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© SWR/Benoît Linder

Tatort: Mike & Nisha

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„Tatort: Mike & Nisha“ // Deutschland-Start: 8. November 2025 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Eigentlich waren es ja gute Nachrichten, die Mike (Jeremias Meyer) da im Gepäck hat, als er zu seinen Eltern geht. So will er nicht nur Nisha (Amina Meran) heiraten. Die beiden erwarten auch noch ein Kind. Von Glück ist bei den Eltern jedoch nichts zu spüren. Im Gegenteil: Sie sind außer sich vor Wut. Was ein nettes Gespräch hätte werden sollen, eskaliert auf diese Weise, ein Wort führt zum anderen, am Ende sind die Eltern tot. Zu allem Unglück sind die Vorgänge nicht unentdeckt geblieben. Nachbarin Gerlinde Wagner (Anna Stieblich) informiert die Polizei wegen des Krachs. Und auch der offen rassistische Erwin Ramthor (Wolf Bachofner) vermutet Übles. Die Kommissarinnen Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) sehen nach dem Rechten, werden jedoch nicht fündig – noch nicht …

Erstickungsgefahr im deutschen Mief

Zuletzt nahm man sich beim Tatort gern einmal größerer gesellschaftlicher Themen an. So verband Letzte Ernte einen klassischen Rätselkrimi, der an Genrevertreter von anno dazumal erinnert, mit den aktuellen Problemen, mit denen sich die Landwirtschaft herumzuplagen hat. Da ging es um Kämpfe zwischen traditionellen Bauern und Bio-Bemühungen, verbunden mit der Frage, wie es in Zukunft weitergehen soll. Beim Berliner Beitrag Erika Mustermann gab es unter anderem das Reizthema Migration, aber auch unangenehme Beispiele, wie sich andere an der Not dieser Menschen bereichern. Nun verschlägt es uns mit Mike & Nisha nach Ludwigshafen, wo die Uhren etwas langsamer laufen. Tatsächlich hat man an vielen Stellen das Gefühl, dass die Zeit stehengeblieben ist.

Das heißt aber nicht, dass der 1313. Teil der ARD-Krimireihe nicht auch versucht, etwas Größeres in die Geschichte einzubauen. So darf der rassistische Nachbar von „Leuten wie euch“ sprechen, während er die iranischstämmige Nisha gleichzeitig sexuell begehrt. Das ist zwar nicht sonderlich nuanciert, aber angemessen widerwärtig von Bachofner verkörpert. Auch bei der Darstellung des deutschen Miefs ist Tatort: Mike & Nisha durchaus gelungen. Schon die erste Szene, wenn es zum Streit mit den Eltern kommt, kann einem das Gefühl geben, gerade zu ersticken. Ein Gefühl, das sich anschließend noch mehrfach einstellt – in der Hinsicht hat Regisseur Didi Danquart ganze Arbeit geleistet. Der Film wirkt dabei auf seltsame Weise entrückt, als wäre das alles nicht real.

Grotesk und wenig spannend

Wobei das aber auch mit dem Inhalt zusammenhängt, der gelinde gesagt grotesk ist. Zum Ende hin steigt Tatort: Mike & Nisha in Seifenoper-Gefilde ab, bei denen man zuerst meint, sich verhört zu haben, oder dass das vielleicht irgendwie eine Komödie sein soll. Nur ist das tatsächlich deren Ernst. Der Film will ganz tragisch sein, wenn er von einer verhinderten Liebe spricht. Dafür müsste er es aber auch schaffen, irgendwie Mitgefühl für die beiden zu entwickeln. Dafür nahm man sich jedoch nicht die Zeit. Man erfährt nichts über die zwei, weder als Individuum noch als Paar, bekommt einfach keinen Grund dafür, warum einen das überhaupt interessieren sollte. Da braucht es doch etwas mehr als zwei Figuren und die bloße Behauptung amourösen Unglücks.

Das ließe sich verschmerzen, wenn der Film denn als Krimi überzeugen würde. Das tut er aber auch nicht. Ein Teil des Publikums wird sich schon daran stören, dass es hier kaum etwas zum Rätseln gibt. Wer die Eltern getötet hat, ist klar, der Grund mehr oder weniger auch. Dass da noch etwas unausgesprochen ist, es irgendein Geheimnis gibt, wird zwar deutlich gemacht. Nur ist das nicht genug, um Spannung zu erzeugen. Ein bisschen versucht Tatort: Mike & Nisha zwar, durch die Nachbarschaft Nervenkitzel zu erzeugen, gerade über Erwin, die überall herumschnüffelt. Das führt aber ebenfalls nicht sehr weit, dafür geschieht einfach zu wenig. Das ist schade, weil durchaus Elemente zu finden sind, die einen guten Film möglich gemacht hätten. So aber ist der Auftritt des Ludwigshafener Duos ein schwacher Eintrag in der aktuellen Krimisaison. Nächste Woche bekommt in Der Reini der Freiburger Kommissar unerwarteten und unerwünschten Besuch.

Credits

OT: „Tatort: Mike & Nisha“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Didi Danquart
Drehbuch: Annette Lober
Kamera: Conny Janssen
Besetzung: Ulrike Folkerts, Lisa Bitter, Davina Chanel Fox, Johannes Scheidweiler, Jeremias Meyer, Amina Merai, Judith Hofmann, Bruno Cathomas, Anna Stieblich, Wolf Bachofner

Bilder

 

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Tatort: Mike & Nisha
fazit
In „Tatort: Mike & Nisha“ freut sich ein junges Paar auf Hochzeit und Nachwuchs, gerät dabei aber mit den Eltern tödlich aneinander. Der Film gefällt durch die erdrückende Atmosphäre rund um deutschen Mief. Die Geschichte ist jedoch schwach, überzeugt weder als Liebesdrama noch als Krimi.
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