Disney Villains Cursed Café

Eigentlich sind Schurken und Schurkinnen in Filmen ja dafür da, damit das Publikum eine antagonistische Figur hat, die man verabscheuen darf und die einen dazu bringt, die Hauptfigur anzufeuern. Diese Gegenseite muss nur böse sein, seine Funktion erfüllen und am Ende besiegt werden. Mehr braucht es normalerweise nicht, weshalb sie zumindest früher gern sehr einseitig beschrieben wurden. Das heißt aber nicht, dass man diese Charaktere nicht auch irgendwie anderweitig nutzen kann. Disney hat vor einiger Zeit bereits erkannt, dass man nicht nur mit den Guten ordentlich Kasse machen kann, sondern auch mit den Bösen. Und so wurde daraus ein ganzes Franchise mit den Namen Disney Villains, das unter anderem Bücher und Brettspiele enthält. Und eben auch Videospiele.

Ein Trank für die Schurken

In Disney Villains Cursed Café verschlägt es die Spieler und Spielerinnen, wie es der Titel schon vorgibt, in ein ganz besonderes Café. Nicht nur, dass dort ausschließlich finstere Gestalten verkehren. Genauer bekommen wir es mit Ursula (Arielle, die Meerjungfrau), Gaston (Die Schöne und das Biest), Dornröschen (Dornröschen), die böse Königin aus Schneewittchen und die sieben Zwerge, Dschafar (Aladdin), Captain Hook (Peter Pan), Cruella (101 Dalmatiner) und Yzma (Ein Königreich für ein Lama) zu tun. Serviert werden zudem magische Tränke, die man selbst zubereiten darf. Die Effekte sind dabei sehr unterschiedlich, reichen von Teleportation über Verwandlungen bis zur Ideenfindung, je nachdem, was es in der aktuellen Situation braucht.

Spielerisch haben wir es mit einer Visual Novel zu tun, in der nach und nach die obigen Figuren an den Tresen treten und einen Trank bestellen. Meistens haben sie sehr genaue Vorstellungen davon, was sie wollen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass man diese Bestellungen wortwörtlich nehmen muss. Tatsächlich kann man diesen Gestalten auch ganz andere Tränke servieren. Man muss dann nur mit den Folgen leben, wenn die notorisch bösartigen Leute nicht ihren Willen bekommen. Die Kunst in Disney Villains Cursed Café besteht darin, das beabsichtige Ziel zu erfüllen und zugleich in weniger fiese Richtungen zu lenken. Anstatt beispielsweise andere Leute dazu zu zwingen, etwas für die Bösewichter zu tun, kann man auch etwas tricksen und Überzeugungsarbeit leisten.

Einem Rätsel auf der Spur

Während man auf diese Weise den diversen bekannten Figuren während ihrer individuellen Abenteuer folgt, gilt es, noch das Rätsel um den verschwundenen Vorbesitzer des Cafés zu finden. Was ist mit diesem geschehen? Was hat es mit kryptischen Einträgen im Buch auf sich? Tag für Tag verbringen wir in Disney Villains Cursed Café so Zeit in dem Café, finden neue Rezepte, erhalten Hinweise und kommen so der Wahrheit auf die Spur. Abwechslungsreich ist das dann nicht. So besteht jeder Tag aus genau drei Trankaufträgen, wobei nur der letzte eine wirkliche Entscheidung beinhaltet. Diese Entscheidungen sind zudem nicht schwierig, man bekommt sehr genau gesagt, was der beste Weg wäre. Visuell ist das auch schlicht, es gibt nur drei Positionen im Café, auch bei den Figuren wird nicht viel geändert.

Dafür ist das zu einem günstigen Preis verkaufte Videospiel ganz amüsant. Wenn beispielsweise Maleficent nach Wegen sucht, um per Follower die Weltherrschaft zu erlangen oder Hook Unterstützung bei seinen zum Scheitern verurteilten Theaterambitionen braucht, dann gibt es immer wieder lustige Fish-out-of-Water-Momente. Dabei verlieren die sechs Schreckgestalten an ihrem Schrecken, sie wirken vielmehr deplatziert und völlig überfordert damit, sich in der realen Welt zurechtzufinden. Da die einzelnen Kapitel in Disney Villains Cursed Café schön kurz ist und man innerhalb weniger Stunden bis zum Ende kommt, kann man als Fans der Disney-Zeichentrickfilme auf jeden Fall einen Blick riskieren. Man darf nur kein besonders interaktives Game erwarten, hier wird vor allem gelesen, weniger gehandelt.