
Eigentlich hatte Adrian Steinmann (Kristo Ferkic) noch etwas länger schlafen wollen nach der Spätschicht am Tag zuvor, als ihn das penetrante Klingeln auf dem Handy von Katja Baumann (Simone Thomalla) aus dem Bett reißt. Am anderen Ende der Leitung ist der neue Friedhofwärter Andreas Pankow (Christian Baumann), der ganz aufgeregt davon erzählt, wie das Grab von Adrians Vater von dem invasiven Japanischen Staudenknöterich überwuchert ist, der schnell beseitig werden muss. Während die beiden dort nach dem Rechten sehen, machen sie die Bekanntschaft der jungen Frau Madita Fabiansky (Mathilda Smidt), deren Mutter verschwunden war, als sie selbst noch ein Kind war. Und so begann sie, auf dem Friedhof stellvertretend zu trauern und Andenken zu platzieren – was Pankow nun untersagen will …
Eine bessere Folge
Und weiter geht es mit Frühling. Seit einigen Jahren hat sich die Reihe zu der produktivsten im sonntäglichen ZDF Herzkino gemausert. Kontinuierlich werden sechs neue Filme pro Jahr produziert, die dann meist im wöchentlichen Abstand im Januar und Februar zu sehen sind. So auch 2025. Los ging es vergangene Woche mit Das Versteck, bei dem ein unglücklicher Jagdunfall eines Vaters die Dorfhelferin Baumann zu einer Familie führt, die ein unterirdisches Geheimnis hat. Unterirdisch war leider auch die Qualität des Films, der unter der völlig übertriebenen Geschichte und den zum Teil schlechten schauspielerischen Darbietungen litt. Da ist es ebenso überraschend wie willkommen, dass sich Die Mutter, die es nie gab, die zweite Folge der neuen Staffel, deutlich besser schlägt.
Dieses Mal gibt es gleich drei Stränge, die im Wechsel erzählt werden. Einen davon kennen Fans natürlich schon, wenn mal wieder Amelie Kreuser (Hanna Binke) eine Rolle spielt, die sich von ihrem gewalttätigen Freund Ingo Schwarz (Levin Henning) getrennt hat. Die neue Folge ist bereits die achte, die auf dem Thema herumreitet. So wichtig dieses ist, da trat man einfach zu lange auf der Stelle. Bei Frühling: Die Mutter, die es nie gab kommt aber ein wenig Bewegung hinein, nachdem sich Amelie endlich eine eigene Wohnung gesucht hat. Es besteht also Hoffnung, dass das irgendwann doch einmal einen Abschluss findet. Die Geschichte nervt hier nicht so viel, wie es sonst hin und wieder mal der Fall war, zumal auch weniger die Beziehung als vielmehr die Wohnungssuche das Thema ist.
Aufarbeitung eines Tabuthemas
Das Hauptthema betrifft dabei jedoch die junge Frau, die Katja am Friedhof kennengelernt hat. Deren Geschichte ist es auch, die der Folge ihren Titel gegeben hat. Ausnahmsweise ist diese tatsächlich brauchbar. Wo Serienschöpferin Natalie Scharf sonst oft irgendwelche absurden Szenarien entwirft, die dann als Alltag verkauft werden sollen, nimmt sie sich in Frühling: Die Mutter, die es nie gab eines Themas an, das real ist. Es wird auch oft tabuisiert, wenn es um Erwartungen und Geschlechterrollen geht sowie Menschen, die nicht in das feste Raster passen wollen. Der Film verurteilt das Verhalten nicht direkt, sondern zeigt erstaunlich nuanciert auf, wie schwierig eine solche Situation für alle Beteiligten ist. Hier gibt es keine richtigen Antworten, nur überforderte Menschen.
Wohl zum Ausgleich gibt es noch den dritten Strang um den verzweifelten Kampf gegen die invasive Pflanze. Das geht mit einigen Infos einher, vor allem die erstaunliche Ausbreitungsrate wird angesprochen. Tatsächlich lehrreich ist die Geschichte aber nicht, der eher humorvoll gehaltene Teil soll in Frühling: Die Mutter, die es nie gab wohl der Unterhaltung dienen. Tatsächlich komisch ist das Ergebnis aber nicht so wie fast immer der Humor hier sehr bemüht ist. Es stört aber auch alles nicht weiter, weshalb man sich die Folge schon ganz gut anschauen kann, sofern man über die in einigen Rollen eben überschaubare schauspielerische Klasse hinwegsehen kann. Fans wird das eventuell zu wenig Drama sein. Zwischendurch ist es aber doch auch mal ganz schön, wenn die Reihe tatsächlich versucht, sich mit der Welt da draußen zu befassen.
OT: „Frühling: Die Mutter, die es nie gab“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Dirk Pientka
Drehbuch: Natalie Scharf
Musik: Johannes Brandt, Siggi Mueller
Kamera: Andreas Tams
Besetzung: Simone Thomalla, Kristo Ferkic, Johannes Herrschmann, Julia Beautx, Caroline Ebner, Mathilda Smidt, Gabriel Raab, Ines Lutz, Hanna Binke, Christian Baumann
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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