Als Eiskunstläuferin hat Katarina Witt (Lavinia Nowak) viel erreicht, sie war das Aushängeschild der DDR und hat in den 1980ern zahlreiche Medaillen und Preise gewonnen. Nachdem sie zwischenzeitlich ihre Karriere beendet hatte, wuchs Anfang der 1990er in ihr jedoch der Drang, sich noch einmal an den Wettkampf zu wagen, dieses Mal für das wiedervereinigte Deutschland. Zu diesem Zweck wendet sie sich noch einmal an Jutta Müller (Dagmar Manzel), die sie früher trainiert hatte, inzwischen aber im Ruhestand ist. Diese hält nicht viel von den Plänen ihres früheren Schützlings, ist der Ansicht, dass diese Zeit hinter ihnen liegt. Doch Witt lässt sich davon nicht abbringen und überredet Müller dazu, noch einmal aufs Eis zu gehen …
Eine Ikone sucht das Comeback
Eigentlich bringt man das Herzkino ja primär mit irgendwelchen übertriebenen Herzschmerzgeschichten in Verbindung, etwa Rosamunde Pilcher oder Das Traumschiff. Seit einiger Zeit versucht das ZDF jedoch, die sonntägliche Programmschiene in eine etwas andere Richtung zu bewegen, vielleicht auch, um einmal andere Zielgruppen anzusprechen. So gab es in So weit kommt’s noch kürzlich überhaupt keine Liebesgeschichte. Stattdessen folgen wir einer Frau, die plötzlich die Samariterin in sich entdeckt und damit jede Menge Chaos anrichtet. Während es dort aber zumindest noch eine Beziehung gab, die in eine Krise rutschen konnte, spielt der Faktor Liebe in Kati – Eine Kür, die bleibt überhaupt keine Rolle, wenn wir dem Comebackversuch des einstigen Eiskunstlaufstars Katarina Witt folgen. Tatsächlich wird bis zuletzt nicht klar, warum der Film überhaupt beim Herzkino einsortiert wird.
Dem Publikum kann das natürlich egal sein. Dieses ist mehr daran interessiert, ob der Film denn interessant ist. Das ist er, auch weil er sich von dem entscheidet, was man bei einem Porträt der Ausnahmesportlerin erwarten könnte. Anstatt sich auf die Zeit in den 1980ern zu konzentrieren, als die DDR-Ikone ihre großen Erfolge feierte, behandelt man in Kati – Eine Kür, die bleibt den späteren Comebackversuch, als Witt unbedingt noch einmal an Olympia teilnehmen wollte. Wer ihre Geschichte kennt, weiß natürlich, wie dieser ausgefallen ist. Der erhoffte große Triumph blieb dabei aus. Das Drama ist keiner dieser Filme, bei denen es die Hauptfigur noch einmal allen zeigt und etwas Unglaubliches gelingt. Die Eiskunstläuferin, die zuvor noch alle überstrahlte, war nur noch eine von vielen.
Solides Drama, das über den Sport hinausgeht
Da darf man natürlich fragen: Warum sollte man diese Geschichte dann noch erzählen? Lohnt sich das? Ja, tut es. Zum einen handelt es sich bei dem Film um das Porträt zweier Frauen, die viel erreicht haben und lernen mussten sich durchzusetzen. Die auch viel aufgeben mussten für das Leben, das sie führten. Damit verbunden ist eine Auseinandersetzung mit der DDR, wenn Witt von der Regierung als Eigentum des Staates angesehen wurde, sowie mit dem Deutschland nach der Wende, als sich alles veränderte. Wer vorher im Osten jemand war, konnte anschließend in Vergessenheit geraten. 30 Jahre nach dem Comebackversuch ist Kati – Eine Kür, die bleibt daher durchaus auch noch aktuell, wenn es um eine Vereinigung geht, die nicht immer eine war. Um eine Frau, die nach ihrem Platz in einer sich verändernden Welt sucht.
Man kann daher nicht behaupten, dass der Film, der beim Filmfest München 2024 Premiere hatte, nichts zu sagen hat. Gerade auch im Vergleich zu den übrigen Herzkino-Produktionen ist da einiges an Inhalt drin. Die konkrete Umsetzung ist jedoch weniger interessant. Phasenweise ist es sogar ein bisschen langweilig, wenn die zwei Frauen sich immer wieder streiten beim Versuch, wieder an die Spitze zu kommen. Dass sie sich entfremdet haben und eine neue Form der Zusammenarbeit finden müssen, ist klar. Die Annäherung ist jedoch wenig spannend. Insgesamt ist Kati – Eine Kür, die bleibt jedoch ein solides Drama, das nicht zufällig am Tag der deutschen Einheit ausgestrahlt wird. Selbst wer nichts mit dem Sport anfangen kann, aber gesellschaftlich-politisch interessiert ist, kann einen Blick auf diese Geschichtsstunde wagen.
OT: „Kati – Eine Kür, die bleibt“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Mimi Kezele
Drehbuch: Andrea Stoll
Musik: Oli Biehler
Kamera: Holly Fink
Besetzung: Lavinia Nowak, Dagmar Manzel, Felix von Bredow, Jörg Steinberg, Angela Hobrig, Sylvester Groth
Die sonntags auf dem ZDF ausgestrahlte Reihe Herzkino gehört zu den Dauerbrennern des Senders. Seit 1987 laufen, damals noch unter dem Titel Der große ZDF Sonntagsfilm, deutsche Dramen, die sich meistens mit Familien- und Liebesgeschichten befassen. Mehrere Hundert Titel wurden so im Laufe der letzten Jahrzehnte produziert. Unten findet ihr alle unsere bisherigen Rezensionen zu diesem Thema auf einen Blick.
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