Unterm Apfelbaum: Einsturzgefährdet TV Fernsehen ZDF Mediathek
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Unterm Apfelbaum: Einsturzgefährdet

Unterm Apfelbaum
„Unterm Apfelbaum: Einsturzgefährdet“ // Deutschland-Start: 30. Oktober 2022 (ZDF) // 1. September 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Ein Jahr ist es mittlerweile her, dass Frieda (Therese Hämer) ihren Ehemann verloren hat. Und noch immer fällt es ihr schwer, zum Alltag überzugehen und ihr Leben weiterzuführen. Als dann auch noch klar wird, dass Balken in ihrem Erbhof morsch sind und dringend ausgewechselt werden müssen, wird ihr das endgültig zu viel. Aber es hilft nichts. Und so beauftragt sie die Zimmerin Tinka (Lotte Becker) damit, das Holz in Ordnung zu bringen. Die hat derweil ganz eigene Sorgen, als sie kurz vor der Hochzeit eine schockierende Erkenntnis hat. Während die beiden kriselnden Frauen sich gegenseitig zu stützen versuchen, taucht die Denkmalpflegerin Jasmin (Saman Giraud) auf. Eigentlich will sie sich um das alte örtliche Schloss kümmern. Doch auch beim Hof bringt sie bald alles durcheinander …

Nachschub im Herzkino

Öfter mal was Neues. Eigentlich war die sonntagabendliche ZDF-Reihe Herzkino jahrelang von den immer gleichen Reihen geprägt. Offensichtlich will man 2022 aber für ein wenig frischen Wind sorgen. Ella Schön ging nach mehreren Jahren zu Ende, Marie fängt Feuer wurde auf den Donnerstag ausgelagert und will sich dort vom alten Format emanzipieren. Dafür gibt es ganz neue Reihen, die tatsächlich in etwas andere Richtungen gehen, als man es von den Dauerbrennern dieser Sektion gewohnt ist. Freunde sind mehr machte im April mit dem Porträt einer Freundesclique den Anfang. Im September folgte Malibu über ein Paar, das einen Campingplatz übernommen hat. Nun steht mit Unterm Apfelbaum der dritte Neustart in rund einem halben Jahr an. Mit Einsturgefährdet geht es los, nächste Woche geht es mit Panta Rhei – Alles im Fluss gleich weiter.

Der direkte Einstieg ist dabei recht holprig und macht nicht unbedingt Lust darauf, bis zum Ende des Films durchzuhalten. Klar dass hier nach einem ordentlichen anfänglichen Knatsch die Frauen zusammenfinden. Und auch in anderer Weise greift Unterm Apfelbaum: Einsturzgefährdet auf übelste Klischees zurück. Wie bei so vielen Filmen von Rosamunde Pilcher oder Inga Lindström gibt es gleich zu Beginn die Erkenntnis der Protagonistin, dass ihr Partner sie betrügt, weswegen sie ganz von vorne anfangen muss. Dass der angehende Gatte von Tinka nicht mit einer anderen Frau fremdgeht, sondern in einen Mann verliebt ist, ist zwar mal was anderes, macht es aber nicht unbedingt besser. Dies ausgerechnet am Tag der Hochzeit zu erfahren, das ist übelstes Drehbuchniveau.

Angenehm zurückhaltend

Im weiteren Verlauf tut sich dann aber doch noch ein bisschen was. Überraschend ist beispielsweise, dass das Thema Liebe praktisch überhaupt keine Rolle spielt. Tinka leidet unter der Trennung, zumal niemand etwas von der Homosexualität erfährt. Das war es aber auch schon. Stattdessen beschäftigt sich Drehbuchautorin Astrid Ruppert (Katie Fforde: Zimmer mit Meerblick) in erster Linie mit dem Verhältnis der drei Frauen, die mal im Konflikt zueinander stehen, mal als Unterstützung auftreten. Nicht immer sind die Wechsel von dem einen Zustand zum nächsten überzeugend. Da werden manche Streitereien ebenso forciert wie plötzliche Versöhnungen. Wie so oft beim Herzkino kümmerte man sich bei Unterm Apfelbaum: Einsturzgefährdet nicht immer darum, ob etwas jetzt nachvollziehbar ist oder nicht.

Dennoch ist der Film, gerade im Vergleich mit den übrigen Titeln, recht angenehm. Auf das ganz große Drama wird verzichtet, abgesehen vom besagten Hochzeitsabbruch ist da keine Geschichte dabei, über die man stolpern müsste. Selbst wenn die Figuren zum Teil noch etwas grob gehalten sind, nimmt man ihnen doch ab, dem Leben entnommen zu sein. Auch das ländliche Setting macht einiges her, ohne dabei auf den idealisierenden Kitsch zu setzen, den bei diesen Filmen oft findet. Unterm Apfelbaum: Einsturzgefährdet ist ein zurückhaltender und zugleich ordentlicher Einstieg, der am Sonntagabend sicherlich keine Begeisterungsstürme entfachen wird. Aber man kann hier ganz gut zuschauen und auf weitere Auftritte des Trios warten.

Credits

OT: „Unterm Apfelbaum: Einsturzgefährdet“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Tomasz E. Rudzik
Drehbuch: Astrid Ruppert
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Enzo Brandner
Besetzung: Therese Hämer, Saman Giraud, Lotte Becker, Frida-Lovisa Hamann, David Vormweg, Marissa Dörn, Xaver Timoschinov, Lilly Forgách, Peter Trabner, Dennis Schigiol

Bilder

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Herzkino Kritiken

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Unterm Apfelbaum: Einsturzgefährdet
fazit
Der Einstieg von „Unterm Apfelbaum: Einsturzgefährdet“ ist wenig vielversprechend. Insgesamt ist die neu gestartete Geschichte um drei grundverschiedene Frauen, die ein Erbhof zusammenführt, aber ein angenehm zurückhaltendes Drama, das vom ländlichen Flair lebt, ohne dabei zu sehr auf Kitsch zu gehen.
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