
Im Leben von Katharina Wegener (Valerie Niehaus) geht es gerade drunter und drüber. So ist sie wieder mit ihrer Jugendliebe Juri Hoffmann (Dirk Borchardt) zusammengekommen und führt mit ihm eine heimliche Affäre. Das klärende Gespräch mit ihrem Mann Georg (Max Hopp) muss jedoch warten, denn noch ein zweites Ereignis erschüttert das Familienleben. So will Sohn Paul (Sebastian Schneider) seine hochschwangere Freundin Aya Opoku (Ruby Commey) heiraten, die er in Ghana kennengelernt hat. Kurzfristig muss da vieles organisiert werden. Und dann kommen auch noch Ayas Eltern Miriam (Dayan Kodua) und Joseph (Michael Ojake) sowie Onkel Atu (Prince Kuhlmann) und sorgen für jede Menge Chaos …
Blick in die Zukunft
Auch wenn die Sonntagabend-Programmschiene Herzkino in erster Linie mit Dauerbrennern wie Rosamunde Pilcher und Frühling in Verbindung gebracht wird: Dazwischen tummeln sich noch diverse andere Reihen, die aufgrund einer deutlich geringeren Produktivität weniger Aufmerksamkeit genießen. Zu diesen Reihen gehört auch Nächste Ausfahrt Glück. 2021 gestartet, werden derzeit zwei Folgen pro Jahr produziert, die an aufeinanderfolgenden Wochenenden ausgestrahlt wurden. So auch dieses Mal. Den Auftakt der neuen „Staffel“ macht Familienbesuch, bevor es die Woche drauf mit Katharinas Entscheidung weitergeht – Teil 5 und 6 der ZDF-Filmreihe. Die wird vom Sender übrigens als Komödie bezeichnet. Richtig nachzuvollziehen ist das aber nicht, da es dann doch mehr um irgendwelche ernsten Themen geht.
Bei den letzten beiden Folgen Der richtige Vater und Song für die Freiheit ging es dabei vor allem um alte Geschichten, ging es um Verrat, DDR-Terror, um eine verpasste Liebe und die Frage, wer denn nun der biologische Vater von Paul ist. Nachdem das jetzt geklärt wird, scheint die Reihe einen größeren Schlussstrich unter alles ziehen zu wollen. Bei Nächste Ausfahrt Glück: Familienbesuch ist es vielmehr die Zukunft, die im Mittelpunkt steht. Genauer ist es die Zukunft von Paul und Aya, die behandelt wird. Andere Themen gibt es, die halten sich aber im Hintergrund oder werden kaum ausgeführt. Für Neulinge ist das gut. So baut der Teil zwar auf den vorangegangenen Filmen auf, ist aber so eigenständig, dass man problemlos mittendrin einsteigen kann. Lediglich die etwas komplizierte Familiensituation könnte für Verwirrung sorgen.
Viele Themen, kein Tiefgang
Die Sache mit den afrikanischen Angehörigen, die für eine Hochzeit anreisen, erinnert dabei schon frappierend an die französische Hitkomödie Monsieur Claude und seine Töchter bzw. die beiden Nachfolger. An manchen Stellen wird es hier tatsächlich etwas heiterer. Das geht dann aber vor allem zu Lasten der Opokus, denen nicht viel mehr als Stereotype zugestanden werden. Gerade die Mutter ist in der Hinsicht problematisch und zudem ziemlich anstrengend. Aber so richtig viel wollte Drehbuchautorin Carolin Hecht über alles wohl auch nicht nachdenken. Wenn an mehreren Stellen gesagt wird, Liebe bedeute, alles zu verzeihen, dann dürfen schon mal die Alarmglocken schrillen. Nicht nur, dass Nächste Ausfahrt Glück: Familienbesuch an diesen Stellen kitschig wird. Es bedeutet auch eine Rückkehr zu früheren Weltbildern, denen zufolge innerhalb einer Ehe alles erlaubt ist. Man muss nur ein Sorry hinterherwerfen.
Natürlich muss man das alles nicht ernstnehmen. Das ist der Film letztendlich auch nicht wert. Zwar gibt es bei der Culture-Clash-Begegnung schon auch Punkte, über die man sich unterhalten könnte, gerade im Hinblick auf die Themengebiete Traditionen, Religion, Offenheit und Status. So ist Miriam sehr verwundert, dass es bei der deutschen Familie keine Angestellten gibt. Nächste Ausfahrt Glück: Familienbesuch vertieft aber nichts davon, lässt stattdessen lieber Junggesellenabschiede eskalieren. Einfallsreich ist das nicht, mehr als ein bisschen schale Unterhaltung ist da nicht drin. Sonntagabend-Berieselung, die ohne echte Konsequenz bleibt. Das ist schade, weil da inhaltlich mehr drin gewesen wäre und auch im Ensemble einige talentierte Leute sind.
OT: „Nächste Ausfahrt Glück: Familienbesuch“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Esther Gronenborn
Drehbuch: Carolin Hecht
Musik: Freya Arde
Kamera: Christoph Krauss
Besetzung: Valerie Niehaus, Dirk Borchardt, Ernst Stötzner, Max Hopp, Ruby Commey, Dayan Kodua, Michael Ojake, Prince Kuhlmann, Susanna Simon, Winnie Böwe, Fabian Gerhardt, Pepe Stegemann, Ulrike Krumbiegel, Sebastian Schneider, Runa Greiner
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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