Inga Lindström: Alle lieben Elin TV Fernsehen ZDF Mediathek Herzkino
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Inga Lindström: Alle lieben Elin

„Inga Lindström: Alle lieben Elin“ // Deutschland-Start: 10. April 2016 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Im Leben von Elin (Susan Hoecke) geht es gerade drunter und drüber. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ihr Freund Per (Aleksandar Radenkovic) sich aus heiterem Himmel von ihr trennt, weil er sich in eine andere verliebt hat, hat sie mal wieder ihre Arbeit verloren, weil sich die Krankenschwester mit ihrem Chef angelegt hat. Und was nun? Mangels Alternativen sagt sie zu, erst einmal als Pflegerin für Ingmar (Friedrich von Thun) zu arbeiten. Dafür ist sie sogar bereit, Stockholm hinter sich zu lassen und ins ländliche Trosa zu ziehen. Dabei lernt sie auch dessen Söhne kennen. Während Claas (Christoph Mory) als Arzt arbeitet und die Praxis seines Vaters übernommen hat, ist Jörn (Nico Rogner) ein gefragter Komponist für Popmusik, der es gewohnt ist, Frauen zu verführen …

Eine Romanze wie immer

Seit 2003 werden inzwischen die Filme der Reihe Inga Lindström ausgestrahlt. Sie gehören zum festen Bestandteil der ZDF-Sektion Herzkino, die jeden Sonntag das Publikum zu Tränen rühren und an die große Liebe glauben lassen soll. Offensichtlich erfolgreich genug, dass bald zwei Jahrzehnte später noch immer kein Ende in Sicht ist. Und damit dabei auch in Zukunft nichts schief geht, setzt man auf die immer gleichen Konzepte und variiert bewährte Szenarien nur marginal. Ein Beispiel dafür ist auch Alle lieben Elin, der 63. von bislang über 90 Filmen, die auf den pseudoschwedischen Geschichten von Christiane Sadlo basieren. Ein Film, der so austauschbar ist, dass man sich schon beim ersten Anschauen fragt, ob man ihn denn nicht doch schon vorher einmal gesehen hat.

Das fängt schon damit an, dass mal wieder die Protagonistin zu Beginn des Films von ihrem Freund betrogen wird. Das ist Standard beim Herzkino, bei den Kolleginnen. Rosamunde Pilcher: Hochzeitstag und Katie Fforde: Ziemlich beste Freundinnen hat es genauso angefangen. Und auch dass im Anschluss erst einmal ein Neustart auf dem Land ansteht, wo ganz zufällig eine attraktive Alternative zum Treulosen bereit steht, entspricht dem kleinen Einmaleins dieser Filme. Anfangs gibt es höchstens noch Verwirrung, weil da in Inga Lindström: Alle lieben Elin zwei attraktive Brüder sind, die potenziell als Love Interest in Frage kämen. Das hätte auch ein Liebesdreieck nach sich ziehen können. Aber spätestens wenn Elin gemeinsam mit Jörn am Klavier werkelt, ist auch den Letzten klar: Der da ist es!

Figuren vom Reißbrett

Natürlich ist es nicht verboten, dieselben Geschichten zu erzählen, die andere auch schon erzählt haben. Vor allem wenn es ein Publikum gibt, das sich diese Geschichten wieder und wieder anhören möchte. Für das Filme nach dem Schema F kein Manko sind, sondern gewünschte Berieselung. Dennoch ist es ärgerlich, mit welcher Kaltschnäuzigkeit in Inga Lindström: Alle lieben Elin Klischees brav abgehakt werden und nicht einmal versucht wird, etwas Eigenes zu erschaffen. Das gilt insbesondere auch für die Figuren, die völlig konturlos sind und lediglich ein Mittel zum Zweck. Ingmar ist der selbstsüchtige Griesgram. Elin darf in allem ganz wunderbar sein, egal ob nun medizinisch, kulinarisch oder auch als Muse für den Komponisten. Außerdem sieht sie gut aus, wie ihre einzige Mitbewerberin an einer Stelle festhält, nur für den Fall, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen das nicht selbst gemerkt haben.

Und selbst wenn man sich damit abfinden kann, dass die Geschichte und die Charaktere einfallslose Algorithmus-Massenware ist, die frei ist von jeglichem Herzblut: Die Umsetzung taugt ebenfalls nicht viel. So werden gegen Ende hin die obligatorischen dramatischen Konflikte recht plötzlich eingebaut. Vor allem aber werden sie sofort wieder aufgelöst, ohne dass irgendjemand Arbeit investieren musste. Das ist natürlich praktisch für die Beteiligten, dass ihnen die Lösung der Probleme so vor die Füße fällt. Das Herzkino-Publikum darf sich auch freuen, wenn die Welt aus heiterem Himmel in Ordnung ist und man auch für das eigene Leben wieder an ein Happy End glauben darf. Es trägt nur eben dazu bei, dass Inga Lindström: Alle lieben Elin filmische Wegwerfware ist und außer Plastikgefühlen nichts zu bieten hat.

Credits

OT: „Inga Lindström: Alle lieben Elin“
Land: Deutschland, Schweden
Jahr: 2016
Regie: Ulli Baumann
Drehbuch: Kirsten Peters
Vorlage: Inga Lindström
Musik: Karim Sebastian Elias
Kamera: Francisco Dominguez
Besetzung: Susan Hoecke, Nico Rogner, Friedrich von Thun, Christoph Mory, Aleksandar Radenkovic, Anna Rot

Bilder

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Inga Lindström: Alle lieben Elin
fazit
Kennt man einen Film, kennt man sie alle. Wenn in „Inga Lindström: Alle lieben Elin“ die Protagonistin zu Beginn erfährt, dass sie von ihrem Freund betrogen wurde, und anschließend auf dem Land einen Neustart sucht, weiß das Publikum genau, wie es weitergeht. Es sind aber nicht nur die 08/15-Geschichte und die konturlosen Figuren, die das Liebesdrama zu Wegwerfware machen, sondern auch die schlampige Umsetzung.
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