Ein Sommer in der Bretagne ZDF TV Fernsehen
© ZDF/Florian Licht

Ein Sommer in der Bretagne

„Ein Sommer in der Bretagne“ // Deutschland-Start: 23. Februar 2022 (ZDF) // 1. April 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Irgendwie hätte dieser Urlaub etwas anders laufen sollen. Es konnte ja auch keiner ahnen, dass Britta (Kristin Suckow) und ihr Freund sich unmittelbar davor trennen würden. Ihre gute Laune will sie sich davon aber nicht verderben lassen, zumal ihre beste Freundin Nina (Katharina Heyer) und deren Partner Jens (Eric Klotzsch) auch mit dabei sind. Außerdem: Ein paar Tage in der Bretagne werden ihr gut tun und sie ein wenig ablenken. Ablenkung findet sie tatsächlich genug. Da ist der Fischer Yves (Karim Chérif), mit dem sie eine unglückliche erste Begegnung hat und dem sie im Anschluss immer wieder über den Weg läuft. Außerdem hat sich die Tierärztin verliebt, in ein Haus. Tatsächlich fackelt sie nicht lange und steigt in einen Bieterwettbewerb ein, damit sie sich dauerhaft in dem beschaulichen Ort niederlassen kann. Die Sache hat nur einen Haken: Auch Yves ist an dem Haus interessiert, wovon sie aber nichts weiß …

Zeit für Gefühle

Der Sonntagabend gehört im ZDF bekanntlich den ganz großen Gefühlen. Ob Rosamunde Pilcher, Inga Lindströhm oder Frühling, man mag es zu dem Zeitpunkt in der Herzkino-Rubrik gern dramatisch bis romantisch. Das ist bei Ein Sommer in nicht anders. Der einzige Unterschied ist, dass diese großen Gefühle irgendwo im Ausland stattfinden. Die Reihe kombiniert Liebesgeschichten mit Urlaubsgefühl, wenn uns der Fernsehsender mitnimmt an die schönsten Orte, die der Reiseprospekt so hergibt. Und das Budget natürlich auch: Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen spielen die meisten Filme in Europa. In Ein Sommer in der Bretagne, dem 39. Teil der Reihe, geht es – der Titel verrät es bereits – in den nordwestlichen Zipfel Frankreichs.

Der Film sieht dann auch so aus, als sei er von dem dortigen Tourismusbüro in Auftrag gegeben. So ist das Wetter immer einwandfrei und wenn es dann doch mal regnet, dann nur kurz und von einem hübschen Regenbogen begleitet. Aber mit so lästigen Punkten wie Realismus gibt man sich in solchen Filmen traditionell eher ungern ab. Auffällig ist zum Beispiel, dass in Ein Sommer in der Bretagne jeder im Dorf makelloses Deutsch spricht. Dann und wann fällt mal ein Wort auf Französisch, manche haben auch einen französischen Dialekt, damit das Publikum zumindest noch den Eindruck hat, man wäre gerade in Frankreich. Das war es aber auch schon. Dass Britta ohne nennenswerte Sprachkenntnisse dort eine Tierarztpraxis aufmachen möchte und mal eben so 250.000 Euro für ein altes Haus übrig hat, auch das muss man akzeptieren.

Die Lösung: Hirn abschalten

Inhaltlich sollte man seine Erwartungen ohnehin nur direkt an der hübschen Oberfläche ansiedeln. Die Figurenzeichnung gibt nicht viel her, der Ablauf folgt so sehr den Konventionen, dass das Drehbuch auch von einem Computer hätte geschrieben sein können. Zwischendurch wird zwar mal so getan, als hätte Ein Sommer in der Bretagne tatsächlich etwas auszusagen. Da ist dann vom Brexit die Rede, von Fangquoten oder auch von Nachhaltigkeit. Das ist aber schon sehr erzwungen alles und wird auch nicht nennenswert weiter verfolgt. Beim Ende spielt das alles sowieso keine Rolle mehr. Die diversen Probleme, die hier unterwegs angesprochen werden, gerade im Hinblick auf das Schicksal der Fischer: Interessiert niemanden. Da wird nicht einmal eine Lösung konstruiert. Man tut nur einfach so, als hätte es das Problem nie gegeben.

Die vielen inhaltlichen Mängel werden ein wenig von dem Ensemble ausgeglichen. Mit Kristin Suckow (Die Heimsuchung) und Karim Chérif (Die Füchsin) spielen – keine Selbstverständlichkeit beim Herzkino – zwei auch anderweitig bekannte Schauspieler*innen mit. Das ändert aber nichts daran, dass Ein Sommer in der Bretagne eine klischeebeladene Romanze ist, die sich allein mit Schauwerten begnügt: schöne Menschen vor schönen Landschaften. Auch das hat eine Zielgruppe, immerhin schalten bei den Filmen immer mehrere Millionen Leute ein. Doch wer hier die Erwartung hat, etwas über echte Menschen und echte Gefühle zu erfahren, der geht ebenso leer aus wie ein Publikum, das sich von der Reise tatsächliches Lokalkolorit erhofft. Hier gibt es nur Postkartenmotive mit Kalendersprüchen aus der Retorte.

Credits

OT: „Ein Sommer in der Bretagne“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Britta Keils
Drehbuch: Birgit Maiwald, Antje Huhs
Musik: Ulrich Reuter
Kamera: Florian Licht
Besetzung: Kristin Suckow, Karim Chérif, André Jung, Brigitte Zeh, Eric Klotzsch, Katharina Heyer, François Smesny, Nicolas Garin

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Ein Sommer in der Bretagne
Fazit
„Ein Sommer in der Bretagne“ nimmt uns mit ins ländliche Frankreich, wo sich eine deutsche Tierärztin in einen lokalen Fischer verliebt. Das hat viel schöne Oberfläche zu bieten, landschaftlich wie menschlich. Inhaltlich ist das hier hingegen eine Nullnummer, die sich fernab der realen Welt bewegt.
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