugzwang um einen Mord im Schachmilieu.



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Tatort: Im Wahn
fazit
„Tatort: Im Wahn“ nimmt sich des Trendthemas künstliche Intelligenz an, wenn eine solche dabei helfen soll, einen Mörder zu identifizieren. Die Idee ist spannend, das Ergebnis ist es nicht. Zum einen hat der Film der Diskussion nicht viel beizutragen. Aber auch als Genrebeitrag muss man das hier nicht gesehen haben.
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