Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages TV Fernsehen ZDF Mediathek
© ZDF/Christine Schroeder

Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages

Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages TV Fernsehen ZDF Mediathek
„Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages“ // Deutschland-Start: 3. April 2022 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Sechs Monate ist es inzwischen her, dass Oliver Heidemann raus aufs Meer ist, wie so oft, um Bernstein zu fischen. Doch dieses Mal kehrte er nicht zurück, noch immer fehlt jede Spur von ihm. Seine Frau Jette (Anne Weinknecht) versucht, so gut es geht den Alltag zu bewahren, im festen Glauben, dass Oliver wieder zurückkehren wird. Während ihr achtjähriger Sohn Finn (Jonathan Wirtz) diesen Glauben teilt und jeden Tag aufs Neue für den Vermissten den Tisch deckt, verzweifelt der ältere Sohn Niklas (Frederic Balonier) an der Situation. Er fordert, dass die beiden sich endlich der Situation stellen und den Tod akzeptieren. Auch Malte Dannwitz (Oliver Bröcker), Johanna Tredup (Greta Galisch de Palma) und Fabian Andres (Nicola Fritzen), die engsten Freunde von Jette, sind skeptisch, ob das Festhalten an dem Toten eine gute Idee ist. Zumal die Familie zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten gerät …

Eine neue Drama-Reihe

Wer am Sonntagabend das ZDF einschaltet, der erwartet vor allem eins: große Gefühle. Schließlich trägt die Programmsparte Herzkino ihren Titel nicht umsonst, Reihen wie Frühling oder Nächste Ausfahrt Glück richten sich explizit an ein Publikum, das möglichst dramatische Geschichten erleben will, eingebettet in einen an und für sich unspektakulären Alltag. Bei Freunde sind mehr ist das auch der Fall. Auch wenn der erste Film der neuen Reihe den Titel Zur Feier des Tages trägt, zum Feiern ist hier eigentlich niemandem zumute. Schließlich ist Oliver noch immer fort und niemand weiß, was mit ihm geschehen ist. Ist er verunglückt? Wollte er seine Familie verlassen? Liegt er in einem Krankenhaus und kann sich an nichts erinnern? Soll alles schon mal vorgekommen sein, an möglichen Erklärungen für die Abwesenheit mangelt es nicht.

Regisseurin Dagmar Seume (Leben über Kreuz) beschreibt in Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages dann auch, wie qualvoll es für die Angehörigen und das sonstige Umfeld ist, mit dieser Ungewissheit zu leben. Während Jette die Hoffnung braucht, um irgendwie durch den Tag zu kommen, leidet ihr Sohn Niklas sehr darunter, mit der Trauerarbeit nicht anfangen zu können. Der Freundeskreis steht hilflos daneben, ist sich selbst nicht ganz einig. Sie wollen der Familie helfen, auf jeden Fall, wissen aber nicht wirklich, wie das gehen soll. Johanna versucht es mit Verständnis und erklärt, dass jeder auf seine Weise mit einem solchen Schicksalsschlag umgehen muss. Und wenn jemand Monate später noch nicht weiter kann, dann ist das eben so. Fabian steht am anderen Ende und ist der Ansicht, dass die unmittelbare Akzeptanz des Todes am besten ist. Verkompliziert wird die Situation dadurch, dass Jette und Finn ganz andere Bedürfnisse haben als Niklas.

Schwieriges Thema aus verschiedenen Perspektiven

Die Stärke von Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages ist dann auch, dass sich der Film nicht zu einer eindeutigen Antwort hinreißen lassen will. Da gibt es auch keine gut gemeinten Kalendersprüche, die sich dem Kitsch ergeben nach dem Motto: Das wird alles gemeinsam wieder gut! Lobenswert ist zudem, dass das Drehbuchtrio Christian Lex, Christine Heinlein und Martin Dolejš sich wirklich zu einem Großteil auf dieses eine Thema beschränkt. Wo andere Dramen, gerade aus dem Herzkino-Umfeld, der Ansicht sind, dass viel auch viel bringt, konzentriert sich die TV-Produktion darauf, dieses eine Problem von mehreren Seiten aus zu beleuchten und diesem die Zeit zu geben, die es braucht.

Lediglich zum Ende hin vertrauen die drei nicht mehr darauf, dass die Geschichte und das Szenario ausreichen. Völlig unnötig wird da auf den billigen Trick der dramatischen Zuspitzung zurückgegriffen, um daraus eine Form der Erlösung abzuleiten. Von diesen ärgerlichen Manipulationen abgesehen ist Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages aber einer der deutlich besseren Filme der Herzkino-Schiene. Die schauspielerischen Leistungen passen, dazu gibt es einige schöne Aufnahmen, ohne sich dabei irgendwelchen Provinzidealisierungen hinzugeben. Spannend ist, wie es im Anschluss mit der Reihe weitergehen wird, da das Ende nicht zwangsläufig eine Fortsetzung braucht.

Credits

OT: „Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages“
Land: Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Dagmar Seume
Drehbuch: Christian Lex, Christine Heinlein, Martin Dolejš
Musik: Michael Beckmann, Tom Stöwer
Kamera: Peter Nix
Besetzung: Anne Weinknecht, Greta Galisch de Palma, Nicola Fritzen, Oliver Bröcker, Frederic Balonier, Jonathan Wirtz, Robin Gooch

Bilder

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Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages
Fazit
„Freunde sind mehr: Zur Feier des Tages“ ist der Auftakt einer neuen Dramareihe – und deutlich besser als andere Filme aus dem Bereich. Die Frage, wie Menschen mit vermissten Angehörigen umgehen sollen, wird von verschiedenen Seiten einfühlsam angegangen. Nur zum Ende hin wird mal wieder unnötig zugespitzt.
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