Mickey 17
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Mickey 17
„Mickey 17“ // Deutschland-Start: 6. März 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

So ganz wusste Mickey Barnes (Robert Pattinson) ja nicht, worauf er sich einlässt, als er sich dafür einschreibt, ein Expendable zu werden. Sonst hätte er sich das vielleicht zweimal überlegt. Als Expendable reist er mit dem Raumschiff Drakkar und rund 200 Kolonisten auf den Planeten Niflheim. Während das von Kenneth Marshall (Mark Ruffalo) und seiner Frau Ylfa (Toni Collette) geleitete Team versucht, den lebensfeindlichen Planeten für die Menschheit bewohnbar zu machen, ist Mickey für die gefährlichen Aufgaben zuständig, etwa für das Testen neuer Seren oder die Erkundung der Umgebung. So gefährlich, dass er stirbt, viele, viele Male. Dank eines speziellen Bioprinters wird jedoch nach jedem Ableben einfach eine neue Version hergestellt, welche die Erinnerungen des Vorgängers beibehält. Inzwischen hat sich Mickey daran gewöhnt, immer wieder getötet zu werden, er ist mittlerweile bei Nummer 17 angekommen und hat mit Nasha Barridge (Naomi Ackie) sogar eine Partnerin gefunden. Doch diese tödliche Routine wird eines Tages überraschend gestört …

Was lange währt, wird endlich gut

Bekannt ist Bong Joon-ho natürlich schon lange. War sein Debüt Hunde, die bellen, beißen nicht, eine schwarzhumorige Komödie, 2000 noch ein Geheimtipp, machte ihn sein Zweitwerk Memories of Murder, welches einen wahren Kriminalfall bearbeite, 2003 zum Star. Und doch werden den südkoreanischen Regisseur viele erst durch sein 2019 veröffentlichtes Ausnahmewerk Parasite kennengelernt haben. Der Satire-Thriller-Mix um eine Familie, die sich bei einer anderen einnistet, lief auf zahlreichen Festivals, war ein Hit in den Kinos und erhielt den Oscar für den besten Film des Jahres – als erster nicht-englischsprachiger Film. Umso größer sind die Erwartungen an seinen folgenden Film. Umso mehr durfte man von den endlosen Verschiebungen genervt sein. Eigentlich hätte Mickey 17 vor rund einem Jahr bereits veröffentlicht werden sollen. Im Anschluss wurde der Erscheinungstermin so oft hin und her geschoben, dass man die Hoffnung aufgeben durfte, dass da überhaupt noch etwas kommt. Nun ist das Werk da – und war jede Minute des Wartens wert.

Dabei ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Edward Ashton ein Film, über den man im Vorfeld möglichst wenig wissen sollte. Zwar sind die Wendungen nicht ganz so überraschend wie bei Parasite vor knapp sechs Jahren, da der Trailer auf fahrlässige Weise vieles vorab verrät. Aber selbst mit dem Vorwissen geht es hier drunter und drüber. Das fängt schon damit an, dass Bong auf die beliebte Erzähltechnik zurückgreift, mitten in einer unglaublichen Szene anzufangen, um dann sehr ausführlich zu erzählen, wie es zu dieser kam. Bis man erst einmal weiß, worum es eigentlich in Mickey 17 geht, ist schon eine ganze Weile vergangen. Langweilig wird es einem dabei nicht, da die Geschichte um einen Mann, der auf gewisse Weise ständig stirbt und wiedergeboren wird, originell ist. Sie ist vor allem sehr unterhaltsam erzählt.

Brillanter Genremix, unterhaltsam und nachdenklich

Über weite Strecken ist Mickey 17 dann auch eine Komödie, die von der Absurdität der Ereignisse lebt. Ähnlich zu The Monkey sind da einige groteske Sterbeszenen dabei, mit Lust am schwarzen Humor. Teilweise ist der Film aber auch eine Satire auf eine kapitalistische Konsumgesellschaft, in der die Einzelnen keine Bedeutung haben. Man geht hier jedoch ein ganzes Stück weiter, zeigt sich noch kaltschnäuziger, als es in der Gegenwart bereits der Fall ist. Im weiteren Verlauf verschieben sich Tonalität und Fokus jedoch mehrfach, wie schon beim letzten Film von Bong ist auch das hier ein Werk, das mehrere Genres umfasst. Komödie und Science-Fiction treffen auf Romanze und Thriller. Es gibt Actionszenen, Abenteuer, aber auch dramatische Momente, die einem zu Herzen gehen.

Sie stimmen auch nachdenklich. Tatsächlich wird es dieses Jahr kaum einen anderen Film geben, der derart dazu geeignet ist, philosophische Diskussionen zu führen. Da geht es um den Wert des Lebens, geht es um Identität, um die Frage, was uns eigentlich ausmacht. So grotesk das Szenario ist, die Klasse von Mickey 17 besteht darin, wie ganz irdische, geradezu alltägliche Stoffe verarbeitet werden und man über diese viel sprechen und grübeln kann. Man kann sich aber auch einfach zurücklehnen und seinen Spaß haben, sei es mit dem Humor, den späteren spannenden Eskalationen und der fantastischen Optik. Gerade auch das Creature Design bleibt einem in Erinnerung und wäre für jeden Horrorfilm, jedes Abenteuer eine Bereicherung gewesen.

