Rammbock
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Rammbock

Inhalt / Kritik

Rammbock
„Rammbock“ // Deutschland-Start: 3. Dezember 2010 (DVD)

Nach der Trennung von seiner Freundin fällt es Michael (Michael Fuith) schwer, die gemeinsame Zeit zu vergessen und er entschließt sich, den Schlüssel zu ihrer Wohnung nicht wie anfangs geplant mit der Post zurückzubringen, sondern ihr diesen persönlich zu überbringen. In Berlin angekommen, macht er sich sogleich auf zur Wohnung, jedoch ist Gabi nirgends anzutreffen, auch seine zahlreichen Anrufe auf ihr Handy bleiben unbeantwortet. In der Wohnung befinden sich statt Gabi zwei Heizungsmonteure, die aber auch nicht wissen, wo sie sich befindet, sodass Michael beschließt, zu warten. Als der ältere der beiden Handwerker einen Tobsuchtsanfall bekommt und sowohl auf Michael wie auch den Gesellen Harper (Theo Trebs) losgeht, können die beiden sich nur unter Aufbietung ihrer gemeinsamen Kräfte wehren. Im Treppenhaus erkennen sie, dass der Angriff kein Einzelfall ist, denn fast in jeder Wohnung ereignen sich ähnliche Attacken und auch in den Nachrichten werden auf einmal Sondersendungen geschaltet, in denen davon die Rede ist, dass sich Menschen in reißende Bestien verwandeln und durch Bisse andere anstecken.

Mut zum Genre

Die deutsche Filmlandschaft ist zwar für ihre Literaturverfilmungen und Dramen bekannt, aber weniger für Genrefilme, speziell aus dem Bereich Horror, was es doppelt ungewöhnlich macht, dass Regisseur Marvin Kren (Freud) für seine Idee zu einem Zombiefilm Geldmittel bekam. Dies verdankt er, wie er in Interviews erklärt, dem ZDF, genauer gesagt, dem „Kleinen Fernsehspiel“, dessen Mitarbeiter sehr offen für das Drehbuch Benjamin Hesslers waren, welcher schon eine ganze Weile diese Idee mit sich herumgetragen hatte. Mit Rammbock ist dabei ein Werk entstanden, welches nicht unbedingt Neuland im Genre beschreitet, das sich jedoch durch seine Figurenzeichnung und Raumdramaturgie auszeichnet.

Wie man seit George A. Romeros Die Nacht der lebenden Toten weiß, ist gerade der Zombiefilm ein recht dankbares Format, wenn man als Regisseur auf ein nur geringes Budget zurückgreifen kann, wobei die Kunst ist, die zur Verfügung stehenden Mittel auch wirkungsvoll einzusetzen. In diesem Sinne beweist Rammbock die Kreativität der Beteiligten, welche mittels einer minimalistischen Inszenierung eine Atmosphäre der Klaustrophobie, der Eskalation und der Hilflosigkeit zu vermitteln wissen. Der größtenteils als Kammerspiel ausgelegte Film konzentriert sich auf Michael und Harper, wie die beiden sich in der Wohnung arrangieren und sich letztlich einen Plan zur Flucht zurechtlegen, wobei das Innenleben der Figuren reduziert und nur auf wenige Momente beschränkt dargestellt wird. Insbesondere der Konflikt Michaels, der sich zwischen Überleben und seinen nach wie vor starken Gefühlen zu seiner Ex-Freundin entscheiden muss, wird interessant dargestellt, wenn dieser beispielsweise es gar nicht gerne sieht, wenn Harper das Besteck in deren Wohnung zu Tötungswerkzeugen umbaut und beschädigt.

Immer weniger Raum

Im Kontext dieser Inszenierung ist der Rammbock ein wichtiges Symbol zur Erweiterung des Raumes und damit eine Art Befreiungsschlag. In der vielleicht interessantesten Sequenz des Filmes verhandeln Michael und Harper über den für Berlin so typischen Innenhof, zusammen mit den noch überlebenden Nachbarn, über Fluchtversuche und Medikamente, die einer von ihnen dringend benötigt und dafür Lebensmittel im Tausch anbietet. Das Eigentum und das Heim sind für sie alle zur eine Falle geworden, oder vielmehr einem Gefängnis, von dem sie sich Stück für Stück lösen müssen, wobei die Zerstörung der Wohnung eine Affirmation der äußeren Umstände darstellt. Kren und Kameramann Moritz Schultheiß inszenieren diese Idee des Raumes als Stätte der Erinnerung, als Heimat und letztlich als Gefängnis sehr wirkungsvoll, wobei die Notwendigkeit des Handelns an vielen Stellen unterstrichen wird.

Mag Rammbock das Genre nicht gerade neu erfinden, so sollte man schließlich doch noch die Laufzeit des Filmes erwähnen. Während andere Genrebeiträge 90 Minuten oder gar länger (teilweise gar ganze Serienstaffeln) verwenden, schaffen es Kren und sein Team, diese Themen mit wenigen Mitteln und in weniger als einer Stunde zu behandeln. Auch dies zeichnet Marvin Krens Film aus und macht ihn ausgesprochen kurzweilig.

Credits

OT: „Rammbock“
Land: Deutschland
Jahr: 2010
Regie: Marvin Kren
Drehbuch: Benjamin Hessler
Musik: Marco Dreckkötter, Stefan Will
Kamera: Moritz Schultheiß
Besetzung: Michael Fuith, Theo Trebs, Anka Graczyk, Emily Cox, Sebastian Achilles, Nenad Lucic

Bilder

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Rammbock
fazit
"Rammbock" ist ein sehr unterhaltsamer und gut inszenierter Horrorfilm aus Deutschland. Marvin Kren gelingt ein überzeugender, wenn auch nicht sonderlich innovativer Beitrag zum Genre, von denen es hierzulande leider viel zu wenige gibt, wobei das Talent durchaus vorhanden ist, was "Rammbock" mehr als deutlich beweist.
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