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© SWR/Benoît Linder

Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen

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„Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen“ // Deutschland-Start: 23. November 2025 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als die Leiche von Nelly Schlüter (Bayan Layla) in ihrer Wohnung gefunden wird, ist der Schock groß – umso mehr, da sie offensichtlich schon seit Wochen tot ist. Wie kommt es, dass niemand die junge Frau vermisst und früher gefunden hat? Weder ihre Familie noch ihre beste Freundin Fine Slowinski (Trixi Strobel) scheinen darauf geachtet zu haben, was mit ihr ist. Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) nehmen sich des Falls an und versuchen herauszufinden, wer sie umgebracht haben könnte oder ob es sich um Selbstmord handelte. Dabei tauchen sie tiefer in das Leben eines Menschen ein, der sich danach gesehnt hat, irgendwo dazuzugehören und gesehen zu werden – und vielleicht genau deshalb am Ende sterben musste …

Einsamkeit keine Frage des Alters

Zuletzt war der Tatort von Geschichten rund um persönliche Beziehungen geprägt, die mit tragischen Schicksalen verbunden sind. Da war Mike & Nisha über ein gleichnamiges junges Paar, das gegen den Widerstand der Eltern kämpfen muss und dabei über Leichen geht. In Der Reini wiederum erhält der Kommissar Besuch von seinem Bruder, der aus einer psychiatrischen Anstalt geflohen ist – was ebenfalls nicht gut ausgeht. Nun kommt mit Überlebe wenigstens bis morgen ein Teil heraus, der irgendwie noch tragischer ist als die beiden obigen Filme. Und das, obwohl die Protagonistin keine vergleichbaren persönlichen Beziehungen hat. Oder besser: Das hier geht einem zu Herzen, eben weil es keine solchen Beziehungen gibt.

Geschichten um alte Menschen, die wochenlang oder vielleicht sogar Monate tot in ihrer Wohnung lagen, weil niemand sie vermisst hat, gibt es immer mal wieder. Wenn ein solches Schicksal aber einen jungen Menschen ereilt, ist das besonders erschreckend. Schließlich ist das das Alter, wenn unser soziales Umfeld am größten ist. Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen greift dabei ein aktuelles Thema auf, wenn auch in der jüngeren Altersgruppe immer mehr Menschen vereinsamen. Zwar liegt die Corona-Pandemie schon einige Jahre zurück, theoretisch könnte also alles sein wie früher. Und doch scheint der Trend anzuhalten. Der Film nimmt auf diese Veränderungen Bezug, ohne dabei aber einfache Antworten geben zu wollen. Auch Schuldzuweisungen bleiben aus, obwohl das leicht gewesen wäre. Stattdessen überwiegen Ratlosigkeit und Machtlosigkeit.

Tragisch bis zum Schluss

Der Film schwankt dabei zwischen diesen gesellschaftlichen Aspekten und den regulären Krimistationen. Schließlich steht zunächst gar nicht fest, ob ein Verbrechen stattgefunden hat oder nicht. Anders als bei den beiden obigen Teilen, wo es primär um die Frage geht, was noch geschehen wird, verbunden mit einer stärkeren Thrillerausrichtung, da ist der Blick hier wie bei traditionellen Genrevertretern auf die Vergangenheit ausgerichtet. Selbst wenn nicht klar ist, ob das Mord oder Selbstmord war, in Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen muss rekonstruiert werden, was geschehen ist. Das Publikum darf also wieder ein bisschen mehr rätseln als zuletzt, zumal das Umfeld der Toten sich widersprüchlich verhält und man sich an vielen Stellen nicht sicher sein kann, ob es gerade die Wahrheit sagt.

Die Auflösung des Falls ist dabei überraschend und doch glaubwürdig. Und eben sehr tragisch: Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen ist einer dieser Krimis, die einem vor allem durch die emotionale Komponente in Erinnerung bleiben. Dazu gehört Wut, wenn Menschen hier ausgenutzt und weggeworfen werden. Und Trauer darum, wie jemand so sehr darum kämpfte, Teil des Lebens zu werden und doch immer wieder scheiterte. Manches davon mag ein wenig konstruiert sein. Natürlich wird hier auch sehr auf Betroffenheit geschielt. Aber das geschieht im erträglichen Maß, der Film verzichtet auf plumpe Manipulationen oder einseitige Moralisierung. Der 1315. Teil des ARD-Dauerbrenners ist damit einer der besten in der aktuellen Saison. Nächste Woche geht es in Licht um einen Vater und seine Tochter, die seit Jahren spurlos verschwunden sind.

Credits

OT: „Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Milena Aboyan
Drehbuch: Katrin Bühlig
Musik: Kilian Oser
Kamera: Michael Merkel
Besetzung: Richy Müller, Felix Klare, Jürgen Hartmann, Daniela Holtz, Bayan Layla, Trixi Strobel, Idil Üner, Robert Kuchenbuch, Louis Nitsche, Malik Blumenthal, Lana Cooper

Bilder

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Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen
fazit
„Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen“ handelt von einer jungen Frau, die wochenlang tot in ihrer Wohnung lag, ohne dass jemand sie vermisste. Der Film funktioniert durchaus als Rätselkrimi, wenn unklar ist, ob es ein Verbrechen gab. Er bleibt aber vor allem durch die emotionale Komponente in Erinnerung.
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