Seit Jahren schon wünscht sich Amy Boyd (Friederike Linke) ein Kind. Doch daraus wurde nie etwas. Inzwischen ist sie Ende 30, die biologische Uhr tickt so laut, dass sie sich genötigt fühlt, endlich aktiv zu werden. Also macht sie einen Termin bei Dr. Kieran Nash (Max Alberti) und seiner Kinderwunschklinik aus. Zur Not will sie das auch ohne ihren Freund Derek Corley (Barry John Kinsella) durchziehen, schließlich ist sie selbst ohne Vater aufgewachsen. Dabei muss sie feststellen, dass ihre Mutter Libba Boyd (Karen Böhne) nie die volle Wahrheit erzählt hat, was genau seinerzeit geschehen ist. Während Amy sich noch mit dieser Vorgeschichte auseinandersetzt, steht auf einmal Brad Woods (Armin Rohde) vor ihr, der sie bittet, auf den Jugendlichen Lenn Tate (Jona Levin Nicolai) aufzupassen. Dabei stellt sie fest, dass sie einiges gemeinsam haben. Denn auch er ist bei seiner Mutter aufgewachsen und nun auf der Suche nach seinem leiblichen Vater …
Unsinn vor traumhaften Gegenden
Zuletzt gab es bei der sonntäglichen ZDF-Programmschiene Herzkino nach dem Sprachchaos in Ein Sommer auf Malta gleich drei Teile von Malibu und damit eine Reihe von Geschichten, die auf einem deutschen Campingplatz geschehen. Nun geht es mal wieder nach Cornwall. Zwar ließ der Sender vor einiger Zeit verlautbaren, in Zukunft weniger Filme rund um Rosamunde Pilcher drehen zu wollen. Ganz auf das Aushängeschild verzichten will man aber nicht. Und so dürfen sich Fans auf Amys Wunschkind freuen, den mittlerweile 171. Film des vor ziemlich genau 30 Jahren gestarteten Dauerbrenners. Die Vorgänger muss man dabei wie immer nicht gesehen haben, jeder Teil steht für sich. Déjà-vu-Erlebnisse darf man bei dem romantischen Drama, welches der Kurzgeschichte Waiting for Amanda nachempfunden ist, dennoch haben.
Los geht dieses übrigens auch mit einer Campingszene. Diese ist aber sofort wieder vorbei und dient nur zwei Zwecken. Zum einen muss irgendwie der Jugendliche mit den anderen Figuren in Kontakt kommen. Zum anderen soll die traumhafte Gegend gezeigt werden, die Reihe sind immer verkappte Urlaubsvideos. Sinn ergeben muss das auch nicht. Wenn bei Rosamunde Pilcher: Amys Wunschkind gleich zwei Leute aufeinandertreffen, die nie ihren Vater kennengelernt haben, weil die Mutter ihnen etwas verschwiegen hat, dann ist das eine dieser typischen Drehbuchkonstruktionen, bei denen die Realität schön weit weg bleiben soll. Das gilt auch für das Verhalten der Figuren, welches sich von einer Sekunde zur nächsten wandeln kann, je nachdem wie man es gerade braucht.
Gut gespielter Kitsch
Immerhin: Das Ensemble macht ordentliche Arbeit. Dass man Armin Rohde gewinnen konnte, der davor schon zahlreiche Fernsehfilme durch seine Präsenz aufgewertet hat, macht sich bezahlt, auch wenn sein Talent hier zu wenig genutzt wird. Nachwuchsdarsteller Jona Levin Nicolai schlägt sich ebenfalls ziemlich wacker und verleiht seiner Figur eine Portion Glaubwürdigkeit. Das muss man erst einmal schaffen bei einem derart konzentrierten Unsinn, wie er Rosamunde Pilcher: Amys Wunschkind bietet. Bei anderen im Ensemble wird es etwas schwieriger, wobei das auch an der Synchronisation liegen könnte. Da wurde offensichtlich etwas geknausert. Grundsätzlich ist es zwar löblich, wenn auch Nicht-Deutsche verpflichtet werden bei einer Geschichte, die nun einmal nicht in Deutschland spielt. Wenn dann aber ein so offensichtlicher Mix rauskommt, wird es schwierig.
Der Zielgruppe dürfte das alles egal sein. Die will attraktive Menschen vor schönen Landschaften. Und so dürfen dann zumindest die Hauptfiguren am Ende der Geschichte ihr Glück gefunden haben, so unwahrscheinlich der Weg dorthin auch sein mag. Rosamunde Pilcher: Amys Wunschkind bietet das, was man von dieser Art Film nun einmal erwarten kann. Das Ergebnis mag nicht gut sein nach den üblichen Kriterien. Es ist ja nicht einmal Durchschnitt. Aber es erfüllt seinen Zweck: Wer dick aufgetragenen Kitsch mag, wo alles trotz großer Schicksalsschläge heil sein darf, wird bedient.
OT: „Rosamunde Pilcher: Amys Wunschkind“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Marc Prill
Drehbuch: Uschi Müller
Vorlage: Rosamunde Pilcher
Musik: Patrick M. Schmitz
Kamera: Holger Greiß
Besetzung: Friederike Linke, Max Alberti, Karen Böhne, Armin Rohde, Jona Levin Nicolai, Kate Braithwaite, Barry John Kinsella, Michael Garner
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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