Der weiße Kobold TV Fernsehen Das Erste ARD Mediathek online

Der weiße Kobold

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„Der weiße Kobold“ // Deutschland-Start: 26. April 2023 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Seit einem halben Jahr arbeitet Freddy Sternthaler (Frederick Lau) inzwischen als Disponent bei der Wiener Speditionsfirma. So richtig angekommen ist er dort aber noch immer nicht. Das liegt auch daran, dass er gern sehr korrekt arbeitet und alles genau nimmt, was sein Chef Zeko (Michael Thomas) gar nicht gern sieht. Schließlich hat der eine Vorliebe für krumme Dinger. Als der Freddy losschickt, um Zigaretten zu besorgen, macht dieser die Bekanntschaft der Kunstagentin Ema Draganovic (Maya Unger) und begleitet diese zu einer Ausstellung. Aus dieser harmlosen Verabredung wird ein grotesker Abend, bei dem Emas Drogen-Maler-Bruder Martin (Simon Steinhorst), der Nachtclub-Besitzer Heinzi X (Paul Basonga) und der Milliardär Laurenz Brückner (Thomas Mraz) eine Rolle spielen …

Eine Stadt sucht den Witz

Auch wenn die Veröffentlichungspolitik noch immer Fragen aufwirft und eine klar erkennbare Identität verhindert, haben sich die österreichischen LandKrimi-Filme inzwischen auch hierzulande ein Stück weit etabliert. Zumindest die aus der Steiermark genießen größere Bekanntheit, zuletzt etwa Steirerangst. Das urbane Pendant der Stadtkomödie tut sich hingegen noch schwer, auch weil es dort keine Fortsetzungen gibt und ein Wiedererkennungseffekt damit zwangsläufig ausbleibt. Wobei auch die überschaubare Qualität ihren Anteil daran haben könnte, dass hierzulande kaum jemand von den Filmen Notiz nimmt. Die Lederhosenaffäre und Man kann nicht alles haben luden wenig dazu ein, der Reihe treu zu bleiben.

Bei Der weiße Kobold sieht es da schon besser aus. Dem Film ist auch durch die Besetzung eine größere Aufmerksamkeit sicher, Hauptrolle spielt immerhin Frederick Lau, der schon in so manchem Kinohit mitgespielt hat. Vor allem Komödien wie Das perfekte Geheimnis machten ihn zu einem Dauergast in den Charts. Hier ist das nicht nur deshalb unmöglich, weil es sich um eine TV-Produktion handelt. Der Film ist zudem deutlich weniger massentauglich als vieles, was der Schauspieler in den letzten Jahren abgeliefert hat. Um eine Komödie handelt es sich dabei zwar auch. Dass Lau eine Nacht lang durch die Gegend rennt und dabei von einem Abenteuer ins nächste stolpert, hat man ebenfalls schon gesehen. Und doch ist diese nächtliche Odyssee nur bedingt mit den vorangegangenen zu vergleichen.

Alle bekloppt außer Freddy

So ist der Film deutlich schräger, als man es bei deutschsprachigen Komödien normalerweise sieht. Das zeigt sich schon am titelgebenden weißen Kobold, der eigentlich ein Kind in weißer Jacke ist und der Großmutter davongelaufen ist. Die Bezeichnung geht auf Martin zurück, der im Drogenrausch schon mal Koks vermalt. Und dann wäre da noch Tara Ambramovic (Zoe Straub), die ebenso hübsche wie talentfreie Künstlerin, die durch eine eigenwillige Installation auffällt. Überhaupt legte Regisseur und Drehbuchautor Marvin Kren, der mit seinen Horrorwerken Blutgletscher und Rammbock auf sich aufmerksam machte, großen Wert auf kuriose Gestalten. Irgendwie sind hier die meisten entweder bescheuert oder überzogen, weswegen Freddy gern als Kontrastmittel verwendet wird. Tatsächlich ist er ein Fremdkörper in seiner eigenen Geschichte und wird von den anderen nur irgendwie mitgenommen.

An manchen Stellen ist das amüsant, wenn Kren sich völlig dem Irrsinn hingibt und die Odyssee selbst wie ein Drogentrip wirkt. Aber nicht immer ist das, was witzig gemeint ist, auch wirklich witzig. Stattdessen plätschert Der weiße Kobold mitunter vor sich hin, ist so sehr mit den schrägen Figuren beschäftigt, dass er ganz vergisst, mit diesen auch etwas zu machen, das es wert wäre erzählt zu werden. Einen roten Faden braucht man ohnehin nicht zu suchen. Den interessierte niemand. Und so hat man am Ende das Gefühl, eine ganz außergewöhnliche Nacht erlebt zu haben, von der gleichzeitig aber auch nicht so wahnsinnig viel zurückbleibt. Ganz so austauschbar wie die sonstigen TV-Komödien ist das nicht, aber eben auch nicht so prägnant, dass man weiteren Stadtkomödien entgegenfiebern müsste. Da war das kürzlich veröffentlichte Rye Lane doch deutlich charmanter und witziger.

Credits

OT: „Der weiße Kobold“
Land: Österreich
Jahr: 2022
Regie: Marvin Kren
Drehbuch: Marvin Kren
Musik: Stefan Will, Julian Muldoon
Kamera: Martin Gschlacht
Besetzung: Frederick Lau, Maya Unger, Thomas Mraz, Zoe Straub, Simon Steinhorst, Michael Thomas, Paul Basonga

Bilder

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Der weiße Kobold
fazit
„Der weiße Kobold“ ist sehenswerter als die vorangegangenen Stadtkomödien, wenn ein überkorrekter Disponent und eine Kunstagentin durchs nächtliche Wien streifen. Gerade die verrückten Figuren tragen dazu bei, dass das hier immer mal wieder amüsant ist, auch wenn bei der Odyssee einiges ziellos vor sich hin plätschert.
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