
Für Helen Brody (Hedi Honert) bricht eine Welt zusammen, als ihr Mann Jonah (Tommy Schlesser) mit dem Boot aufs Meer hinausfährt und nicht wieder zurückkommt. Ist er aufgrund des Sturms gekentert und ertrunken? Ein Jahr ist seither vergangen. Doch immer wieder kehren ihre Gedanken zu Jonah zurück. Trotz der tatkräftigen Unterstützung durch den befreundeten Holzhändler Riley Cummings (Gabriel von Berlepsch), sie ist einfach nicht über ihn hinweg. Und so tut sie sich auch schwer damit, ihn für tot erklären zu lassen und von Versicherungsagent Liam Shaw (Frederik Funke) die Auszahlung der Lebensversicherung einzufordern. Verkompliziert wird die Situation durch Helens Mutter Debra Warren (Kirsten Block), die fest davon überzeugt ist, Jonah gesehen zu haben. Doch die leidet an einer frühen Demenz …
Sehnsucht nach großen Gefühlen
Zwar hat das ZDF kürzlich davon gesprochen, in Zukunft weniger Rosamunde Pilcher Filme zu drehen. Bislang ist davon aber nicht viel zu spüren, noch immer kommen in regelmäßigen Abständen neue Teile heraus. So ist es gerade mal vier Wochen her, dass der Sender Liebe ist die beste Therapie ausstrahlte, wie immer im Rahmen der Sonntagabend-Programmschiene Herzkino. Nun kommt mit Wenn ich dich wiederfinde bereits das nächste Drama, welches auf einem Werk der britischen Beststeller-Autorin basiert. Genauer nahm sich der inzwischen 169. Teil der Endlosreihe die Kurzgeschichte Susan and the Captain zur Vorlage und baute diese zur Spielfilmlänge aus.
Wer auch nur einen der vorangegangenen 168 Filme gesehen hat, weiß ziemlich genau, was ihn oder sie erwartet. Und selbst ein Publikum, das bislang keinen Anlass sah, bei der Reihe einzuschalten, dürfte eine Vorstellung haben, ist Rosamunde Pilcher doch zum Inbegriff geschönten Eskapismus-Kitsches geworden. Da gibt es attraktive Menschen vor idyllischen Landschaften, dazu ganz große Gefühle. Bei Wenn ich dich wiederfinde ist das nicht anders. Außergewöhnlich ist allenfalls, dass die Protagonistin ausnahmsweise mal nicht zwischen zwei Männern steht, sondern sogar zwischen drei. Zumindest theoretisch kommen sowohl Jonah wie auch Riley und Liam für ein Happy End in Frage. Sie hat da die freie Wahl, Konkurrenz ist nicht in Sicht.
Offensiver Kitsch
Praktisch ist es aber offensichtlich, dass es auf Liam hinauslaufen wird. Tatsächlich ist es so offensichtlich, dass man keine Veranlassung sah, etwas in die Entwicklung dieser Beziehung zu investieren. Genauer ist Rosamunde Pilcher: Wenn ich dich wiederfinde einer dieser Fälle, wo die beiden Hauptfiguren irgendwann einfach zusammenfinden, ohne dass dies zuvor wirklich vorbereitet wurde. Nicht dass Glaubwürdigkeit bei dieser Reihe von Wichtigkeit wäre oder vom Publikum eingefordert wird. Diese Filme mögen zwar vor realen Kulissen spielen, gern in traumhaften Gegenden. Mit der Realität haben sie aber nichts zu tun, weder im Hinblick auf die Geschichten noch die Charaktere. Selbst Themen, die eigentlich erschreckend real sind wie die beginnende Demenz der Mutter, sind nicht mehr als ein Mittel zum Zweck.
Das darf man dann schön finden, weil man hier ganz unbekümmert von der großen Liebe und Happy Ends träumen darf. Oder eben zynisch und berechnend. Dass an mehreren Stellen auch noch richtig dick aufgetragen wird und beispielsweise eine völlig übertrieben aufdringliche Musik zum Einsatz kommt, macht Rosamunde Pilcher: Wenn ich dich wiederfinde sehr angreifbar für Spott. Klischees werden hier nicht umschifft, sondern gesucht und offensiv zur Schau gestellt. Wer empfänglich dafür ist, bekommt das Übliche geboten und kann anderthalb Stunden so sehr abschalten, dass nichts zurückbleibt. Aber es stellt sich schon die Frage, ob es bei diesen austauschbaren Liebesdramen so oft Nachschub braucht, wenn man sie im Anschluss gleich wieder vergessen hat.
OT: „Rosamunde Pilcher: Wenn ich dich wiederfinde“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Marc Prill
Drehbuch: Uschi Müller
Vorlage: Rosamunde Pilcher
Musik: Patrick Schmitz
Kamera: Holger Greiß
Besetzung: Hedi Honert, Frederik Funke, Kirsten Block, Heio von Stetten, Tommy Schlesser, Gabriel von Berlepsch, Lucy Newman-Williams
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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