Detour

Detour

„Detour“, Deutschland, 2017
Regie: Nina Vukovic; Drehbuch: Nina Vukovic, Benjamin Talsik; Musik: Leonard Petersen
DarstellerLuise Heyer, Alex Brendemühl, Ilja Bultmann, Lars Rudolph

Detour
„Detour“ läuft im Rahmen des 14. Achtung Berlin Filmfests (11. bis 18. April 2018)

Genug ist genug ist genug. Alma (Luise Heyer) weiß schon gar nicht mehr, wie oft sie sich hat hinhalten lassen von ihrem Freund Jan (Alex Brendemühl). Wie oft er beteuert hat, jetzt würde er auf jeden Fall seiner Frau alles beichten und sich von ihr trennen. Bis sie es nicht mehr hören wollte eines Tages. Zusammen mit Jans Sohn Juri (Ilja Bultmann) bricht sie auf, will nach Berlin. Will ihn zu einer Reaktion zwingen. Doch es ist ein anderer Mann, der sie unterwegs beschäftigt. Ein Fahrer namens Bruno (Lars Rudolph). Der hat sich angeboten, sie im Auto mitzunehmen. Nett ist er, denkt sie, nichtsahnend, dass der Unbekannte vielleicht doch ein bisschen mehr vorhat, als den Retter in der Not zu spielen.

Der deutsche Film hat ja hierzulande bekanntermaßen nicht nur Freunde. Gerade auch dem deutschen Genrefilm wird doch mit recht viel Skepsis begegnet. Das Motto: Taugt eh nix. Und wenn es dann auch noch ums Fernsehen geht, dann braucht es schon gar keine Argumente, um abzuschalten, noch bevor der Film überhaupt begonnen hat. Was schade ist, wie hin und wieder bewiesen wird. Detour ist so ein Beweis, lief im Rahmen der ZDF-Reihe Stunde des Bösen und ist sowohl des Titels wie auch ein bisschen Aufmerksamkeit würdig.

Wohin des Wegs?
Mysteriös und bedrohlich, das sind die beiden Atmosphäre-Eckpfeiler von Detour. Die Ausgangssituation ist eigentlich schnell klar: Frustriert von der mangelnden Entscheidungsfreude ihres Geliebten will es Alma ihm heimzahlen. Ein bisschen Wut, ein bisschen Verzweiflung und eine beachtliche Menge Gemeinheit, da Jans Frau auf diese Weise auf jeden Fall erfahren wird, dass da etwas im Busch ist. Und doch, so richtig klar ist es dann eben doch nicht, wohin sich der Weg weiterentwickelt. Ob es das Familiendrama bleibt, wie es der Anfang vermuten lässt, oder ob da nicht noch etwas Finsteres auf die Protagonisten lauert.

Eine Antwort darauf erhält das Publikum durchaus, aber sie fällt nicht immer ganz so aus wie erwartet. Was auch damit zusammenhängt, dass sie gerne mal die eine oder andere Lücke lässt. Manche werden nachträglich geschlossen, da Detour zum Zwecke der Spannungssteigerung auch mal die Chronologie zu den Akten legt. Das steigert das Rätselhafte noch ein wenig mehr, da man sich nicht ganz sicher sein kann, was denn nun wirkliche Handlung ist, was bloße Erzählung. Ob da nicht vielleicht auch die eine oder andere Einbildung im Spiel ist, zu den leicht surrealen Anmutungen zum Ende hin würde das ja durchaus passen.

Eine Autofahrt, die ist … unheimlich
Sehr real sind dafür die guten Leistungen der Darstellerriege. Auffallend ist besonders Lars Rudolph (Gold, Nur ein Tag) als etwas undurchsichtiger Fahrer mit Vogeltick, von dem man nie so recht sagen kann, ob er komisch, tragisch oder gefährlich ist. Detour, das seine Premiere auf dem Filmfest München feierte und 2018 auch auf dem Achtung Berlin Filmfest zu sehen sein wird, ist dabei jedoch stärker an der Stimmung interessiert als an einer Aufarbeitung der Geschichte und der jeweiligen Lebenssituationen. Zuschauer, die das brauchen, werden mit einem in mehrfacher Hinsicht unheimlichen Gefühl der Leere zurückgelassen, nachdem man sie kräftig vor den Kopf gestoßen hat. Der Rest darf zumindest erleben, dass manche Umwege interessante Anblicke mit sich bringen.



(Anzeige)

Anfangs Familiendrama, später eher Thriller zeigt „Detour“, dass auch hierzulande atmosphärisch gelungene Abgründe entdeckt werden können. Das ist schauspielerisch stark, zwischen rätselhaft und spannend, selbst wenn so manche Frage irgendwo in der Dunkelheit verlorengeht.
6
von 10