Empire of Light
© Searchlight Pictures

Empire of Light

„Empire of Light“ // Deutschland-Start: 20. April 2023 (Kino)

Inhalt / Kritik

England, 1980: Hilary Small (Olivia Colman) arbeitet als Foyer Managerin in dem altehrwürdigen Kino Empire. Filme sieht sie dort keine. Und doch gibt ihr diese Arbeit Halt, während sie parallel mit ihrer bipolaren Störung und ihrem übergriffigen Chef Donald Ellis (Colin Firth) zu kämpfen hat. Denn obwohl der verheiratet ist, nötigt er sie immer wieder zu Sex. Diese Routine wird gestört, als Stephen Murray (Micheal Ward) zum Team hinzustößt. Auf Anhieb fühlt sich die Mittvierzigerin zu dem deutlich jüngeren, dunkelhäutigen Mann hingezogen. Und so beginnen die zwei zunächst heimlich eine Affäre, die Hilary so viel Aufschwung verleiht, dass sie sogar ihre Medikation absetzt. Doch diese Hochphase wird von einer Reihe von Problemen begleitet …

Das Kino als Fluchtort

Es gehört bei vielen Filmfans zu den beliebten Ritualen: das jährliche Spekulieren, welche Filme in der Awards Season abräumen werden und welche leer ausgehen. Manchmal werden die Erwartungen erfüllt, bei anderen Fällen kommt es zu Überraschung. So auch 2022/2023, als eine Reihe hoch gehandelter Werke baden gingen. Während es vor allem das spektakuläre Scheitern von Projekten wie Babylon – Rausch der Ekstase war, welches viel diskutiert wurde, ist mit Empire of Light ein anderer Hochkaräter so unbeachtet geblieben, dass der Misserfolg nicht einmal aufgefallen ist. Dabei ist ein Film, der von Filmen handelt, eigentlich ein Selbstläufer. Umso mehr, wenn Sam Mendes (American Beauty, 1917) Regie führt, der immer für diverse Oscar-Nominierungen gut ist. Gleiches gilt für Hauptdarstellerin Olivia Colman (The Favourite – Intrigen und Irrsinn). Stattdessen spielte das Drama überhaupt keine Rolle, wurde auch in den Kinos mit Missachtung gestraft.

Ein Grund dafür könnte sein, dass Mendes, der hier auch das Drehbuch schrieb, sich nicht genau festlegen konnte oder wollte, wovon sein Film denn nun handeln soll. So spielt die Geschichte von Empire of Light zwar in einem Kino. Immer wieder wird auch der spezielle Zauber der bewegten Bilder heraufbeschworen. Aber über weite Strecken ist das Lichtspielhaus ein bloßes Setting. Tatsächlich sind der Protagonistin die Filme egal, sie selbst hat noch keinen in dem Kino gesehen, wie wir an mehreren Stellen erfahren. Auch wenn Mendes immer wieder seine Faszination für den Ort deutlich macht, verbunden mit einer Notalgie für eine Zeit, als Kinofilme tatsächlich Ereignisse waren, handelt es sich hier nicht um eine reine Verklärung, wie es Babylon am Ende war. Vielmehr ist das Kino ein Fluchtort, an dem die beiden Hauptfiguren die Welt da draußen vergessen können.

Außenseiter-Melodram

Verbunden ist das mit dem Porträt zweier Menschen, die jeweils auf ihre Weise Außenseiter sind. Während Hillary an psychischen Problemen leidet und wohl auch durch die Medikamente immer wieder apathisch ist, da hat Stephen eine große Lebenslust und ist allein durch seinen Charme mitreißend. Doch er ist eben schwarz, was ihn im England der 1980er zu einer Zielscheibe macht. Empire of Light versucht diese verschiedenen Themen irgendwie zusammenzuführen, was aber nur bedingt funktioniert. Hinzu kommt, dass Mendes eine Vorliebe für Exzesse zeigt und immer mal wieder gern besonders dick aufträgt. Tatsächlich neigt der Film zuweilen zum großen Melodram, feiert die großen Momente.

Dabei gibt es durchaus auch schöne, die etwas kleiner sind. Für diese lohnt es sich, hier einmal vorbeizuschauen. Schauspielerisch ist das sowieso großes Kino, wenngleich Colman mit der bipolaren Protagonistin auch eine Rolle hat, bei der sich das anbietet. Und dann wären da noch die Bilder: Kamera-Meister Roger Deakins bringt eine ganze Reihe erlesener Aufnahmen auf die Leinwand, die ihm seine 16. Oscar-Nominierung bescherten. Es sollte die einzige sein, die Empire of Light erhalten würde. Aber der Wert von Filmen macht man bekanntlich nicht an den Preisen oder dem Einspielergebnis fest. Wer damit leben kann, dass Mendes hier ein bisschen viel in die Geschichte quetschen wollte, findet ein Drama, das mal berührend, mal schockierend und manchmal einfach nur schön ist.

Credits

OT: „Empire of Light“
Land: UK
Jahr: 2022
Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Sam Mendes
Musik: Trent Reznor, Atticus Ross
Kamera: Roger Deakins
Besetzung: Olivia Colman, Micheal Ward, Colin Firth, Toby Jones, Tom Brooke, Tanya Moodie

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2023 Beste Kamera Roger Deakins Nominiert
BAFTA 2023 Bester Film Nominiert
Bester Nebendarsteller Micheal Ward Nominiert
Beste Kamera Roger Deakins Nominiert
Golden Globes 2023 Beste Hauptdarstellerin (Drama) Olivia Colman Nominiert

Filmfeste

Telluride Film Festival 2022
Toronto International Film Festival 2022
Hofer Filmtage 2022

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Empire of Light
fazit
„Empire of Light“ mag gemessen an den Erwartungen enttäuschend sein, ist für sich genommen aber ein guter Film. Das Drama um eine psychisch kranke Mittvierzigerin, die sich in einen deutlich jüngeren Schwarzen verliebt, kombiniert schockierende mit schönen Szenen, ist gleichzeitig Filmhommage und Porträt einer hässlichen Gesellschaft.
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7
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