
Die Nahtoderfahrung hat Dr. Moritz Neiss (Patrick Kalupa) hinter sich gelassen, er ist bereits zurück im Einsatz und treibt Dr. Florian Schmidtke (Maximilian Grill) in den Wahnsinn. Dass er in Therapie soll, will Neiss daher nicht wahrhaben. Da ist nichts, was nicht ein paar Pillen auch schaffen würden. Aber es hilft nichts, wohl oder übel muss er sich bei dem Therapeuten Dr. Clemens Jörgensen (Hannes Jaenicke) melden. Dabei hat dieser ganz eigene Probleme. Nicht nur, dass dem Therapeuten seine Füße zu schaffen machen. Er hat zudem seit Jahren nicht mehr mit seiner Tochter Sina Backhaus-Jörgensen (Katrin Röver) gesprochen, seinen Enkel Gordon Backhaus (Jenö Stillmark) kennt er praktisch nicht. Zur gleichen Zeit träumt Charlie Winkler (Josefine Preuß) von einer neuen Karriere und kommt zudem Nikki Steiner (Leonie Parusel) näher …
Alles beim Alten
Und weiter geht es mit Dr. Nice, eine der neueren Reihen aus dem sonntäglichen ZDF Herzkino-Programm. Drei neue Folgen um den charmant-selbstverliebten Arzt werden dieses Jahr ausgestrahlt. Zum Auftakt handelte Alte Narben davon, wie der Protagonist durch seine Nahtoderfahrung eine neue Nachdenklichkeit demonstriert. Jetzt steht Weiche Knie an, bevor dann die Woche drauf mit Flammende Herzen die dritte Staffel zu Ende geht. Allzu traurig sollten Fans aber nicht darüber sein, wenn dann schon wieder Schluss ist, da dies kein endgültiger Abschied sein wird. Tatsächlich wird bereits an einer vierten Staffel gearbeitet, der Sender ist also davon überzeugt, dass diese Filme um den etwas anderen Landarzt auch künftig ziehen werden.
Die Chancen stehen nicht schlecht, da man hier ein funktionierendes Konzept gefunden hat. So gibt es auch beim bislang achten Film der Reihe eine Mischung aus wiederkehrenden Themen und einem neuen Krankheitsfall, den unser Arzt lösen muss. Von Letzterem sollte man nicht viel erwarten. Nicht nur, dass es ein bisschen langweilig ist, wie Neiss jedes Mal einen Geistesblitz hat und als Einziger in der Lage ist, eine Krankheit zu erkennen. Dr. Nice: Weiche Knie interessiert sich auch selbst nicht wirklich für diese Krankheitsgeschichte. Das läuft nur ein bisschen nebenher, während der Film sich stärker darauf konzentriert, die schwierige Familiensituation des erkrankten Therapeuten zu beleuchten. Mal wieder, schon die letzte Folge handelte von einer solchen.
Depression mal anders
Auch sonst versuchte man nicht, etwas Neues zu erzählen, sondern verlässt sich lieber auf die alten Elemente. Das ist erst einmal nicht verkehrt, führt aber dazu, dass die neue Folge etwas austauschbar ist. Dass mit Nikki Steiner eine Figur zurückkommt, die vergangenes Jahr in Herzflattern eingeführt wurde, trägt auch nicht unbedingt zum Gefühl bei, dass es hier mal vorangeht. Ein bisschen schade ist zudem, dass die allmähliche Annäherung zwischen Neiss und Schmidtke beim letzten Mal in Dr. Nice: Weiche Knie schon wieder zu den Akten gelegt wurde und man auf alte Muster zurückfällt. Die Kabbeleien sind zwar lustig, aber zu routiniert.
Wenn sich der Film dennoch am Ende lohnt, dann ist das maßgeblich Hauptdarsteller Patrick Kalupa zu verdanken, der mit seiner Rolle sichtlich Spaß macht. Und zumindest diese wird langsam auch interessanter. Schon beim letzten Mal war eine Wandlung spürbar: Die Beschäftigung mit dem eigenen Tod führte dazu, dass Neiss an seine eigene Kindheit und den schmerzhaften Verlust seiner Mutter zurückdenkt. Und auch wenn die Auseinandersetzung langsam vorangeht, muss man Dr. Nice: Weiche Knie doch anrechnen, überhaupt etwas in die Richtung zu unternehmen. Gerade auch die Darstellung einer Depression, die hier nicht dem Klischee entsprechend in einem sarkastischen Übereifer besteht, nicht in zurückgezogener Trauer, trägt dazu bei, diese Krankheit greifbarer zu machen. Insofern darf man gespannt sein, wie es hier weitergeht.
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