Zutiefst menschlich

Noch mehr aber ist es das Ensemble, welches den Film trägt. Während sich Collette und Ruffalo ungeniert dem Overacting hingeben und vergnügliche Karikaturen schaffen, da ist es Robert Pattinson, der die vielen Stränge, Gedanken und Genres zusammenhält und hier seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Auch wenn es rund ein Jahr vor den Oscars vermessen ist, darüber nachzudenken, wer am Ende gewinnen wird: An dem, was der Engländer hier vorlegt, muss man erst einmal vorbeikommen. Mickey 17 mag von fremden Planeten erzählen, von Monstern und futuristischen Techniken. Und doch ist Bong ein zutiefst menschlicher Film geglückt, mit einer lebensbejahenden Aussage, wie sie im Moment nicht willkommener sein könnte.

English review

Mickey Barnes (Robert Pattinson) didn’t really know what he was getting into when he signed up to become an Expendable. Otherwise he might have thought twice. As an Expendable, he travels to the planet Niflheim with the spaceship Drakkar and around 200 colonists. While the team led by Kenneth Marshall (Mark Ruffalo) and his wife Ylfa (Toni Collette) tries to make the hostile planet habitable for humanity, Mickey is responsible for the dangerous tasks, such as testing new serums or exploring the surrounding area. So dangerous that he dies many, many times. However, thanks to a special bioprinter, after each death a new version is simply produced that retains the memories of the predecessor. Mickey has now gotten used to being killed again and again, he has now reached number 17 and has even found a partner in Nasha Barridge (Naomi Ackie). But one day this deadly routine is unexpectedly disrupted…

Well worth the wait

Of course, Bong Joon-ho has been known for a long time. While his debut Barking Dogs Never Bite, a darkly humorous comedy, was still an insider tip in 2000, his second work Memories of Murder, which deals with a true crime, made him a star in 2003. And yet many will only have gotten to know the South Korean director through his exceptional work Parasite, published in 2019. The satirical thriller mix about a family that settles in with another family was shown at numerous festivals, was a hit in the cinemas and received the Oscar for best film of the year – the first non-English language film to do so. The expectations for his next film are all the greater. The endless postponements made it all the more annoying. Actually, Mickey 17 should have been released around a year ago. Afterwards, the release date was pushed back and forth so often that one had to give up hope that anything would come out at all. Now the film is here – and it was worth every minute of waiting.

The adaptation of Edward Ashton’s novel of the same name is a film about which you should know as little as possible in advance. The twists are not quite as surprising as they were in Parasite almost six years ago, as the trailer carelessly reveals a lot in advance. But even with prior knowledge, things go haywire here. It starts with Bong resorting to the popular narrative technique of starting in the middle of an incredible scene and then telling in great detail how we got here. It’s been quite a while before you know what Mickey 17 is actually about. You won’t get bored because the story about a man who keeps dying and being reborn in a certain way is original. Above all, it is told in a very entertaining way.

Brillant genre mix, complex and entertaining

For the most part, Mickey 17 is a comedy that thrives on the absurdity of the events. Similar to The Monkey, there are some grotesque death scenes, with a touch of black humor. In part, the film is also a satire on a capitalist consumer society in which individuals have no meaning. However, we are going a lot further here and are showing ourselves to be even more callous than is already the case today. As the film progresses, however, the tone and focus shift several times; as with Bong’s last film, this is also a work that encompasses several genres. Comedy and science fiction meet romance and thriller. There are action scenes, adventures, but also dramatic moments that touch your heart.

They also make you think. In fact, there will hardly be another film this year that is as capable of sparking philosophical discussions. It’s about the value of life, about identity, about the question of what actually defines us. As grotesque as the scenario is, the great thing about Mickey 17 is how everyday topics are processed and how you can talk and think about them a lot. But you can also just sit back and have fun, be it with the humor, the later exciting escalations and the fantastic visuals. The creature design in particular remains in your memory and would have been an enrichment for any horror film or adventure.

Deeply human

But even more so, it is the ensemble that carries the film. While Collette and Ruffalo unabashedly indulge in overacting and create enjoyable caricatures, it is Robert Pattinson who holds the many strands, ideas and genres together and proves his versatility here. Even if it’s presumptuous to think about who will win in the end a year before the Oscars 2026: it’s a very high bar that the Englishman is setting here. Mickey 17 may tell of alien planets, monsters and futuristic technologies. And yet Bong has succeeded in making a deeply human film, with a life-affirming statement that couldn’t be more welcome at the moment.

Credits

OT: „Mickey 17“
Land / Country: USA, Südkorea
Jahr / Year: 2025
Regie / Director: Joon-ho Bong
Drehbuch / Script: Joon-ho Bong
Vorlage / Novel: Edward Ashton
Musik / Music: Jung Jae-il
Kamera / Director of Cinematography: Darius Khondji
Besetzung / Cast: Robert Pattinson, Naomi Ackie, Steven Yeun, Toni Collette, Mark Ruffalo

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Mickey 17
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fazit
„Mickey 17“ spielt auf einem fremden Planeten, der kolonisiert werden soll, auch dank eines Menschen aus dem Bioprinter, der wieder und wieder stirbt. Das ist komisch, spannend und doch auch dramatisch. Während Bong Joon-ho die verschiedensten Genres streift und fantastische Szenarien aufzeigt, erzählt er eine zutiefst menschliche Geschichte, über die man viel nachdenken kann, die zugleich aber unsterblich komisch ist – nicht zuletzt wegen eines enorm wandelbaren Robert Pattinson.
summary
“Mickey 17” takes place on an alien planet that is to be colonized, thanks in part to a human from the bioprinter who dies again and again. It's funny, exciting and yet also dramatic. While Bong Joon-ho touches on a wide variety of genres and presents fantastic scenarios, he tells a deeply human story that is a lot to think about, but at the same time funny - not least because of an extremely versatile Robert Pattinson.
9
von 10