
Gerade einmal vier Wochen lebte Meike Gebken (Nadja Becker) in dem Frauenhaus, als es zur Katastrophe kommt: Im Haus der Familie bricht ein Feuer aus. Während ihre Tochter Zoe (Tesla Tekin) den Brand überlebt, erliegt Meike einer Rauchvergiftung. Dabei stellt sich schnell heraus, dass es sich um keinen Unfall handelt. Vielmehr hat jemand bewusst das Feuer gelegt. Aber wer? Und aus welchem Grund? Der Vater Jens Hielscher (Sebastian Zimmler) hat ein Alibi. Zoes Halbbruder Finn (Caspar Hoffmann) ist verschwunden. Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) und Hauptkommissarin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) suchen nach der Antwort. Um möglichst viel herauszufinden, ermittelt Herzog undercover in dem besagten Frauenhaus …
Persönliches Schicksal mit gesellschaftlicher Relevanz
Zuletzt ging es beim Tatort thematisch wieder wild hin und her. So war Solange du atmest ganz auf ein persönliches Schicksal zugeschnitten, als ein junger Mann ermordet wird, der zuvor seine Ex-Freundin übel gestalkt hatte. Wir sind nicht zu fassen! versuchte sich hingegen vergangene Woche wieder an einem gesellschaftlichen Thema, wenn wir mehr über staatsfeindliche Demonstrationen erfahren, bei denen Linke wie Rechte auf unheimliche Weise zusammenkommen. Tatsächlich überzeugend waren die beiden Filme jedoch nicht, hatten ihre Längen oder blieben an der Oberfläche. Bei Feuer sieht es wieder etwas besser aus, es reicht bei dem Auftritt des Dortmunder Teams zumindest für ein oberes Mittelfeld.
Dabei nimmt der 1305. Teil des ARD-Dauerbrenners eine Art Zwischenposition ein. Erzählt wird zwar erneut von einem persönlichen Schicksal, wenn es um eine Frau geht, die von ihrem Partner regelmäßig misshandelt wurde. Drehbuchautor Markus Busch (Die Kalten und die Toten) lässt es sich aber natürlich nicht nehmen, diese Geschichte in einen größeren Zusammenhang zu stellen und allgemein über toxische bis brutale Beziehungen zu sprechen. Zu diesem Zweck hat er sich einen Kniff einfallen lassen und schickt Herzog auf Undercover-Mission, wo sie eine Reihe weiterer Opfer kennenlernt. Das hilft dann zwar nur bedingt beim Lösen des Falls, macht es aber möglich, den Blick etwas schweifen zu lassen und in Tatort: Feuer etwas allgemeiner über das Thema zu sprechen.
Harter Stoff mit Längen
Die Szenen in dem Frauenhaus sind dann auch die, die einem am meisten in Erinnerung bleiben. Die verschiedenen Geschichten, die wir da zu hören bekommen, dürfen einem schon nahe gehen. Gerade auch der Part darüber, wie schwierig es ist, Konsequenzen für diese Misshandlungen zu erreichen, sind harter Stoff. Zu wissen, dass etwas verkehrt ist, ist das eine. Es aber auch zu beweisen und Änderungen herbeizuführen, etwas anderes. Tatort: Feuer legt da schon den Finger in die Wunde und zeigt auf, wie verzweifelt die Lage betroffener Frauen sein kann. Dass an der Stelle etwas getan werden müsste, ist klar. Tatsächliche Lösungen gibt der Film aber nicht vor. Er begnügt sich damit aufzuzeigen, wie hoffnungslos und verfahren die Situation oft ist.
Doch so eindrucksvoll einige dieser Szenen auch sind, sie sind nicht sehr zahlreich. Und der Rest überzeugt dann doch nicht so wirklich. Vor allem die Auftritte von Faber enttäuschen, wenn er etwas lustlos durch die Gegend pöbelt, aber auch andere Figuren bleiben blass. Es ist auch nicht so, als wäre der Fall an sich sehr spannend geworden. So packend die emotionalen Szenen sind, der Krimi ist es nicht. Aufgrund einzelner Glanzpunkte reicht es bei Tatort: Feuer dann eben noch für einen soliden Beitrag am Abend, mit dem man sich anderthalb Stunden vertreiben kann. Wer sich hingegen nicht für diesen gesellschaftlichen Exkurs interessiert, kann sich das hier sparen. Nächste Woche geht es wieder in die Schweiz, wenn das Duo in Rapunzel den rätselhaft-bizarren Mord an der Tochter eines Star-Coiffeurs aufklären muss.
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