
Der Schock ist groß bei Ida (Stephanie Schönfeld) und Georg Lamprecht (Daniel Krauss), als ihre 9-jährige Tochter Stella (Katharina Weitzendorf) ohne ihren jüngeren Bruder zurückkommt. Eigentlich hätte sie auf diesen aufpassen sollen. Doch dann wurden die beiden von einem wild gewordenen Wespenschwarm angegriffen, weshalb sie davongelaufen ist und ihn in seinem Kinderwagen zurückließ. Glück im Unglück: Der Junge ist ohne größere Verletzungen davongekommen. Dennoch braucht die Familie erst einmal Hilfe, weshalb Dorfhelferin Katja Baumann (Simone Thomalla) nur zu gern einspringt. Schließlich erlaubt ihr das, erst einmal nicht zu Hause sein zu müssen, wo sich Adrian Steinmann (Kristo Ferkic) gerade unmöglich aufführt …
Viele verdrängte Probleme
Fans von Frühling wissen es schon: Anfang des Jahres steht eine neue Staffel an, die normalerweise normalerweise vier oder fünf neue Filme rund um die Dorfhelferin Katja Baumann beinhaltet. 2023 gibt es noch ein bisschen mehr. Insgesamt sechs Teile werden im Rahmen der Herzkino-Programmschiene am Sonntagabend ausgestrahlt. Los ging es letzte Woche mit der Folge Eine Handvoll Zeit, bei der unsere Protagonistin und ein paar andere in einer Seilbahn steckenblieben und dort schwere Probleme wälzen mussten. Bei Kleiner Engel, kleiner Teufel geht es ein wenig bodenständiger zu. Zumindest geht der 39. Teil der ZDF-Filmreihe nicht vergleichbar in die Luft und präsentiert ein fast schon alltägliches Szenario.
Das gilt insbesondere für den Handlungsstrang um Adrian. Dass der nach dem Tod seines Vaters sein Leben nicht so richtig im Griff hat, ist kein Geheimnis. In den vergangenen Folgen kam das Thema immer mal wieder auf, vor allem im Zusammenhang mit Lilly Engel (Julia Beautx), deren Beziehung irgendwann zerbrochen ist. Nachdem es eine Zeit lang ruhiger war, war es für Langzeitautorin Natalie Scharf (Gestern waren wir noch Kinder) wohl an der Zeit, den Faden wiederaufzunehmen. Durch die längere Funkstille kommt dieser Wandel in ihm zwar ein bisschen plötzlich. Das hätte schon etwas besser vorbereitet werden können. Auch die Auflösung kommt aus dem Nichts. Insgesamt ist der Teil von Frühling: Kleiner Engel, kleiner Teufel aber der überzeugendere und zeigt auf, wie sich Schwierigkeiten festfressen können.
Oberflächlich und schauspielerisch mäßig
Schwieriger ist die Sache mit Stella. An und für sich ist das Thema um ein völlig empathieloses Mädchen nicht verkehrt. Das ist dann zwar auch nicht der Alltag, den die Reihe immer vorgibt zu sein. Aber es ist doch zumindest ein Ansatz, um mal eine etwas psychologischer konzipierte Folge zu beginnen. Theoretisch. Praktisch macht Frühling: Kleiner Engel, kleiner Teufel aber einen großen Bogen um jede Form der Erklärung. Eifersucht auf das Brüderchen ist naheliegend, reicht aber kaum aus. Da ist die Kindertherapie-Serie Safe die deutlich spannendere Produktion. Irritierend ist in dem Zusammenhang aber auch, dass die Eltern nichts davon mitbekommen haben wollen – nicht einmal die Mutter, die als Psychologin arbeitet. Dass das nicht übermäßig plausibel ist, wusste man wohl. Es war aber offensichtlich egal.
Erschwerend kommt hinzu, dass die schauspielerische Leistung stark schwankt. Während Thomalla gewohnt souverän spielt und dabei auch mal eine schwache Seite ihrer Figur aufzeigen darf, lassen die Darstellungen anderer zu wünschen übrig. Insgesamt ist Frühling: Kleiner Engel, kleiner Teufel aufgrund des besagten bodenständigeren Szenarios zwar etwas besser, als es die anderen Teile zuletzt waren. Aber es bleibt doch bei einem letztendlich mäßigen Melodram, das schwere Probleme vor sprießender Idylle vor dem Publikum ablädt und pünktlich anderthalb Stunden später wieder entsorgt. Wer bis hierher der Provinz-Therapie-Stunde die Treue gehalten hat, bekommt Nachschub. Der Rest kann die Ausfahrt nach Frühling ignorieren.
OT: „Frühling: Kleiner Engel, kleiner Teufel“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Thomas Kronthaler
Drehbuch: Natalie Scharf
Musik: Christoph Zirngibl
Kamera: Christof Oefelein
Besetzung: Simone Thomalla, Kristo Ferkic, Christoph M. Ohrt, Johannes Herrschmann, Jan Sosniok, Stephanie Schönfeld, Katharina Weitzendorf, Daniel Krauss, Ron Antony Renzenbrink, Julia Beautx
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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