
Als Lea (Vita Tepel) am Grab ihrer Mutter einen Mann sieht, der ihrem verstorbenen Vater ähnlich sieht, den sie immer nur vom Foto kannte, beschließt sie herauszufinden, wer der Fremde ist. Und so schleicht sie sich auf dem Pferdegestüt ein, welches Ville (Martin Lindow) mit seiner Frau Katharina (Fiona Coors) und den Kindern Gustav (Maurice Walter) und Asa (Lilli Ogaj) führt. Zu ihrem Glück suchen die dort gerade eine Pferdepflegerin, was für sie die Chance bedeutet, der Sache auf die Spur zu gehen. Es gibt nur einen Haken: Sie hat von Pferden überhaupt keine Ahnung. Dabei muss sie nicht nur die Familie täuschen, sondern auch Mik (Florian Frowein), der ebenfalls auf dem Gestüt arbeitet und sich auf ein kommendes Reitturnier vorbereitet …
Alles wie immer
Inga Lindström und kein Ende. Zwar ist Rosamunde Pilcher immer noch die mit Abstand produktivste Reihe innerhalb des sonntagabendlichen Herzkinos im ZDF mit inzwischen über 150 Filmen. Direkt dahinter liefert sich aber Lindström ein Fernduell mit dem Traumschiff, wer es als erstes über die magische 100 schafft. Im Moment hat die Autorin leicht die Nase vorne, mit Fliehende Pferde in Sörmland steht der 95. Teil an, während die Konkurrenz mit Mauritius vor einigen Monaten „erst“ bei 93 angekommen ist. Und das obwohl die Voraussetzung eigentlich schlechter ist. Denn während die internen Kollegen und Kolleginnen mit dem Kreuzfahrtschiff die ganze Welt bereisen und so für Abwechslung sorgen, spielt das hier wie immer in Schweden. Genauer in einer ländlichen Gegend des skandinavischen Landes, wie so oft.
Auch inhaltlich versuchte man nicht, etwas neu oder anders zu machen. Die Adaptionen der Geschichten nach Christiane Sadlo, so der wahre Name der nur vermeintlich schwedischen Autorin, laufen meist nach demselben Prinzip ab. Da geht es praktisch immer darum, dass eine Protagonistin unerwartet eine neue Liebe findet. Tatsächlich erinnert Inga Lindström: Fliehende Pferde in Sörmland frappierend an den direkten Vorgänger Geliebter Feind. Dort schmuggelte sich eine junge Frau als Chauffeurin bei einer Familie ein, um den Vater zu beschatten. Nun geschieht dasselbe auf einem Pferdegestüt. Eigentlich erhoffen sich die jeweiligen Hauptfiguren dabei Antworten. Die bekommen sie auch. Darüber hinaus aber eben auch einen attraktiven Mann, der sich obligatorisch in sie verliebt. So will es das Publikum.
Dünne bis lächerliche Geschichte
Wer zu dieser Zielgruppe gehört, kann an dieser Stelle praktisch aufhören zu lesen und sich erneut in eine Romanze stürzen. Inga Lindström: Fliehende Pferde in Sörmland läuft so streng nach dem gleichen Schema ab, dass der Film zu Selbstläufer wird. Lediglich in Nuancen gibt es Unterschiede. So verzichtet Regisseur und Co-Autor Oliver Dieckmann darauf, anfangs noch irgendwelche Konflikte und Reibungen bei dem kommenden Paar einzubauen, mit denen gern so getan wird, als stünde das Ergebnis nicht von vornherein fest. Die Chemie stimmt von Anfang an, auch wenn die junge Asa darauf besteht, ihren Schwarm später heiraten zu wollen. Und natürlich sind da noch die Pferde, wodurch da zumindest ein Element ist, das nicht jede Woche verwendet wird.
Im Vergleich zu Ein Sommer auf Langeoog, das vor zwei Wochen im Herzkino lief, ist die Bedeutung der Tiere für den Inhalt aber geringer. Zwar dreht sich an und für sich alles um die Pferde, wenn sie der Aufhänger sind, durch den sich alle begegnen. Nebenhandlungen wie der Wunsch von Mik, als Turnierreiter durchzustarten, sind letztendlich unerheblich. Wichtiger ist da schon die Frage, ob Ville wirklich der Vater von Lea ist oder nicht. Doch ausgerechnet der Part ist der schwächste. Inga Lindström: Fliehende Pferde in Sörmland ergibt in der Hinsicht von Anfang an kaum Sinn, was im weiteren Verlauf nur noch schlimmer wird. Gerade zum Seifenoper-Ende hin ist das derart unglaubwürdig konstruiert, dass man sich wünschen würde, der Teil wäre komplett gestrichen. Andererseits bliebe dann von der ohnehin schon dünnen Geschichte noch weniger übrig. Die Gegend ist schön, die Hauptfiguren attraktiv – mehr als das hat der Film nicht zu bieten.
OT: „Inga Lindström: Fliehende Pferde in Sörmland“
Land: Deutschland, Schweden
Jahr: 2022
Regie: Oliver Dieckmann
Drehbuch: Aline Ruiz Fernandez, Oliver Dieckmann
Vorlage: Inga Lindström
Musik: Martina Eisenreich
Kamera: Sebastian Wiegärtner
Besetzung: Vita Tepel, Florian Frowein, Fiona Coors, Martin Lindow, Marie Nadja Haller, Maurice Walter, Lilli Ogaj, Norbert Stöß, Désirée Ogaj
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
Herzkino Kritiken
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- Ein Sommer auf Langeoog
- Ein Sommer in der Bretagne
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- Ein Taxi zur Bescherung
- Ein Tisch in der Provence: Unverhoffte Töchter
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