
Der Schock ist groß bei Prof. Ulrich Winer (Hans Uwe Bauer), als er mitansieht, wie seine Freundin Sabine Schmid (Sibylle Canonica) in einer seltsamen Verkleidung einen Mann ermordet. Noch größer ist aber der Schock, als sie kurze Zeit später tot ist, gestorben in ihrem eigenen Schrebergarten. Da es keine äußeren Anzeichen für Gewalt gibt, sieht es zunächst danach aus, als sei die ältere Dame eines natürlichen Todes gestorben. Für die Polizei scheint der Fall abgeschlossen. Doch dann häufen sich mehrere seltsame Beobachtungen, darunter zwei tote Eichhörnchen in unmittelbarer Nähe. Als Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl), Rechtsmediziner Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und Silke Haller (ChrisTine Urspruch) die Sache untersuchen, merken auch sie, dass an der nach außen hin harmlosen Seniorin offensichtlich mehr dran war …
Tatort Schrebergarten
Zuletzt ging es beim Tatort wieder sehr abwechslungsreich zu. Bei Borowski und der Wiedergänger bekam es der Kommissar mit einer dysfunktionalen Unternehmerfamilie zu tun, mit Anleihen an bekannte Horrorklassiker. Dein Verlust verwendete hingegen das immer wieder beliebte Szenario, dass der Ermittler selbst unter Mordverdacht steht, während die Suche nach Antworten weit in die Vergangenheit führt. Letzteres ist auch bei Unter Gärtnern der Fall, wenn in Münster sogar eine ganze Reihe von Morden aufgeklärt werden müssen und dafür tief in der Vergangenheit gegraben wird. Wortwörtlich, ein wichtiger Schauplatz ist ein Schrebergarten, wo es inmitten von idyllischer Natur und einem Schwimmbad ein paar Leichen gibt, die Fragen aufwerfen.
Schrebergärten sind als Setting eigentlich ziemlich dankbar. Nicht nur, dass man auf diese Weise sehr unterschiedliche Menschen auf einem vergleichsweise engen Raum zusammenführen kann, ideal für eine Tätersuche. Sie haben zudem den Ruf, der Inbegriff deutscher Spießigkeit zu sein, was die Möglichkeit für satirische Spitzen und skurrile Gestalten eröffnet. Das ist ein gefundenes Fressen für das Münster-Team. Stärker noch als München Mord: Das Kamel und die Blume, bei dem ebenfalls ein solcher Garten zum Ort des Verbrechens wurde, nutzt Tatort: Unter Gärtnern die Gelegenheit, um sich über die Menschen dort lustig zu machen. Das betrifft vor allem das erste Drittel, wenn ein Nudist auf Öko-Fans und eine angefressene Ehefrau trifft. In dieser Gemeinschaft gibt es viel, nur keine wirkliche Gemeinschaft.
Aus Spaß an der Absurdität
Leider verabschiedet sich der Film wieder recht schnell von dem Thema. Zwar ist der Garten an sich immer noch wichtig, da die Hütte der Toten so manches Geheimnis verbirgt. Die Leute drumherum verschwinden jedoch zum größten Teil wieder. Mangelnden Humor braucht man dennoch bei Tatort: Unter Gärtnern nicht zu befürchten, das Münster-Team bleibt seinem Ruf gerecht, die Mördersuche mit viel Komik zu verbinden. Drehbuchautorin Regine Bielefeldt (MagicMom) setzt dabei neben üblichen Elementen wie der besonderen zwischenmenschlichen Dynamik auf morbide Witze. Und auf Absurdität. Von Anfang an ist das alles ziemlich überzogen, wenn die unscheinbare Seniorin ihr liebevoll gepflegtes Domizil als geheime Zentrale für Attentate verwendet. Später eskaliert es völlig, wenn das Team einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur kommen.
Das ist unterhaltsam. Tatsächlich macht der 1265. Teil der ARD-Krimireihe mehr Spaß als viele andere Teile, mehr Spaß auch als die direkten Vorgänger aus Münster. Vom Krimipart sollte man hingegen nicht viel erwarten. Zwar gibt es am Ende eine Auflösung darüber, wer Schmid umgebracht hat. Sonderlich viel Sinn ergibt das Ganze jedoch nicht, soll es auch gar nicht. Tatort: Unter Gärtnern ist kein Krimi, den man anschaltet, wenn man rätseln möchte. Aber selbst wenn in der Hinsicht mehr möglich gewesen wäre und der Schrebergarten zu früh vernachlässigt wird, lohnt es sich ausnahmsweise mal wieder, den Dauerbrenner einzuschalten. Man darf sich nur eben nicht daran stören, dass da viel herumgealbert wird und nichts wirklich ernstgenommen wird.
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