Frühling - Das Geheimnis vom Rabenkopf TV Fernsehen ZDF Mediathek
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Frühling: Das Geheimnis vom Rabenkopf

„Frühling: Das Geheimnis vom Rabenkopf“ // Deutschland-Start: 22. Januar 2023 (ZDF) // 21. April 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Seit drei Wochen schon versucht die Postbotin Catrin Zerbe (Dagny Dewath), bei Familie Biller ein Einschreiben loszuwerden. Doch vergeblich, nie ist jemand zu Hause. Als sie bei einem erneuten Versuch nur die 16-jährige Marlie (Lisa Junick) sowie deren jüngere Geschwister Mike (Finlay Niclas Hartinger) und Emma (Mia Steinbach) antrifft, übergibt sie das Schreiben notgedrungen der Jugendlichen. Ganz geheuer ist ihr die Sache aber nicht, weswegen sie sich an Pfarrer Sonnleitner (Johannes Herrschmann) wendet. Als Katja Baumann (Simone Thomalla) in seinem Auftrag nach dem Rechten sieht, kommt ihr das ebenfalls eigenartig vor. Währenddessen ist Adrian Steinmann (Kristo Ferkic) fest entschlossen, sein Leben voranzubringen und versucht sich deshalb am Online-Dating …

Der ganz normale Horroralltag

Eines muss man Natalie Scharf schaffen: Es fallen der Autorin doch auch nach mehr als zehn Jahren immer weitere Horrorgeschichten ein, die sie in Frühling als Dorfalltag verkauft. So erzählte sie zuletzt in Eine Handvoll Zeit von lauter Familienproblemen, die während eines unfreiwilligen Stopps mit einer Seilbahn zur Sprache kommen. In Kleiner Engel, kleiner Teufel sprach sie von einem Mädchen, dem jede Empathie fehlt und das ihrem kleinen Bruder Wespen auf den Leib hetzt. Auch in Das Geheimnis vom Rabenkopf sucht sie das große Drama im Kleinen, wenn sie in zwei parallelen Handlungssträngen die harten Geschütze des Lebens auspackt, mit denen sie dann ihre Figuren quält.

Die kleinere der beiden Geschichten betrifft dabei Adrian. Der war bekanntlich im Laufe der letzten Folgen ein wenig ins Schlingern gekommen, vor allem nach dem Tod seines Vaters. Nachdem er letzte Woche aber nach einem Totalausfall Besserung gelobt hat, nimmt er das Abenteuer Online-Dating auf sich. Das ist vom Prinzip her tatsächlich alltäglich. Hinzu kommt, dass die Möglichkeiten in einem kleinen Dorf von vornherein begrenzt sind. Die Voraussetzung ist also glaubwürdig. Scharf lässt es sich aber nicht nehmen, die beiden Dates in Frühling: Das Geheimnis vom Rabenkopf völlig eskalieren zu lassen. Das erste spricht zwar ein Thema an, das in der Form wirklich oft vorkommt, aber auf eine völlig unglaubwürdige Weise. Das zweite ist sogar so grotesk, dass man sich fragen darf, ob der Film eine Parodie hätte sein sollen.

Ein Geheimnis, das keins ist

Die Hauptgeschichte wiederum folgt den drei Minderjährigen, deren erwachsenen Angehörigen nirgends zu finden sind. Was dahintersteckt, erfordert nun wirklich nicht viel Fantasie. Auch wenn Frühling: Das Geheimnis vom Rabenkopf erst ganz zum Schluss offen ausspricht, was vorgefallen ist, gibt es vorher genug Hinweise, um sich das zusammenreimen zu können. Da ist der Titel doch etwas hochgegriffen. Aber Zurückhaltung ist bei der ZDF-Reihe, die im Rahmen des Herzkinos läuft, ein seltenes Gut. Und so wird die Familie dann mit besonders kräftigen Schicksalsschlägen konfrontiert. Ganz unglaublich finden Katja und die anderen, als die Wahrheit ans Licht kommt. Und wer wollte ihr da widersprechen wollen?

Den Fans der Reihe wird das egal sein. Denn die dürfen auch beim 40. Teil des Dauerbrenners, der regelmäßig am Sonntagabend etwa sechs Millionen Menschen vor die Fernseher lockt, das sehen, was sie immer sehen. Frühling: Das Geheimnis vom Rabenkopf kombiniert menschliche Abgründe und idyllische Kulisse, wenn hier alles ganz besonders grün und strahlend ist. Schlechtes Wetter gibt es nur dann, wenn es dramaturgisch gebraucht wird. Bei einem verpatzten Date zum Beispiel. Die Realität darf daher anderthalb Stunden lang ausgeblendet werden, während die Marry Poppins von Frühling, so ein Spitzname der Dolfhelferin, das tut, was sie am besten kann: den Haushalt anderer übernehmen und zuhören. Das darf man dann beruhigend finden – oder ein bisschen albern und berechnend. Immerhin, nach den schauspielerischen Schwächen zuletzt ist das diesmal wieder etwas besser.

Credits

OT: „Frühling: Das Geheimnis vom Rabenkopf“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Thomas Kronthaler
Drehbuch: Natalie Scharf
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Christof Oefelein
Besetzung: Simone Thomalla, Kristo Ferkic, Johannes Herrschmann, Lisa Junick, Finlay Niclas Hartinger, Mia Steinbach, Hanna Binke

Bilder

Noch mehr Herzkino

Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.

Herzkino Kritiken

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Frühling: Das Geheimnis vom Rabenkopf
fazit
„Frühling: Das Geheimnis vom Rabenkopf“ bietet die übliche Mischung aus überzogenem Drama und idyllischer Dorfkulisse. Dieses Mal geht es um drei Minderjährige, deren erwachsenen Angehörigen auf mysteriöse Weise nie zu sehen sind. Ein bisschen Online-Dating gibt es obendrauf, was aber ebenso überzogen ist wie die meisten Probleme dieser Reihe.
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von 10