Frühling - An einem Tag im April ZDF TV Fernsehen

Frühling: An einem Tag im April

Inhalt / Kritik

Frühling - An einem Tag im April ZDF TV Fernsehen
„Frühling: An einem Tag im April“ // Deutschland-Start: 6. Februar 2022 (ZDF) // 18. März 2022 (DVD)

Als Frederike Neumeister (Barbara Romaner) wegen einer Meningitis ins Krankenhaus muss, wird Katja Baumann (Simone Thomalla) mit der Aufgabe betreut, eine Woche lang auf deren Sohn Theo (Valentin Just) aufzupassen. Der 16-Jährige betont zwar mehrfach, dass er niemanden braucht und sich allein um alles kümmern kann. Am Ende willigt er aber doch ein, Katja bei sich wohnen zu lassen. Die erkennt kurz darauf, wie schwer sich die Familie noch immer damit tut, dass vor einigen Jahren die Tochter verschwunden ist. So wird deren Geburtstag nach wie vor gefeiert, aus Treue zur Vermissten. Gleichzeitig spitzt sich die Situation zwischen Lilly Engel (Julia Beautx) und ihrem Freund Adrian Steinmann (Kristo Ferkic) zu, weil der nur noch Augen für seinen Computer hat – umso mehr, weil da ja auch noch Levi (Moritz Bäckerling) ist …

Zeit für  Trauer

Eine Woche nachdem Auf den Hund gekommen von den ungeplanten Abenteuern mehrerer Vierbeiner berichtete, kehrt die ZDF-Filmreihe Frühling wieder zu den Menschen zurück. Das ist verständlich, gehört sie doch zu den Urgesteinen der sonntagabendlichen Herzkino-Sektion. Seit 2011 läuft diese bereits, mit An einem Tag im April steht der mittlerweile 34. Teil an. Fans wissen daher schon ziemlich genau, was sie hier erwartet. Mal wieder kommt es irgendwo in dem Dorf Frühling zu einem Problem, welches nur Katja lösen kann. Dass man Jahre später eigentlich die gesamte Bevölkerung kennen müsste, wird dabei regelmäßig ignoriert. Ebenso dass da zuweilen Probleme ausgepackt werden, die schon ein bisschen sehr weit vom täglichen Alltag entfernt sind.

Nachdem das beim letzten Mal auf groteske Weise eskalierte, ist Frühling: An einem Tag im April schon wieder näher an dem realen Leben dran. Dass Kinder verschwinden, ist zwar eine Ausnahmesituation, wie sie glücklicherweise hierzulande nur wenige erleben. Damit verbunden ist aber das allgemeinere Thema, wie Menschen mit einem schweren Verlust umgehen. So ist bei Familie Neumeister die Zeit stehengeblieben, die Leerstelle innerhalb der Familie wurde zu einem Gefängnis, aus dem sich gerade die Mutter nicht befreien kann oder will. Auf eine ganz andere Weise schlimm ist die Situation für die anderen Angehörigen, die durchaus nach einem Weg suchen, ihr Leben irgendwie fortzusetzen. An diesem Zwiespalt ist bereits die Ehe gescheitert. Sohn Theo hat ebenfalls damit zu kämpfen, dass alles auf jemand ausgerichtet ist, der gar nicht da ist, während er selbst auf sich allein gestellt ist.

Liebe in der Warteschleife

Daneben gibt es den parallelen Handlungsstrang um die kriselnde Beziehung von Lilly und Adrian, die schon zuvor mehrfach thematisiert wurde. Eigentlich ist es keine Beziehung mehr, aber so ganz kann sich Lilly nicht lösen. Adrian wiederum nimmt eh nichts mehr wahr. Viel getan hat sich in Frühling: An einem Tag im April in der Hinsicht nicht. Durch das potenzielle neue Love Interest Levi nimmt die Geschichte ein bisschen Fahrt auf. Die Dramaserie scheut sich aber davor, den nächsten Schritt zu machen, weshalb hier einiges ziemlich redundant wird. Sich Zeit zu nehmen, um etwas mal in Ruhe entwickeln zu können, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Nahezu völlig auf eine Entwicklung zu verzichten und immer wieder dieselben Sachen zu wiederholen, das ist dann aber ebenfalls nicht so wirklich glücklich. Man hätte den Strang dieses Mal auch mehr oder weniger weglassen können, ohne dass es einen nennenswerten Unterschied gemacht hätte.

Diese Zeit wäre besser anderweitig in eine Entwicklung investiert. Die allzu versöhnliche Auflösung fällt praktisch vom Himmel, ohne dass jemand viel dafür tun musste. Das ist schon ein wenig grotesk. Außerdem verpasst es Frühling: An einem Tag im April mal wieder, das Gefühl eines wirklichen Dorfes zu erzeugen oder eines realen Berufes von Katja. Deren einzige Arbeit in dem Film besteht darin, sich mehrere Tage mit Theo zu unterhalten. Das hat seine Momente, auch weil die schauspielerische Leistung auf einem beachtlichen Niveau ist. Es hätte aber bei dem sensiblen Thema der Trauerbewältigung dann doch mehr Feingefühl und wirkliche Auseinandersetzung gebraucht. Das ist alles ein bisschen sehr zugespitzt, um das Publikum möglichst hart zu treffen. Wem es um große Gefühle geht, der wird bedient. Tatsächlich gut ist der Film aber nicht.

Credits

OT: „Frühling: An einem Tag im April“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Christoph Eichhorn
Drehbuch: Natalie Scharf
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Tobias Schmidt
Besetzung: Simone Thomalla, Kristo Ferkic, Johannes Herrschmann, Caroline Ebner, Julia Beautx, Barbara Romaner, Valentin Just, Moritz Bäckerling

Bilder

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„Frühling: An einem Tag im April“ stellt eine Familie vor, die noch immer damit kämpft, dass die Tochter vor Jahren spurlos verschwunden ist. Das hat durchaus seine Momente, wenn es um das Thema Trauerarbeit geht. Es fehlt aber an einer tatsächlichen Auseinandersetzung, dazu gibt es beim Nebenstrang wieder nur Stillstand.
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